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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ebenso schön. Auch Culum vermochte diese Schönheit zu sehen, obwohl er Schiffe und die See haßte.
    »Sie wird Opium für hunderttausend Guineen an Bord haben«, sagte Struan. »Was würdest du jetzt tun? Wir haben drei Schiffe hier liegen, und weitere sechzehn werden im Verlauf des Monats eintreffen.«
    »Nach Norden schicken? Und dort ihre Fracht verkaufen?«
    »Ja.« Struans Gesicht verdüsterte sich. »Da fällt mir übrigens etwas ein. Erinnerst du dich an Isaac Perry?«
    »Ja. Obwohl ein Jahrhundert seitdem verstrichen zu sein scheint.«
    »Ich habe ihn damals an die Luft gesetzt, weißt du noch? Weil er McKay im Stich gelassen hat, Angst vor mir hatte, und ich den Grund dieser Angst nicht kannte. Ich habe McKay zwei Wochen Zeit gegeben, um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, aber er ist nicht mehr nach Kanton zurückgekehrt. Gestern abend habe ich nun mit McKay gesprochen. Er hat jetzt einen Posten an Land – als Gehilfe des Polizeirichters.« Er zündete sich einen Stumpen an, wobei er die Flamme mit der hohlen Hand gegen den Wind schützte, reichte ihn Culum und zündete auch sich selbst einen an. »Es scheint, daß Perry jetzt bei Cooper-Tillman fährt. In ihrem Virginia-Afrika-Dienst. Sklavenhandel.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Wilf Tillman hat es mir bestätigt. Gestern abend. Er hat die Achseln gezuckt und erklärt, Perry habe nicht länger im Chinadienst fahren wollen. So hat er Perry ein Sklavenschiff angeboten. Perry hat angenommen. In der vorigen Woche ist er abgereist. Aber kurz vor seiner Abreise hat McKay ihn aufs Kreuz gelegt. Sie haben sich miteinander betrunken. McKay hat ihm erzählt, ich hätte ihn entlassen – was ja stimmt –, hat mich verflucht, um eine Heuer auf Perrys neuem Schiff gebeten und geschworen, sich eines Tages noch an mir zu rächen. Alkohol löst jede Zunge, und Perry hat losgelegt. Er hat McKay anvertraut, er habe eine Abschrift der Liste unserer geheimen Handelsplätze an der Küste – genaue Längen- und Breitengrade – und der Namen unserer Opiumhändler an Morgan Brock verkauft. Als er das letztemal in London war.«
    »Dann kennt also Brock alle diese geheimen Plätze?«
    »Jedenfalls die, die Perry immer angelaufen hat. Zehn Jahre hat er diesen Handel betrieben. Und damit sind die meisten für uns wertlos.«
    »Was können wir dagegen tun?«
    »Wir müssen uns neue Handelsplätze suchen und neue Leute, denen wir vertrauen können. Du siehst also, mein Junge, auf keinen kann man sich allzu sehr verlassen.«
    »Das ist furchtbar.«
    »Es ist ein Gesetz im Kampf ums Dasein. Ruh dich jetzt eine Stunde aus. Dann brechen wir wieder auf.«
    »Wohin?«
    »Aberdeen. Wir werden uns dort in aller Stille umsehen. Unter den Überresten von Wu Kwoks Leuten.« Er öffnete seinen Proviantbeutel und reichte Culum eine Pistole. »Verstehst du, mit den Dingern umzugehen?«
    »Nicht sehr gut.«
    »Kann nichts schaden, wenn du ein wenig damit übst.«
    »Gut.« Culum betrachtete die Waffe. Einmal hatte er anläßlich einer törichten Auseinandersetzung auf der Universität eine Duellpistole benutzt; aber er und sein Gegner hatten solche Angst gehabt, daß die Kugeln ihr Ziel weit verfehlten.
    »Wir können sofort gehen«, sagte Culum. »Ich bin nicht mehr müde.«
    Struan schüttelte den Kopf. »Ich möchte warten, bis die China Cloud überm Horizont auftaucht.«
    »Wo war sie denn?«
    »In Macao.«
    »Warum?«
    »Ich habe sie hingeschickt.« Struan klopfte sich Krümel von seiner Jacke. »Es ist gerade eine Belohnung auf den Kopf meiner Geliebten ausgesetzt worden. Auch auf den Sohn und die Tochter, die ich mit ihr habe, falls sie lebendig gefangen werden. Ich habe Mauss und die China Cloud entsandt, um sie herzubringen. An Bord sind sie sicher.«
    »Aber Gordon ist doch schon hier. Ich habe ihn gestern noch gesehen.«
    »Diese Frau ist nicht seine Mutter.«
    Culum empfand es als seltsam, daß ihm die Vorstellung, sein Vater habe zwei, nein, sogar drei Familien, nichts mehr ausmachte. Drei, wenn er sich und Winifred mitzählte. »Entführung ist etwas Entsetzliches«, sagte er.
    »Auch auf deinen Kopf ist jetzt eine Belohnung ausgesetzt. Zehntausend Dollar.«
    »Ich frage mich, ob ich wirklich so viel wert bin?«
    »Wenn ein Chinese zehn anbietet, kannst du dich darauf verlassen, daß du hundert wert bist.« Wieder stellte Struan sein Fernglas auf die Blue Cloud ein. »Meiner Ansicht nach würden hunderttausend eher den wahren Verhältnissen entsprechen. Was dich

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