Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
Vom Netzwerk:
gefrühstückt hätte, hätte sich wahrscheinlich ihr Magen umgedreht. Die Sonne war jetzt aufgegangen und schien direkt auf die Scheiben. Im Führerhaus war es so heiß wie in einer Sauna. Daniele strich über ihren Arm:
    „Da, schauen, über 500 Meter über Meer, ist das nicht wunderschön?“ Judith wollte ihn am liebsten anschreien, dass er seine dreckigen Pfoten von ihrem Arm weglassen sollte. Stattdessen lächelte sie.
    „Oh ja, schön, sehr, sehr schön.“ Sie versuchte, nicht zu begeistert zu klingen, damit es sich nicht nach einer Bitte um Nachschlag anhörte.
    „Cap Ferrat, schauen Sie, da unten“, sagte er, während er eine mörderische Kurve nahm. Judith schloss ganz fest die Augen, sie wusste nicht mehr, wovor sie mehr Angst hatte, davor, dass Daniele aufdringlich werden könnte oder davor, dass er sie inklusive Laster die Klippen hinunterstürzte. Daniele fuhr nicht wie ein Busfahrer der Wolfsburger Verkehrsbetriebe, sondern wie ein balinesischer Taxi-Fahrer auf Speed.
    „Judith, Sie gucken müssen, nicht machen Augen zu“, sagte er zu ihr. Wie hatte er eigentlich gesehen, dass sie die Augen zusammengekniffen hatte? Der Kerl sollte nach vorne gucken, verdammt noch mal, bei den Kurven.
    „Beachten Sie mich einfach nicht, sonst landen wir noch den Abhang hinunter“, sagte sie, schief lächelnd.
    „Sie haben Angst? Sie brauchen keine Angst haben bei Daniele, Daniele bester Autofahrer von Welt.“ An einem Mangel an Selbstvertrauen litt Daniele offenbar nicht. „Sie sind das erste Mal hier unten an der Küste?“, fragte er.
    „Ja“, sagte sie, „das erste Mal.“
    „Dann wir machen Halt bei Le Vistaero“, sagte er. „Grace Kelly, Sie kennen Grace Kelly?“
    Natürlich kenne ich Grace Kelly, du Dumpfbacke, dachte sie und sagte: „Klar.“
    „Monaco im Morgenlicht, wunderbar!“
    Monaco im Gegenlicht, dachte sie, während ihr die Sonne in die Augen stach. Sie war kurz davor, zu beten, und das tat sie nur in den heikelsten Situationen ihres Lebens. Also faktisch nie. Am liebsten hätte sie laut geschrien. Dieser Gestank in der Karre, dieser aufdringliche Daniele, diese gefährliche Gurkenstraße, was für eine blöde Idee von Lady Kaa.
    „Voilà, Le Vistaero“, sagte Daniele, brachte den LKW mit quietschenden Bremsen zum Stehen und schaltete den Motor aus. „Los, trauen Sie sich, schöne Frau“, sagte er und legte sich über sie, um ihr die Beifahrertür zu öffnen. Er roch nach tagealtem Schweiß. Judith hätte sich fast übergeben. So schnell sie konnte, kletterte sie aus dem Wagen. An der frischen Luft ging es ihr sofort besser, ihre aufgebrachten Magennerven beruhigten sich schnell. Die Aussicht auf Monaco war wirklich fantastisch, wenn man gerade dafür in Stimmung war. Judith war nicht in Stimmung. Was sollte sie tun? Sie musste irgendwie nach Italien. Um diese Zeit war hier oben noch kaum eine Menschenseele, sie hatte also keine andere Wahl als wieder in dieses stinkende Führerhaus zu klettern.
    „Danke, Daniele“, sagte sie, „das ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie mir das gezeigt haben. Das ist wirklich atemberaubend.“ Sie hatte ja gelernt, ehrlich zu sein. In Gedanken überschlug sie ihren Tascheninhalt. Sie hatte nichts dabei, womit sie sich gegen ihn wehren könnte. Wenn man mal von ihren Händen und Füßen absah. Sie setzten ihre halsbrecherische Fahrt fort, kamen endlich nach Menton.
    „Wir kommen jetzt zur Grenze nach Italia“, sagte er. Halleluja! „Wohin wollen Sie in Italien?“, fragte er sie.
    „Nach Genua.“
    „Ich habe Idee, Judith“, sagte er. „Ich bringe LKW zurück auf Hof, und dann wir nehmen meine Auto und ich fahren Judith nach Genova.“ Bitte, alles, nur das nicht!
    „Das kann ich nicht annehmen“, sagte sie.
    „Doch, doch, Sie können, es mir große Freude, fahren eine so hübsche Frau aus Alemania.“
    „Nein, das erlaube ich Ihnen nicht, Daniele, bitte bringen Sie mich zum Bahnhof in Ventimiglia.“ Sie diskutierten noch eine Weile, sie wusste nicht mehr, wie sie sich wehren sollte. Die Vorstellung, noch eine Weile mit diesem stinkenden Kerl in einem Auto zusammengepfercht zu sein, machte sie fast panisch. Aber wie sollte sie sich wehren? Es half nichts. Daniele sagte gar nichts mehr, er fuhr einfach durch die Mautstelle auf die A-10, und kurz darauf waren sie in Ventimiglia. Sie fuhren am Bahnhof vorbei, aber er hielt nicht an.
    Was sollte sie tun? Einfach aussteigen an der nächsten Ampel? So unhöflich war sie nicht. Sie musste

Weitere Kostenlose Bücher