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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zwei?«
    »Eine.« Sie zupfte an ihrem Schal und drapierte ihn etwas gefälliger. »In Kanton stehen jetzt viertausend Bannermänner. Dazu eine große Flotte von Brandern. Falls unsere Flotte versucht, die Bogue-Befestigungen einzunehmen, wird sie angegriffen. Eine weitere Flotte liegt fünfzig Meilen weiter nördlich vor Anker. Sagt Ihnen der Name Wu Kwok etwas?«
    Struan tat so, als denke er nach, aber er war wie von einem Schwindel erfaßt. Vor seiner Zusammenkunft mit Scragger hatte er noch niemals von Wu Kwok gehört – wohl von Wu Fang Tschoi, dem Vater, selbstverständlich, aber nicht vom Sohn. Mauss hatte er nicht berichtet, was sich auf der Dschunke zugetragen oder was Scragger gesagt hatte. Nur Robb und Culum wußten Bescheid. Es war unmöglich, daß Mary von ihnen etwas über Wu Kwok erfahren haben sollte. So mußte sie es also von Wu Kwok oder von Jin-kwa wissen. Aber wie? »Es ist ein ziemlich gebräuchlicher Name«, antwortete er. »Wieso?«
    »Es ist Wu Fang Tschois ältester Sohn.«
    »Der Sohn des Piraten und Kriegsherrn? Des Weißen Lotus?« Struan gab sich erstaunt.
    »Es macht mir richtig Spaß, Ihnen einen Schreck einzujagen«, rief sie fröhlich. »Die Sache ist nun die: der Kaiser hat durch den Hoppo in Kanton Wu Kwok und Wu Fang Tschoi insgeheim Mandarinate angeboten. Und dazu die Statthalterschaften der Provinz Fukien und Formosas als Gegenleistung für einen Angriff auf die im Hafen von Hongkong versammelten Schiffe. Ihre gesamte Flotte soll eingesetzt werden.«
    »Wann soll der Angriff sein?« Jetzt war sein Schreck nicht gespielt.
    »Sie haben noch nicht angenommen. Wie die Chinesen sagen: ›Die Verhandlungen sind im Gange‹.«
    Könnten die Gefälligkeiten, die Wu Kwok gefordert hatte, nur eine Tarnung sein? fragte sich Struan. Ein teuflisches Spiel innerhalb eines noch größeren Spiels – um ihn in Sicherheit zu wiegen und in die Falle gehen zu lassen? Wozu dann aber die Münze? Würden sie ihre gesamte Flotte aufs Spiel setzen? Viertausend Dschunken, mit diesem Piratengesindel bemannt, könnten uns schon erledigen – vielleicht!
    »Würden Sie es erfahren, wenn sie darauf eingehen – und wann ein Angriff stattfinden soll?«
    »Sicher bin ich natürlich nicht – aber ich glaube wohl. Aber das ist noch nicht alles, Tai-Pan. Sie müssen auch wissen, daß man die Belohnung, die auf Ihren Kopf ausgesetzt ist, verdoppelt hat. Auch auf Culums Kopf ist jetzt eine Belohnung ausgesetzt. Zehntausend Dollar. Auf alle Engländer. George Glessing, Longstaff, Brock.« Ihre Stimme wurde dumpf. »Und auf May-may, Duncan und Kate. Falls sie lebend entführt werden.«
    »Was?«
    »Ich habe es erst vor drei Tagen erfahren. Sie waren nicht hier, so habe ich das erste Schiff nach Macao genommen, das ich bekommen konnte, aber da waren Sie gerade aufgebrochen. Da bin ich zu May-may gegangen. Ich habe ihr gesagt, Sie hätten mich geschickt, denn Sie hätten gehört, sie und die Kinder seien in Gefahr. Dann bin ich zu Ihrem Kommissionär gegangen und habe ihm in Ihrem Namen gesagt, er solle May-may und die Kinder in sein Haus nehmen; falls ihnen etwas zustoße, bevor Sie zurückkämen, würden Sie ihn, seine Kinder und seine Enkel aufhängen.«
    »Was hat Tschen Scheng darauf geantwortet?«
    »Er hat gesagt, ich solle Ihnen ausrichten, Sie brauchten nichts zu befürchten. Dann habe ich May-may und die Kinder in sein Haus begleitet und bin nach Hongkong zurückgekehrt. Ich glaube, daß sie vorläufig in Sicherheit sind.«
    »Weiß er von dem Barrensilber?«
    »Natürlich. Ein Teil davon, ein kleiner Teil, ist von ihm. Könnte er sich eine bessere Anlage denken?«
    »Wer hat sonst noch Silber beigesteuert?«
    »Ich weiß von Tschen Scheng, Jin-kwa und den Co-hong-Kaufleuten – sie alle sind beteiligt. Alle zusammen haben etwa fünfzehn Lac aufgebracht. Was das übrige anbelangt, bin ich nicht sicher. Wahrscheinlich waren es die Mandschu-Mandarine.«
    »Ti-sen?«
    »Nein. Er ist in Ungnade gefallen. Sein ganzes Vermögen ist konfisziert. Die Co-hongs haben es auf etwa zweitausend Lac geschätzt. In Gold.«
    »Hat Tschen Scheng gesagt, daß er für May-may und die Kinder sorgen wird?«
    »Ja. Jetzt, da Sie wieder reich sind, wird er sie sogar unter Einsatz des Lebens seiner Mutter schützen. Jedenfalls vorläufig.«
    »Warten Sie hier, Mary.« Struan entfernte sich in Richtung zum Strand. Er entdeckte Mauss, rief ihn an, winkte ihm und eilte auf ihn zu.
    »Mauss, suchen sie sich Orlow und segeln Sie mit der

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