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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Betrag, den May-may an Struan verloren hatte, überstieg den Wert des Hauses. Sie übergab ihm förmlich und mit großem Zeremoniell die Urkunde für das Haus und hielt ihm gleichzeitig ein Päckchen Karten hin. »Doppelt oder nichts, Tai-Pan, auf Schulden hin.«
    Er hatte einen Buben gezogen, und sie hatte gejammert und sich das Haar gerauft. »Wuh-wuh-wuh! Was bin ich für ein Stück Hundefleisch-Huren-Dirne! Ich wofür öffnen meinen glattzüngigen Mund?«
    In tiefstem Schmerz hatte sie die Augen geschlossen, eine Karte herausgezogen, sich zusammengekrümmt und dann die Augen halb geöffnet. Es war eine Königin, und sie kreischte vor Glückseligkeit und warf sich in seine Arme.
    Er hatte mit May-may abgemacht, daß er entweder bald aus Hongkong zurückkehren oder die China Cloud schicken würde, um sie abzuholen, und dann war er zur Deepwater Bay abgesegelt.
    Die Kajütentür wurde geöffnet.
    »Hallo, Vater«, sagte Culum.
    »Hallo, Dirk«, rief Robb.
    »Willkommen an Bord. Hattet ihr eine gute Reise?«
    »Recht gut.« Robb warf sich in einen Sessel. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    »Du siehst erschöpft aus, Robb.«
    »Bin ich auch. Ich habe alles versucht, alles.« Er schlüpfte aus seinem schweren, dampfenden Mantel. »Niemand will uns Kredit geben. Wir sind verloren. Was für Nachrichten bringst du denn, Dirk?« Er fuhr mit der Hand in die Tasche seiner Seemannsjacke und holte einen Brief heraus. »Ich fürchte, ich bringe keine guten. Das ist mit der Post von gestern gekommen. Von Vater.«
    Struans Erregung und Begeisterung über das, was er geschafft hatte, waren wie mit einem Schlag verschwunden. Winifred, dachte er, um sie wird es sich handeln. Er nahm den Brief. Das Siegel war unverletzt. Er erkannte die dünnen Schriftzüge seines Vaters. »Was haben wir sonst für Nachrichten von zu Hause?« fragte er und versuchte, gelassen zu sprechen.
    »Das war alles, Dirk, was gekommen ist. Ich hatte nichts. Leider. Aber was ist mit dir los? Was ist denn mit deinem Gesicht? Hast du dich verbrannt? Es tut mir leid, daß ich dir so wenig helfen konnte.«
    Struan legte den Brief auf den Tisch. »Hast du das Land gekauft?«
    »Nein. Der Landverkauf ist verschoben worden.« Robb versuchte, seine Augen von dem Brief abzuwenden.
    »Er findet morgen statt, Vater. Es war nicht genügend Zeit, um das Land zu vermessen. So wurde die ganze Sache verschoben.« Culum schwankte, als sich das Schiff unter dem Druck der Segel neigte. Er hielt sich am Schreibtisch fest. »Soll ich den Brief für dich öffnen?«
    »Nein, danke. Habt ihr Brock gesehen?«
    »Die White Witch ist vor zwei Tagen von Whampoa zurückgekehrt«, antwortete Robb. »Ihn selber habe ich nicht gesehen. Haben wir tatsächlich wieder Krieg?«
    »Ja«, sagte Struan. »Liegt die Flotte noch immer vor Hongkong?«
    »Ja. Aber als Eliksen mit der Nachricht eintraf, hat sie Gefechtspositionen bezogen. Es wurden Vorpostenschiffe entsandt, um die östliche und westliche Einfahrt abzusichern. Werden sie Hongkong angreifen?«
    »Mach dich doch nicht lächerlich, Robbie.«
    Robb blickte auf das Kielwasser des Schiffes hinunter. Dirk hat sich verändert, dachte er. Dann fiel ihm das Wirrwarr in der Kajüte auf. »Warum liegen denn hier so viele Waffen, Dirk? Was ist los?«
    »Was hat Longstaff getrieben, Culum?« fragte Struan.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Culum. »Ich habe ihn nur ein einziges Mal gesehen, und da ging es lediglich darum, seine Einwilligung für die Verschiebung des Termins einzuholen.«
    »Ich habe ihn auch nicht gesehen, Dirk. Nach dem Artikel über uns in der Zeitung hatte ich große Schwierigkeiten, manche Leute überhaupt nur zu sprechen. Besonders Longstaff.«
    »So? Was ist den passiert?«
    »Ich habe ihn am nächsten Tag aufgesucht, und er sagte: ›Stimmt das wirklich?‹ Und als ich antwortete: ›Ja‹, nahm er eine Prise Schnupftabak und erklärte: ›Schade. Aber ich habe viel zu tun, Robb. Leben Sie wohl.‹ Und damit schenkte er sich noch ein Glas Portwein ein.«
    »Was hattest du denn erwartet?«
    »Ich weiß nicht, Dirk. Wahrscheinlich hatte ich mit etwas Mitgefühl gerechnet. Oder sogar mit Unterstützung.«
    »Longstaff hat immerhin Culum nicht den Stuhl vor die Tür gesetzt. Das spricht noch für ihn.«
    »Er hat mich nur deswegen behalten, weil im Augenblick niemand da ist, der diese Arbeit für ihn tun könnte«, erklärte Culum. Er hatte während der letzten zwei Wochen zugenommen und seine kränkliche Blässe etwas

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