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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nach. »Sobald wir wieder in Hongkong sind, muß auch dieses heiße Eisen angefaßt werden.«
    »Armer Culum. Es ist nicht so leicht, erwachsen zu werden, was?«
    Struan schüttelte den Kopf. »Das ist niemals leicht.«
    Nach einer Weile sagte Robb: »Erinnerst du dich noch meiner kleinen Freundin, Ming Soo?«
    »Und ob.«
    »Ich frage mich oft, was wohl aus ihr und dem Kind geworden ist.«
    »Mit dem Geld, das du ihr gegeben hast, müßte sie wie eine Prinzessin leben können und einen guten Mann gefunden haben, Robb. Bestimmt ist sie die Frau eines Mandarins geworden. Um sie brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Die kleine Isabel müßte jetzt zehn Jahre alt sein.« Robb gab sich den angenehmen Erinnerungen an das Lachen Ming Soos und an die Glückseligkeit hin, die sie ihm geschenkt hatte. Wie reich war er gewesen. Sie hatte ihm an einem einzigen Tag mehr Liebe und Güte, mehr Freundlichkeit und Verständnis gegeben als Sarah während all der Jahre ihrer Ehe. »Du solltest wieder heiraten, Dirk.«
    »Es ist noch Zeit genug, darüber nachzudenken.« Struan warf zerstreut einen Blick auf das Barometer. Es stand hoch und zeigte auf Schön. »Du mußt Culum hart an die Kandare nehmen, Robb, wenn du Tai-Pan bist.«
    »Das werde ich«, antwortete Robb.
    Als Culum an Deck trat, legte sich die China Cloud gerade über und rauschte aus dem schmalen Meeresarm, der durch die kleine, der Küste vorgelagerte Insel Tung Ku Tschau gebildet wurde, hinaus auf die offene See und nahm Kurs auf Südwest. Eine etwas größere Insel, Pokliu Tschau, lag zwei Meilen entfernt backbords. Ein steifer Nordostmonsun fegte über die Wellen, der Himmel war von düsteren Wolken überzogen. Culum bahnte sich einen Weg zum Vorschiff, wobei er den ordentlich aufgeschossenen Tauen und Trossen aus dem Weg ging. Er kam an den glänzenden Reihen der Kanonen vorbei und wunderte sich, wie sauber alles war. Im Hafen von Hongkong war er an Bord anderer Kauffahrer gewesen, und alle waren sie schmutzig.
    Die Latrine auf Backbord war von zwei Seeleuten besetzt, und so stieg er zur anderen Seite hinüber, in die Latrine auf Steuerbord. Er klammerte sich an die Halteleinen, zog mit großer Mühe seine Hose herunter und kauerte sich über dem Netz nieder. Es war eine anstrengende Haltung.
    Ein junger, rothaariger Matrose kam herangeschlendert, schwang sich mühelos über das Schandeck in die Latrine und zog sich die Hose herunter. Er war barfuß und brauchte sich, als er sich niederhockte, nicht an Tauen festzuhalten.
    »Einen recht schönen Morgen, Sir«, sagte der Matrose.
    »Ihnen auch«, antwortete Culum und hielt sich verzweifelt an den Tauen fest.
    Der Seemann war bald fertig. Er lehnte sich zum Schandeck vor, holte ein Stück Zeitungspapier aus einem Kasten, wischte sich ab, warf dann das Papier vorsichtig hinunter und zog die Hose um seine Hüfte wieder hoch.
    »Was tun Sie denn da?« fragte Culum.
    »Wie? Och, das Papier, Sir? Soll mich der Teufel holen, wenn ich das weiß, Sir. Ist dem Tai-Pan sein Befehl. Wisch den Arsch mit Papier, oder du verlierst zwei Monate Heuer und kommst zehn Tage ins verfluchte Loch.« Der Seemann lachte auf. »Der Tai-Pan ist schon der Richtige, Verzeihung. Aber is' ja sein Schiff, und so wischt man sich eben den verfluchten Arsch.«
    Er schwang sich leichtfüßig wieder an Bord zurück, tauchte seine Hände in einen Eimer mit Seewasser und schwappte sich Wasser über die Füße. »Man muß auch seine verfluchten Hände waschen, bei Gott, dann die Füße, oder ab ins verfluchte Loch! Schon richtig seltsam. Völlig verdreht … bitte um Verzeihung, Sir. Aber mit all dem Gewasche der verfluchten Hände und dem Gewische des verfluchten Arsches und mit dem einmal in der Woche Baden und dem sauberen Zeug einmal in einer verfluchten Woche ist das Leben 'ne richtige Last.«
    »Was heißt da Last!« erwiderte ein anderer Matrose, der sich über das Schandeck lehnte und an einem Stück Kautabak kaute. »Die Heuer in gutem Silber. Und dann, wenn sie verdammt noch eins fällig ist. Und ist das Fressen nicht fürstlich? Und darüber hinaus Prämiengelder. Was willste denn mehr, Charlie?« Dann zu Culum gewandt: »Versteh selber nich', wie das der Tai-Pan anstellt, Sir, aber auf seinen Schiffen gibt's weniger Krankheiten und Skorbut als auf allen anderen auf hoher See.« Er spuckte Tabaksaft gegen den Wind. »So wisch' ich mir den Arsch und bin froh, daß ich's mache. Bitte um Verzeihung, Sir, würde es aber an Ihrer Stelle auch

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