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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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verloren. »Meiner Ansicht nach freut es ihn, daß wir ruiniert sind. Zumindest«, fügte Culum rasch hinzu, »bin ich für ihn unwichtig. Ich meine, daß Noble House ruiniert ist.«
    »Wenn wir es nicht sind, ist es ein anderes Unternehmen, Culum.«
    »Ja, ich weiß, Vater, ich meinte nur … nun ja, ich glaube, du hattest ein ganz ungewöhnliches Verhältnis zu Longstaff. Weil du reich warst, hat er vor deinem Wissen Kotau gemacht. Aber ohne Reichtum bist du nur ein armer Teufel ohne Erziehung und nicht von ›Familie‹. Und ohne das bist du ihm nicht ebenbürtig. Und wenn du mit ihm nicht auf einer Stufe stehst, kannst du auch kein Wissen haben. Gar keins. Das ist schon recht traurig, muß ich sagen.«
    »Wo hast du ›Kotau‹ gelernt?«
    »Warte, bis du Hongkong siehst.«
    »Was soll das heißen, mein Junge?«
    »In ein paar Stunden sind wir dort. Dann kannst du es selber sehen.« Culums Stimme wurde nun schärfer. »Öffne doch bitte den Brief, Vater.«
    »Die Nachrichten können warten. Winifred war bei deiner Abreise schon schwer krank. Erwartest du ein Wunder?«
    »Ja, ich erhoffe eins. Ich habe so sehr darum gebetet.«
    »Kommt mit mir nach unten«, sagte Struan.
    Die säuberlich aufgestapelten Reihen von Silberbarren schimmerten matt im Schein der schwingenden Laterne im Laderaum. Die Luft war dumpf und von dem unangenehm süßlichen Geruch rohen Opiums durchsetzt. Es wimmelte von Kakerlaken.
    »Das ist doch unmöglich«, flüsterte Robb und berührte das Silber.
    »Ich habe mir nicht vorstellen können, daß es an einem einzigen Ort auf der Erde so viel Silber geben könnte«, stieß Culum benommen hervor.
    »Aber da ist es, wirklich und greifbar«, sagte Struan.
    Robb nahm einen der Barren in die Hand, als wollte er sich überzeugen, und seine Hand zitterte. »Nicht zu glauben.«
    Struan erzählte ihnen, wie er in den Besitz des Silbers gelangt war. Er berichtete von allem, was Jin-kwa gesagt hatte, nur von dem Stempel und den vier halben Münzen, den fünf Lac, die in den Grundstückskauf in Hongkong gesteckt werden sollten, den fünf Lac, die als Sicherheit dienten, und dem einen Lac für Gordon Tschen erzählte er nichts. Er schilderte das Seegefecht mit Brock. Aber May-may erwähnte er nicht.
    »Dieser verfluchte Pirat!« tobte Culum. »Wenn Longstaff davon erfährt, wird er Brock und Gorth aufhängen lassen.«
    »Warum?« fragte Struan. »Brock hat nicht mehr getan als ich. Er ist nur ganz einfach mit mir zusammengestoßen.«
    »Aber das ist doch gelogen. Du kannst beweisen, daß er …«
    »Ich kann und werde gar nichts beweisen. Brock hat es versucht, und es ist ihm mißlungen, das ist alles. Das ist eine Sache unter uns, die niemand sonst etwas angeht.«
    »Das gefällt mir nicht«, erwiderte Culum. »Ein solcher Standpunkt gegenüber einem vorsätzlich begangenen Akt der Seeräuberei ist mit dem Gesetz unvereinbar.«
    »Es wird noch eine Abrechnung geben. Zu einem Zeitpunkt, der mir paßt.«
    »Gott helfe uns, wird sind gerettet«, stieß Robb mit schwacher Stimme hervor. »Jetzt müssen alle unsere internationalen Finanzierungspläne gelingen. Wir werden das reichste Unternehmen in ganz Asien sein. Gott segne dich, Dirk, du bist unglaublich.« Nun, da die Zukunft gesichert war, jubelte Robb innerlich. Jetzt gab es auch für Sarahs ausgefallenste Wünsche Geld genug. Ich kann sofort nach Hause reisen. Vielleicht wird Dirk seine Meinung ändern und niemals von hier weggehen, niemals nach England zurückkehren und das Parlament vergessen. Keine Sorgen mehr. Jetzt kann ich mir ein Schloß kaufen und wie ein Großgrundbesitzer in Ruhe und Frieden leben. Die Kinder werden heiraten und ein angenehmes Leben führen, und es wird noch genug für ihre Kindeskinder übrigbleiben. Roddy kann die Universität beenden, in eine Bank eintreten und braucht sich nicht mehr um den Fernen Osten zu kümmern. »Gott segne dich, Dirk!«
    Auch Culum war völlig außer sich. In seinem Kopf herrschte Aufruhr. Das war nicht einfach nur Silber, sondern Macht. Macht genug, um Gewehre zu kaufen oder Stimmen, mit denen man das Parlament beherrschte. Hier war die Lösung des Problems für die Bewegung der Charter und der Chartisten. Als Tai-Pan kann ich die Macht dieses ganzen Vermögens – und noch mehr – zur Erreichung eines guten Ziels einsetzen. Ich danke Dir, o Herr, betete er inbrünstig, daß Du uns in der Stunde unserer Not beigestanden hast.
    Culum sah seinen Vater nun mit ganz anderen Augen. In den letzten Wochen

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