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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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darfst gehen.«
    »Wie soll er das denn in so kurzer Zeit lernen?«
    »In fünf Monaten weiß ich, ob er Tai-Pan werden kann. Wenn nicht, muß ich andere Vorkehrungen treffen.«
    »Was für Vorkehrungen?«
    »Willst du nun auf die Bedingungen eingehen, Robb? Wenn ja, dann schwöre auf die Bibel und laß uns nach oben gehen.«
    »Was für Vorkehrungen?«
    »Mein Gott! Bist du einverstanden, Robb, oder nicht? Ein Jahr oder fünf? Oder überhaupt nicht?«
    Robb verlagerte sein Gewicht, als sich das Schiff bei auffrischendem Wind überlegte. Sein Instinkt warnte ihn davor, diesen Eid abzulegen. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Um seiner Familie willen mußte er es tun. Er nahm die Bibel. Sie wog schwer. »Obwohl ich den Osten und alles, was mit ihm zusammenhängt, hasse, schwöre ich bei Gott, mich nach besten Kräften an die Bedingungen zu halten, so wahr mir Gott helfe.« Er reichte Struan die Bibel. »Ich glaube, du wirst es bereuen, mich als Tai-Pan hier zurückzulassen – auf ein Jahr.«
    »Ich vielleicht. Hongkong nicht.« Struan schlug die Bibel auf und zeigte ihnen die vier halben Münzen, die er auf der Innenseite mit Siegellack befestigt hatte. Dann zählte er alle Bedingungen Jin-kwas auf – mit Ausnahme des einen Lac für Gordon Tschen. Das ist meine eigene Angelegenheit, sagte sich Struan, und dabei schoß ihm der Gedanke durch den Kopf, was Culum wohl von seinem Halbbruder – und von May-may – halten würde, wenn er von ihnen hörte. Robb wußte von May-may, war ihr jedoch niemals begegnet. Struan fragte sich, ob seine Feinde Culum bereits von Gordon und May-may berichtet hatten.
    »Ich glaube, du hattest recht, uns schwören zu lassen, Dirk«, sagte Robb. »Gott allein weiß, welche Teufeleien diese Münzen bedeuten mögen.«
    Nachdem sie in die Kajüte zurückgekehrt waren, trat Struan an den Schreibtisch und riß das Siegel des Briefes auf. Er las den ersten Absatz und brach in Jubel aus. »Sie lebt! Winifred lebt, bei Gott! Sie wird gesund werden!«
    Robb griff nach dem Brief. Struan war ganz außer sich, drückte Culum an sich und begann, einen Jig zu tanzen. Aus dem Jig wurde ein Reel. Struan hakte Culum unter, und sie rissen Robb mit sich. Plötzlich waren Haß und Mißtrauen verschwunden.
    Dann packte Struan sie mit seiner gewaltigen Kraft. »Jetzt zusammen! Eins, zwei, drei!« Und sie brüllten aus vollen Lungen den lateinischen Schlachtruf des Clans.
    »Feri!« Ins Ziel treffen!
    Dann drückte er sie an sich und brüllte: »Steward!«
    Der Seemann kam herbeigestürzt. »Jawohl, Sir?«
    »Eine doppelte Ration Rum für alle Mann an Bord. Befiehl den Dudelsackpfeifer aufs Achterdeck! Dann bring eine Flasche Champagner und noch eine Kanne Tee, bei Gott!«
    »Jawohl, Sir!«
    So schlossen die drei Männer Frieden miteinander. In den geheimsten Tiefen ihrer Herzen aber wußten sie, daß sich zwischen ihnen alles verändert hatte. Zuviel war gesagt worden. Schon bald würden sie getrennte Wege gehen – allein.
    »Was für ein Glück, daß du den Brief erst hinterher geöffnet hast«, sagte Robb. »Danken wir Gott für diesen Brief. Mir war entsetzlich zumut. Ganz schrecklich.«
    »Und mir erst«, sagte Culum. »Lies ihn ganz vor, Vater.«
    Struan ließ sich in dem tiefen Ledersessel nieder und las ihnen den Brief vor. Er war gälisch geschrieben, das Datum war vier Monate alt.
    Parlan Struan schrieb, daß Winifreds Leben zwei Wochen lang an einem Faden gehangen habe. Dann aber hätte sie sich zu erholen begonnen. Die Ärzte wußten keinen Grund dafür anzugeben, sondern hatten nur die Achseln gezuckt und erklärt: »Es ist Gottes Wille.« Sie wohnte bei ihm in der kleinen Kate, die Struan ihm vor vielen Jahren gekauft hatte.
    »Dort wird sie sich wohl fühlen«, sagte Culum. »Aber dort gibt es nur Jagdaufseher und Ziegen, mit denen sie reden kann. Wo wird sie in die Schule gehen?«
    »Soll sie erst einmal gesund werden. Dann ist es noch immer Zeit, sich darüber Sorgen zu machen«, meinte Robb. »Lies weiter, Dirk.«
    Der Brief enthielt Nachrichten über die Familie. Parlan Struan hatte zwei Brüder und drei Schwestern gehabt, und alle waren sie verheiratet gewesen. Nun hatten deren Kinder geheiratet und hatten ebenfalls Kinder. Und auch seine eigenen Kinder, Dirk und Flora aus seiner ersten Ehe und Robb, Uthenia und Susan aus seiner zweiten, hatten Familien gegründet.
    Viele seiner Nachkommen waren ausgewandert: in die Kolonien in Kanada und in die Vereinigten Staaten von Amerika. Ein

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