Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
noch.«
    »Die, die ich habe, gefallen mir«, erwiderte er. »Ich finde …«
    »Es is' an der Zeit, Einkäufe zu machen. Bevor noch der letzte Ballen guter Seide in Asien aufgekauft – und jede Näherin vergeben ist. Morgen reise ich nach Macao. Auf der Gray Witch.«
    »Aber Liza! Nur wegen eines albernen Balles, den Dirk …«
    »Ich reise, wenn mittags die Tide kentert.«
    »Gut, Liza«, sagte Brock. Er hatte jenen gewissen Ton in ihrer Stimme erkannt und wußte, daß er reden konnte, was er wollte, sie würde jedenfalls nicht mehr lockerlassen. Hol der Teufel diesen Struan! Aber trotz seines Zornes ließen ihm die Gedanken an den ausgesetzten Preis und den Wettbewerb keine Ruhe mehr. Wirklich eine fabelhafte Idee! Fabelhaft! Warum ist nur mir nicht so etwas eingefallen? Hol Struan der Teufel mit Haut und Haar!
    Liza rückte ihr Kissen zurecht und dachte weiter über den Ball nach. Sie hatte sich bereits in den Kopf gesetzt, daß Tess den Preis gewinnen mußte. Und die Ehre dazu. Was immer es kosten mochte. Wie aber sollte sie Tyler dazu überreden, Tess zum Ball gehen zu lassen? Was sie betraf, würde er entsetzlich stur sein.
    »Es wäre auch an der Zeit, über unsere Tess nachzudenken«, begann sie.
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Es wär' an der Zeit, daß du über einen Mann für sie nachdenkst.«
    »Was?« Brock setzte sich jäh in seiner Koje auf. »Hast du den Verstand verloren? Tess is' ja kaum aus 'n Windeln raus. Sie is' kaum sechzehn.«
    »Und wie alt war ich, als du mich geheiratet hast?«
    »Is' doch ganz was anderes, bei Gott! Warst erwachsen für dein Alter, wahrhaftig! Zeiten haben sich geändert. Noch reichlich Zeit für so leichtfertiges Geschwätz. Ein Mann für Tess? Bist wohl nicht mehr ganz richtig im Kopf, Weib? Und noch dazu mitten in der Nacht so was zu sagen! Will jetzt kein Wort mehr davon hören, sonst bekommst du meinen Gürtel auf deinem Hintern zu spüren.« Wütend wandte er ihr den Rücken zu, knuffte sich das Kissen zurecht und schloß die Augen.
    »Ganz recht, Tyler«, sagte Liza und lächelte. Sie war ihm nicht böse wegen der Schläge, die er ihr im Verlauf eines Lebens gegeben hatte. So viele waren es übrigens gar nicht gewesen – und niemals war es aus Gewalttätigkeit oder im Rausch geschehen. Übrigens lag das alles auch lange zurück. Sie lebte nun seit zwanzig Jahren mit ihm zusammen und war mit ihrem Mann zufrieden.
    »Liza, meine Liebe«, begann Brock vorsichtig tastend, das Gesicht noch immer zur Wand gekehrt, »weiß eigentlich Tess … weiß sie über gewisse Dinge Bescheid?«
    »Natürlich nich'«, erwiderte sie empört. »Sie is' doch anständig erzogen worden!«
    »Tja, aber bei Gott, wär' doch jetzt an der Zeit, daß du vertraulich mit ihr sprichst!« stieß er ungeduldig hervor. »Und du solltest lieber gut auf sie aufpassen. Himmel noch eins, wenn ich einen erwische, der um unsere Tess herumschnüffelt … wie kommst du eigentlich darauf, daß sie alt genug is'? Hat das Mädel was gesagt? Hat sie sich anders benommen als sonst?«
    »Natürlich hab' ich ein Auge auf sie. Is' ja lächerlich, was anderes zu denken. Lächerlich!« Liza schnaubte vor Zorn. »Ihr Männer seid doch alle gleich. Pah! ›Tu dies und tu das!‹ und Drohungen und was noch alles, nur weil ein Mädchen ranwächst und langsam heiratsfähig wird! Und ich wär' dir sehr dankbar, wenn du nich' soviel fluchen tätst, Mr. Brock. Es is' nich' schön und gehört sich nich'!«
    »Und du hörst jetzt auf, darüber zu reden. Das ist das letzte Wort in der Sache, bei Gott!«
    Liza lächelte zufrieden vor sich hin. Ja, wer würde es sein? Nicht Nagrek Thumb, auf keinen Fall. Aber wer? Der junge Sinclair? Keine Moneten und allzu eingebildet und fromm. Aber zuverlässig wie ein Goldstück, ein Mann mit Zukunft, der im Büro des gottverdammten Longstaff saß. Gab nichts Besseres, als den Sohn eines Geistlichen in der Familie zu haben. Also möglich. Jefferson Cooper, der Amerikaner? Schon besser. Auch reich genug. Mächtig genug. Aber ein verdammter Ausländer, der uns Engländer haßt. Aber trotzdem, Brock und Cooper-Tillman zusammen würden dem Noble House schön das Messer ins Gekröse jagen. Gorth wäre großartig, aber der war ihr Halbbruder, schied also aus. Schade.
    In ihren Gedanken ließ sie die vielen, die gute Ehemänner abgeben würden, an sich vorbeiziehen. Ein solcher Mann mußte über Geld, Macht und Einfluß verfügen. Und außerdem brauchte er einen eisernen Willen und einen starken

Weitere Kostenlose Bücher