Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
habe keine Läuse. Robb auch nicht.«
    »Dann bist du was Besonderes. Was Einzigartiges.« Gereizt trank Culum einen Schluck Champagner. »Durch Baden setzt man törichterweise nur seine Gesundheit aufs Spiel, das weiß doch jeder.«
    »Culum, du stinkst.«
    »Das tun doch alle«, entgegnete Culum ungeduldig. »Wozu benutzen wir denn sonst ständig Pomaden? Auch das Stinken gehört mit zum Leben. Läuse sind für die Menschen eine Plage, aber das ist auch alles.«
    »Ich stinke nicht, Robb und seine Familie auch nicht, meine Leute ebenfalls nicht, und wir sind die Gesündesten in ganz Asien. Du tust, was ich dir sage. Läuse sind nicht unvermeidlich, auch das Stinken nicht.«
    »Am besten, du gehst nach London, Vater. Das ist das größte Stinkloch der Welt. Wenn dich die Leute dort gegen Läuse und Gestank wettern hören, halten sie dich für verrückt.«
    Vater und Sohn starrten einander an. »Du wirst den Befehlen gehorchen. Du wirst dich sauberhalten, bei Gott, oder ich beauftrage den Bootsmann, es an deiner Stelle zu tun. Oben an Deck!«
    »Tu es doch, Culum«, mischte sich Robb beschwichtigend ein. Er spürte Culums Groll und Struans Unbeugsamkeit. »Was macht es denn schon aus? Schließ einen Kompromiß. Versuch es doch mal fünf Monate lang! Wenn du dich bis dahin nicht wohler fühlst, kehrst du eben zu deiner gewohnten Lebensweise zurück.«
    »Und wenn ich es ablehne?«
    Struan sah ihn unversöhnlich und finster von oben herab an. »Ich liebe dich mehr als mein Leben, Culum. Aber in gewissen Dingen hast du dich zu fügen. Oder ich behandle dich wie einen ungehorsamen Seemann.«
    »Und das wäre?«
    »Ich schleppe dich zehn Minuten lang hinter dem Schiff her und wasche dich auf diese Weise.«
    »Warum sagst du nicht auch einmal zur Abwechslung ›bitte‹, anstatt immer nur zu befehlen?« stieß Culum empört hervor.
    Struan lachte schallend auf. »Bei Gott, du hast recht, mein Junge.« Er schlug Culum auf den Rücken. »Würdest du bitte tun, worum ich dich ersucht habe? Wirklich, du hast recht. Ich werde öfter ›bitte‹ sagen. Und um deine Kleidung mach dir keine Sorgen. Wir besorgen dir den besten Schneider, den es hier im Fernen Osten gibt. Du brauchst ohnehin mehr Sachen.« Struan blickte zu Robb hinüber. »Dein Schneider, Robb?«
    »Ja. Sobald wir uns in Hongkong niedergelassen haben.«
    »Wir lassen ihn morgen mit seinem Personal aus Macao kommen. Falls er nicht überhaupt schon in Hongkong ist. Also auf fünf Monate, mein Junge?«
    »Einverstanden. Aber ich halte es noch immer für sonderbar.«
    Struan schenkte ihre Gläser wieder voll.
    »Und jetzt, finde ich, sollten wir die Wiedergeburt von Noble House feiern.«
    »Wie denn, Dirk?« fragte Robb.
    »Wir geben einen Ball.«
    »Bitte?« Culum blickte erregt auf, seine Empörung war vergessen.
    »Ja, einen Ball für die gesamte europäische Bevölkerung. In fürstlichem Stil. Heute in einem Monat.«
    »Es wird sein, als ob ein Falke in einen Taubenschwarm stößt!« rief Robb.
    »Was meinst du damit, Onkel?«
    »Unter den Damen wird die größte Panik ausbrechen, die du jemals erlebt hast. Sie werden miteinander darum wetteifern, wer das schönste Kleid hat – nach neuester Mode! Sie werden ihre Männer schikanieren und versuchen, sich gegenseitig die Schneider wegzuschnappen! Mein Gott, ein Ball ist ein wunderbarer Einfall. Was wird wohl Shevaun tragen?«
    »Nichts – wenn ihr das gerade am besten gefällt!« Struans Augen funkelten. »Ja, ein Ball. Wir werden für die eleganteste Dame einen Preis aussetzen. Ich denke, dieser Preis …«
    »Solltest du noch nichts vom Urteil des Paris gehört haben?« fragte Robb entsetzt.
    »Doch. Aber Aristoteles wird den Richter spielen.«
    »Er ist viel zu schlau, um eine solche Aufgabe zu übernehmen.«
    »Das werden wir ja sehen.« Struan überlegte einen Augenblick. »Der Preis muß unser würdig sein. Sagen wir: tausend Guineen.«
    »Das ist doch wohl ein Scherz!« rief Culum.
    »Tausend Guineen.«
    Culum verschlug es fast den Atem, als er sich eine solche Verschwendung vorstellte. Das war ja geradezu unanständig. Ein Verbrechen! Mit tausend Guineen konnte man heute in England wie ein König leben – jedenfalls fünf oder zehn Jahre lang. Der Lohn eines Fabrikarbeiters, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und bis tief in die Nacht hinein schuftete, und das sechs Tage in der Woche, das ganze Jahr hindurch, betrug fünfzehn bis zwanzig Pfund im Jahr – und damit mußte eine Familie gegründet

Weitere Kostenlose Bücher