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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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breitschultrig, mit mächtigen Armen und einem riesigen Kopf. Um das eine Handgelenk trug er die Schlinge eines Kampfeisens. Seitdem das Silber an Bord war, hatte er das Kampfeisen Tag und Nacht getragen und sogar damit geschlafen. »Bei Odins Bart, unsere Ladung ist schlimmer als die Pest.«
    »Noch mehr Ärger?«
    »Ärger, sagen Sie? Niemals auf einem meiner Schiffe, beim Haupt der Mutter von Jesus Christus!« Der kleine mißgestaltete Mann kicherte boshaft. »Zumindest nicht, solange ich wach bin, was, Grünauge?«
    Struan war Orlow vor vielen Jahren begegnet, als dieser durch die Hafengegend von Glasgow irrte. Er war ein Norweger, der sein Schiff vor den gefährlichen Orkneyinseln verloren hatte und kein neues finden konnte. Obwohl die Nationalität auf See keine Rolle spielt, wollte doch kein Reeder einem so seltsamen Mann ein Schiff anvertrauen, der niemanden mit ›Sir‹ oder ›Mister‹ anredete und nur als Kapitän und nichts Geringeres Dienst tun wollte.
    »Ich bin der Beste von der ganzen Welt«, brüllte er zuweilen, und sein fleckiges Gesicht mit der Hakennase erbebte bei diesen Worten vor Zorn. »Ich habe meine Zeit vor dem Mast abgedient – niemals wieder! Probieren Sie's mit mir, und ich werde es beweisen, bei Thors Blut!«
    Struan hatte Orlows Kenntnisse von der See und den Winden, seine Tatkraft und seinen Mut geprüft und nichts an ihm auszusetzen gefunden. Orlow sprach Englisch, Französisch, Russisch, Finnisch und Norwegisch. Er hatte einen klaren Kopf und ein erstaunliches Gedächtnis. Und obwohl er wie ein Kobold aussah und notfalls wie ein Hai zu töten verstand, war er doch ein redlicher und völlig vertrauenswürdiger Mann. Struan hatte ihm erst ein kleines und später ein größeres Schiff anvertraut. Dann einen Klipper. Vor einem Jahr hatte er ihn zum Kapitän auf der China Cloud ernannt; er wußte, Orlow hatte alles, was er von einem Mann verlangte.
    Struan goß sich erneut Tee ein, heißen, süßen, mit einem Schuß Rum. »Sobald Mr. Robb und Culum an Bord sind, nehmen Sie Kurs auf den Hafen von Hongkong.«
    »Je früher, desto besser, was?«
    »Wo ist Mauss?«
    »In seiner Kajüte. Wollen Sie ihn sprechen?«
    »Nein. Und sorgen Sie dafür, daß wir nicht gestört werden.«
    Beim Hinausgehen zerrte Orlow gereizt sein feuchtes Seezeug zurecht. »Je eher wir diese gottverdammte Ladung loswerden, desto besser. Die schlimmste, die ich jemals hatte.«
    Struan antwortete ihm nicht. Er war erschöpft, aber sein Kopf war völlig klar. Fast geschafft, dachte er. Noch ein paar Stunden, und wir sind im sicheren Hafen. Gott sei gedankt für die Royal Navy. Längsseits einer ihrer Fregatten wirst du dir Ruhe gönnen dürfen.
    Die große Kajüte, luxuriös eingerichtet und geräumig, war mit Musketen und Messern, Kampfeisen, Säbeln und Entermessern vollgestopft. Struan hatte die ganze Mannschaft entwaffnen lassen, ehe die Silberbarren an Bord gebracht wurden. Nun trugen nur noch er und Kapitän Orlow Waffen. Struan konnte die bösartig gespannte Atmosphäre, die das ganze Schiff beherrschte, geradezu körperlich spüren. Das Barrensilber hatte jeden einzelnen Mann verseucht. Ja, dachte er, es wird nicht einen unberührt lassen. Nicht einmal Robb. Nicht einmal Culum. Vielleicht nicht einmal Orlow.
    Auf der Seereise, nachdem sie vor der Marmorpagode Anker gelichtet hatten, war Ah Gip in tiefe Bewußtlosigkeit gesunken und gestorben. Struan hatte sie auf See beisetzen wollen, aber auf May-mays Bitten hin hatte er davon abgesehen.
    »Ah Gip war eine treue Sklavin«, hatte sie gesagt. »Es würde bösen Joss bedeuten, sie ihren Eltern nicht zurückzugeben und sie nicht wie eine Chinesin zu bestatten, oh, absolut sehr schlimm, sehr fürchterlich, Tai-Pan.«
    So hatte Struan den Kurs geändert und war nach Macao gesegelt. Dort hatte er mit Mauss' Hilfe einen schönen Sarg erstanden und ihn Ah Gips Eltern gegeben. Außerdem hatte er ihnen zehn Silbertaels für die Bestattung überreicht. Ihre Eltern waren Hoklos, Flußbewohner; sie hatten sich bei ihm bedankt und ihn gedrängt, Ah Gips jüngere Schwester, Ah Sam, an ihrer Stelle zu nehmen. Ah Sam war fünfzehn, ein fröhliches Mädchen mit rundlichem Gesicht; sie sprach auch Pidgin und hatte, bei einer Hoklo höchst ungewöhnlich, gebundene Füße. May-may kannte Ah Sam bereits und mochte sie, und so war Struan einverstanden. Die Eltern hatten dreihundert Silbertaels für Ah Sam verlangt. Struan hätte ihnen das Geld ohne weiteres gegeben, aber May-may

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