Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
einer Decke, hätte er uns zur Zielscheibe des Spottes von ganz Asien gemacht. Dann hätten wir für alle Zeit unser Gesicht verloren.«
    »Du würdest mich also opfern, um das Gesicht wahren zu können?« schrie Culum. »Dein gottverdammtes Gesicht?«
    »Unser Gesicht, Culum«, erwiderte Struan. »Und es freut mich, dich endlich fluchen zu hören. Du entwickelst dich zu deinem Vorteil, mein Junge.«
    »Dann war dein ganzer Zorn nur gespielt?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Struan. »Der war nur für Brock bestimmt. Und für die anderen.«
    »Auch für Robb?«
    »Für Robb ganz besonders. Aber iß jetzt etwas.«
    »Rutsch mir doch den Buckel runter mit deinem Essen! Du bist der Teufel selber! Du wirst's noch fertigbringen, daß wir alle mit dir zusammen in die Hölle fahren. Beim allmächtigen Gott, ich schwöre, daß ich …«
    Struan war aufgesprungen und packte Culum an den Schultern. »Bevor du etwas sagst, was du später vielleicht bereust, hör mir zu. Ich habe daraufgesetzt, daß du den Mut aufbringst, einen Entschluß zu fassen, und das hast du getan. Ganz allein. Ohne Hilfe von mir. Und dafür habe ich dich gesegnet. Jetzt bist du Culum Struan, der Mann, der es gewagt hat, die Pläne des Tai-Pan zu durchkreuzen. Der Mann, der ihm seine geliebte Kuppe weggenommen hat. Damit stehst du jetzt allein da. Du hast an einem Tag mehr an Gesicht gewonnen, als du es in zwanzig Jahren hättest tun können. Wie, in Gottes Namen, glaubst du denn, Menschen beherrschen und sie an der Nase herumführen zu können? Nur mit der Kraft deines Armes? Nein. Aber mit deinem Verstand. Und durch Zauberei.« Er ließ Culum wieder los.
    »Zauberei?« Culum verschlug es den Atem. »Aber das hier ist schwarze Magie, Hexenkunst.«
    Struan lachte leise auf, setzte sich wieder hin und schenkte sich ein Glas Wein ein. »Die Leute, die ein bißchen Verstand haben, werden sehen, wie klug du bist. ›Dieser Culum ist ein schlauer Bursche. Er hat die Kuppe der Kirche in die Hände gespielt. Auf diese Weise hat er Struan, diesen Teufel, daran gehindert, Noble House dadurch zu ruinieren, daß er sein Vermögen in diesen wertlosen Hügel investiert. Aber gleichzeitig damit hat Culum auch dem Tai-Pan das Gesicht gerettet – denn dieser Teufel kann doch Culum Struan nicht deswegen umbringen, weil er das Land der Kirche gegeben hat.‹« Struan trank einen Schluck von seinem Wein. »Sogar Brock wird davon beeindruckt sein – ob er nun glaubt, daß es sich dabei um eine geheime Abmachung handelt oder nicht –, weil es dir gelungen ist. Die frommen Leute werden dich segnen, weil du der Kirche das ›Beste‹ gegeben hast. Narren wie Longstaff werden dich fürchten und deinen Rat einholen. Und die Zyniker werden deine elegante Lösung mit ehrfurchtsvoller Bewunderung hinnehmen, einen Bogen um dich machen und sagen: ›Culum hat den Teufel seines Vaters in sich. Am besten, man sieht sich vor ihm vor.‹ Ich möchte sagen, daß du an Format gewonnen hast, mein Junge.«
    »Aber … aber wenn das der Fall ist, dann hast du doch an Gesicht verloren?«
    »Allerdings. Aber ich habe noch genug davon, ich kann noch einiges zusetzen. Für dich und für Robb. Und es bleibt mir nicht mehr viel Zeit, dir hier eine sichere Stellung zu schaffen. Wirst schon sehen. Alle werden sie denken: Culum ist einmal damit weggekommen, aber wird er es noch einmal versuchen? Und sie werden hoffen, wir könnten einander so sehr hassen, daß wir uns gegenseitig vernichten. Und genau das werden wir zu tun versuchen. Jedenfalls nach außenhin. Vor aller Öffentlichkeit.«
    »Bitte?«
    »Selbstverständlich. Kalte Feindseligkeit, wann immer wir einander begegnen. Es wird nicht lange dauern, bis Brock versuchen wird, dich auf seine Seite zu ziehen. Cooper wird es ebenfalls tun – auch Tillman. Sie werden dir alle möglichen Lügen auftischen – oder nach ihren Wünschen zurechtgebogene Wahrheiten –, in der Hoffnung, dein Haß würde solche Ausmaße annehmen, daß du mich zu Fall bringst und dich auch gleich mit dazu. Und Noble House. Denn alle Chinahändler haben dieses eine Ziel. Aber jetzt werden sie es niemals erreichen. Du hast deine Feuerprobe bestanden, wahrhaftig.«
    »Ich will damit nichts zu tun haben«, entgegnete Culum ruhig.
    »Du kannst dich dem gar nicht entziehen. Fünf Monate und fünf Jahre wird es dich nicht mehr loslassen. Du hast einen heiligen Eid geleistet.«
    »Du betrachtest mich als an ihn gebunden? Auch jetzt noch?«
    »Du wirst dich selber als

Weitere Kostenlose Bücher