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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihnen. Die Erlaubnis wurde erteilt. Die Mannschaft war versammelt, und Struan trat an die Reling des Achterdecks. »Bis morgen mittag hat keiner das Schiff zu verlassen. Und bis morgen mittag hat niemand das Schiff zu betreten. Kein Wort über unsere Ladung. Oder daß ich an Bord bin. Ich werde jeden, der etwas durchsickern läßt, kielholen lassen. Doppelte Monatsheuer für alle, morgen bei Dämmerung in Silber auszahlbar. Offiziere werden bei der Wache auf dem Achterdeck als bewaffnete Posten aufziehen. Wegtreten.«
    Drei Hochrufe wurden auf den Tai-Pan ausgebracht, und die Männer verstreuten sich.
    »Für wieviel Uhr ist der Landverkauf angesetzt, Culum?«
    »Für drei Uhr, Vater, morgen. Im Happy Valley.«
    »Sorg dafür Robb, daß wir die richtigen Grundstücksnummern frühzeitig genug in den Händen haben.«
    »Ja. Wir haben eine Liste mitgebracht. Kaufen wir die Kuppe?«
    »Natürlich.«
    Robb dachte einen Augenblick nach. »Wenn Brock ebenso unnachgiebig ist wie du, müssen wir vielleicht unsere ganze Zukunft auf diesen verdammten Hügel setzen.«
    »Richtig.« Struan machte Orlow ein Zeichen. »Um zwei Glasen während der Vormittagswache lassen Sie in Robbs Namen Brock signalisieren und bitten ihn, um vier Glasen an Bord zu kommen. Wecken Sie mich um zwei Glasen. Bis dahin will ich nicht gestört werden. Sie haben jetzt das Kommando.«
    »Gut«, sagte Orlow.
    »Ich werde jetzt etwas schlafen. Robb, du und Culum macht es ebenso. Wir haben morgen einen langen Tag vor uns. Ach ja, und du denkst vielleicht ein bißchen über den Ball nach, Culum. Wo und wie. In einunddreißig Tagen.« Damit ging er nach unten.
    Als sich die China Cloud dem Flaggschiff näherte, trat Culum zu Orlow. »Sobald wir vor Anker liegen, bringen Sie bitte das Langboot zu Wasser.«
    »Der Tai-Pan hat gesagt, daß alle an Bord zu bleiben haben. Ohne seine Erlaubnis gibt es kein Langboot.«
    »Das hat sich doch ganz offensichtlich nicht auf uns bezogen, nicht auf Mr. Struan und mich«, entgegnete Culum scharf.
    Orlow lachte leise auf. »Sie kennen Ihren Vater nicht, Culum der Starke. ›Keiner‹ hat er gesagt. Und dabei bleibt es.«
    Culum wandte sich dem Niedergang zu, aber Orlow hielt ihn auf. Das Kampfeisen pendelte leicht in seiner Hand. »Er darf auch nicht gestört werden. So lautete sein Befehl.«
    »Gehen Sie mir aus dem Weg!«
    »Wenn er einen Befehl gibt, dann meint er ihn auch so. Fragen Sie Ihren Onkel. Solange ich Kapitän der China Cloud bin, geht keiner an Land. Hätte er gewollt, daß Sie an Land gehen, hätte er es gesagt.«
    »Wir müssen bis Mittag an Bord bleiben, Culum«, mischte sich Robb ein.
    Culum unterdrückte seinen Zorn und fragte sich, ob man ihm, wenn er Tai-Pan wäre, auch mit solcher Bedingungslosigkeit gehorchen würde. Er wußte, daß ein solcher Gehorsam nicht einfach dem Titel gezollt wurde. Man mußte ihn sich erst verdienen. »Na gut, Kapitän.« Er entfernte sich und trat neben Robb ans Schandeck. Schweigend beobachteten sie, wie die Insel näher kam. Bald konnten sie die Kuppe entdecken.
    »Die wird uns das Genick brechen«, sagte Robb.
    »Jetzt, da wir das Silber haben, wird Brock nicht mit uns in Wettbewerb treten.«
    »Er wird bieten und bieten, denn er weiß ganz genau, daß Dirk sie haben will, was immer sie kostet. Brock wird erst dann aufhören zu bieten, wenn der Preis ins Astronomische gestiegen ist. Dirk ist mit dieser Kuppe verbunden wie wir mit Noble House. Jetzt geht es darum, das Gesicht zu wahren, dieses gottverdammte Gesicht! Der gottverdammte Haß zwischen den beiden wird am Ende beide vernichten.«
    »Vater hat gesagt, er würde in fünf Monaten mit ihm abrechnen, nicht wahr?«
    »Ja, mein Junge. Das muß er. Ich kann es nicht. Ebensowenig wie du.«
    Culum richtete seine Augen auf die Kuppe und Hongkong. Ob es dir gefällt oder nicht, sagte er zu sich, während sich sein Magen verkrampfte, aber dort liegt dein Reich. Falls du die Kraft dazu aufbringst. Und den Mut, es in Besitz zu nehmen.
    Plötzlich überkam ihn tiefe Furcht.
    In der Morgendämmerung ließ Orlow alle Mann antreten und das makellose Schiff mit Sand scheuern und säubern. Um zwei Glasen setzte er das Signal und ging nach unten.
    »Guten Morgen. Zwei Glasen«, sagte Orlow vor der verriegelten Tür.
    »Guten Morgen Käpt'n«, antwortete Struan und öffnete die Tür. »Treten Sie ein.« Er trug einen Morgenmantel aus grünem Seidenbrokat und nichts darunter. In Hitze oder Kälte schlief Struan nackt. »Bestellen Sie

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