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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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drehte sich abrupt weg. „Ich kann nicht Lindi, bitte, ich denke Tag und Nacht an dich, das geht so nicht weiter“, sagte er. Er hatte es gesagt, juhu, er hatte es gesagt. Linda war die glücklichste Frau auf der Welt. Ihr Bruder liebte sie genauso, wie sie ihn. Noch auf dem Flughafen rang sie ihrem Vater die Erlaubnis ab, Siggi in den Osterferien in New York besuchen zu dürfen.

La Corniche
    Lady Kaa hatte ihr am Telefon eine Idee gegeben, wie sie verschwinden könnte, ohne die Behörden auf sich aufmerksam zu machen. Sie hatte jetzt ein Ziel: Cours Saleya, der Blumenmarkt in Nizza. Innerlich dankte sie dem lieben Gott, an den sie sich eigentlich immer nur erinnerte, wenn sie total verzweifelt war, dass Lady Kaa sich offensichtlich halbwegs auskannte an der Riviera. Wahrscheinlich hatte sie sich mit Brigitte Bardot und Gunther Sachs geduzt, bei der Frau wunderte sie überhaupt nichts mehr. Sie musste also nach Nizza kommen, aber wozu hat man ein Smartphone, sie musste sich einfach ein Taxi rufen. Zunächst mäanderte sie noch ein wenig zwischen den Straßen hin und her, falls irgendein Verfolger ihr auf den Fersen war. Aber sie hatte niemanden mehr gesehen. In der Rue Gallice blieb sie stehen. Dann rief sie bei der Zentralnummer für die Riviera-Taxis an und bestellte sich ein Taxi zum Hotel Juana. Sie hatte keine Ahnung, was die Dame da ins Telefon zwitscherte, Französisch war nicht ihre Sprache, aber sie blieb auf jeden Fall in der Nähe des Hotels stehen und wartete und wartete und wartete. Gerade, als sie schon dachte, da würde nie mehr ein Taxi kommen, bog ein Wagen um die Ecke. Erleichtert ließ sie sich in die Polster sinken.
    „Cours Saleya“, sagte sie weisungsgemäß, und los ging die Fahrt nach Nizza. Draußen wurde es langsam hell, aber sie hatte überhaupt keinen Blick für die Schönheiten der Gegend, sie blickte sich ständig um, immer in der Angst, verfolgt zu werden. Aber wer sollte sie eigentlich verfolgen? Nils? Der saß sicher noch bei der Polizei.
    Die Polizei? Wozu? Und wie? Die wussten doch gar nicht, wo sie war. Und wenn Nils Carlotta nicht umgebracht hatte, sondern jemand anderer? Der wäre doch längst abgehauen. Sagte jedenfalls Lady Kaa. Trotzdem hatte sie so ein gemeines Gefühl in der Magengrube. Der Fahrer beobachtete Judith im Rückspiegel. Wahrscheinlich hatte der sich eine eigene Geschichte für sie zurecht gesponnen. Judith schaute sich immer wieder um. Als aus einer Seitenstraße ein schwarzer Renault Scenic direkt hinter dem Taxi einbog, rutschte sie auf ihrem Sitz nach unten, damit sie nicht zu erkennen wäre.
    Als sie am Cours Saleya angekommen waren, guckte Judith vorsichtig aus dem Fenster. Der schwarze Scenic war verschwunden. Sie bezahlte den Fahrer und stieg aus. Noch war es hier menschenleer, aber Lady Kaa hatte ihr prophezeit, dass hier bald die italienischen Laster ankommen würden mit den Blumen aus Ventimiglia. Judith setzte sich auf eine Mauer und wartete. Sie zitterte wie Espenlaub, wie ihr Vater immer sagte, was aber weniger daran lag, dass sie Angst hatte, sondern dass ihr kalt war. Schließlich hatte sie nur das T-Shirt an, in dem sie geschlafen hatte. Die Sonne war zwar schon aufgegangen, aber noch wärmten ihre Strahlen nicht. Vielleicht aber waren es auch ihre Nerven, die sie zittern ließen. Auf was für einen Mist hatte sie sich da nur eingelassen? Immer wieder guckte sie auf ihrem Handy nach der Uhrzeit, ihre Armbanduhr lag ja noch in Juan-les-Pins. Und dann kamen sie, die Lastwagen, wie von Lady Kaa vorausgesagt. So und jetzt musste sie all ihren Mut und noch mehr Charme zusammennehmen und einen Lastwagenfahrer mit einem italienischen Kennzeichen anbaggern. Noch hatte sie keine Ahnung, in welcher Sprache sie das tun sollte, aber es gab natürlich Zeichen, die waren international. Sie hatte so etwas noch nie gemacht und so ganz ungefährlich war das natürlich nicht. Aber sie musste hier weg, da konnte man nicht so wählerisch sein in seinen Mitteln. Sie sah, wie die Stände aufgebaut wurden, die Aufbauer lachten miteinander, Judith hörte die Laster parken und die Helfer fluchen, innerhalb von zehn Minuten war aus dem menschenverlassenen Cours Saleya ein Ort der Geschäftigkeit geworden. Sie nahm einen Spiegel aus ihrer Handtasche und fing an, sich ein wenig zurecht zu zupfen. Ihr Schminkmäppchen hatte sie auch dabei, also durfte es ein bisschen Rouge sein, ein wenig Lipgloss, das musste reichen. Wie sieht es denn aus, wenn eine Tussi morgens um

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