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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hat das Recht, auf dem Gipfel zu stehen.«
    Culum schoß das Blut ins Gesicht.
    Robb starrte Struan an. Er haßte ihn. »Du willst gar keinen Tai-Pan in fünf Monaten, Dirk. Du brauchst nur ein Jahr lang ein Kindermädchen. Stimmt's?«
    »Wenn du mir zusicherst, die Sache für fünf Jahre zu übernehmen, dann kannst du dir aussuchen, wen du willst.«
    »Ich kann also Culum sofort ausbooten, wenn ich dir dafür ein Versprechen auf fünf Jahre gebe?«
    »Richtig«, antwortete Struan ohne Zögern. »Meiner Ansicht nach wäre es Zeitvergeudung, aber die Entscheidung läge bei dir.«
    »Siehst du, was die Macht aus einem Mann zu machen vermag, Culum?« stieß Robb mühsam hervor.
    »Noble House in seiner gegenwärtigen Gestalt ist ohne diese Silberbarren tot«, erklärte Struan ohne jeden Groll. »Ich habe euch meine Bedingungen mitgeteilt. Nun müßt ihr euch entscheiden.«
    »Jetzt verstehe ich, warum du in diesen Gewässern so verhaßt bist«, sagte Culum.
    »Wirklich, mein Junge?«
    »Ja.«
    »Wirklich verstehen wirst du das erst, wenn die fünf Jahre um sind.«
    »Dann bleibt mir also keine andere Möglichkeit, Vater. Fünf Jahre oder nichts?«
    »Es ist nichts oder alles, Culum. Wenn du bereit bist, dich mit einem zweiten Platz zufriedenzugeben, der Zweitbeste zu sein, kannst du gleich nach oben gehen. Ich habe nur versucht, dir verständlich zu machen, daß du, um der Tai-Pan von Noble House zu sein, auch bereit sein mußt, ganz allein zu stehen, gehaßt zu werden, ein Ziel von Ewigkeitswert zu haben und willens zu sein, jeden zu opfern, dessen du nicht sicher bist. Weil du mein Sohn bist, biete ich dir heute, obwohl du dich noch nicht bewährt hast, die Möglichkeit, eine gewaltige Macht in Asien auszuüben. Eine Macht, die dir fast alles auf dieser Welt ermöglicht. Ich mache dieses Angebot nicht leichten Herzens, denn ich weiß, was es bedeutet, der Tai-Pan zu sein. Aber entscheide dich, bei Gott!«
    Culums Blicke waren starr auf die Bibel gerichtet. Auch auf das Silber. Ich will nicht der Zweitbeste sein, sagte er zu sich. Soviel weiß ich jetzt. Ein Zweitbester kann niemals Dinge vollbringen, die der Mühe wert sind. Ich habe mehr als reichlich Zeit, mir den Kopf über die Bedingungen, über Jin-kwa, die Chinesen und die übrigen Probleme dieser Welt zu zerbrechen. Vielleicht brauche ich mir überhaupt nie Sorgen darum zu machen, wie ich mich als Tai-Pan benehme; vielleicht hält Robb mich nicht für tüchtig genug. Oh, mein Gott, gib mir die Möglichkeit, mich zu bewähren, um Tai-Pan zu werden, so daß ich meine Macht im Dienst des Guten gebrauchen kann. Laß dies ein Mittel sein. Deine Ziele zu erreichen. Die Charter muß verwirklicht werden. Es ist der einzige Weg.
    Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er griff nach der Bibel. »Ich schwöre bei Gott dem Herrn, mich an diese Bedingungen zu halten. Falls und sobald ich Tai-Pan werde. So wahr mir Gott helfe.« Seine Finger zitterten, als er die Bibel wieder hinlegte.
    »Robb?« sagte Struan ohne aufzublicken.
    »Fünf Monate als Tai-Pan, und ich darf Culum nach Schottland zurückschicken? Alles und jedes nach meinem Willen ändern?«
    »Ja, bei Gott … habe ich es nötig, mich zu wiederholen? In fünf Monaten tust du, was dir beliebt. Falls du auf die anderen Bedingungen eingehst.«
    Im Laderaum wurde es totenstill, nur noch das Geraschel der Ratten war zu hören.
    »Warum solltest du mich ausbooten wollen, Onkel?« fragte Culum.
    »Um deinem Vater weh zu tun. Du bist der Letzte seines Stammes.«
    »Richtig, Robb. Das ist er.«
    »Aber das ist ja fürchterlich, was du da sagst! Fürchterlich.« Culum war entsetzt. »Wir sind doch verwandt. Verwandt!«
    »Ja«, antwortete Robb gequält. »Aber wir haben einander die Wahrheit gesagt. Dein Vater ist bereit, mich, dich und meine Kinder seinen Zielen zu opfern. Warum sollte ich nicht das gleiche tun?«
    »Vielleicht wirst du es tun, Robb. Vielleicht«, sagte Struan.
    »Du weißt doch, daß ich nichts unternehmen werde, was dir weh täte. Herrgott im Himmel, was ist nur mit uns los? Da haben wir etwas Silber erworben, und schon stinken wir vor Habgier nach weiß Gott was. Laß mich bitte gehen. In fünf Monaten. Bitte, Dirk.«
    »Ich muß von hier weg. Nur im Parlament kann ich wirklich Longstaff und seine Nachfolger an den Zügel bekommen – so wie du es tun wirst, sobald du aus Asien weg bist. Dort können wir unsere Pläne verwirklichen. Aber zunächst muß Culum ausgebildet werden. Ein Jahr als Tai-Pan, und du

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