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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Wie schön sie war. Was für ein reizendes Geschöpf! Er sah Gorth auf sich zukommen.
    »Darf ich Ihnen mal was im Vertrauen sagen, Struan«, begann Gorth.
    »Selbstverständlich. Wollen Sie sich nicht setzen?« Culum versuchte, seine Unruhe zu verbergen.
    »Danke.« Gorth nahm Platz und legte seine mächtigen Hände auf den Tisch. »Seien wir mal ganz offen. Das ist meine Art. Handelt sich um Ihren Vater und den meinen. Sind doch Feinde, und das is' 'ne Tatsache. Nich' daß wir etwas dagegen tun könnten, Sie und ich. Aber nur weil die Feinde sind, brauchen's wir doch nicht auch zu sein. So denke jedenfalls ich. China ist groß genug für Sie und mich. Es hängt mir zum Hals raus, daß die beiden sich so idiotisch benehmen. Wie damals wegen der Kuppe – da hätte doch jeder von den beiden, nur aus heiliger Angst davor, das Gesicht zu verlieren, sein ganzes Unternehmen aufs Spiel gesetzt. Wenn wir nich' vorsichtig sind, werden auch wir in diese Feindschaft hineingerissen, Sie und ich, obwohl wir gar keinen Grund zum Haß nich' haben. Was meinen denn Sie? Nehmen wir doch selber unsere Angelegenheiten in die Hand. Was mein Vater denkt oder Ihr Vater denkt – soll ihre Sache sein. Sie und ich können einander gegenüber anständig sein, einen vernünftigen Anfang machen. Ganz offen, vielleicht können wir sogar Freunde werden, wer weiß? Aber ich finde es unchristlich, wenn wir einander nur wegen unserer Väter hassen. Was meinen Sie?«
    »Ich bin einverstanden«, antwortete Culum, von diesem Freundschaftsangebot verwirrt.
    »Will gar nich' behaupten, mein Vater hätte unrecht und der Ihre recht. Will damit nur sagen, daß wir als Männer versuchen sollten, unser eigenes Leben nach bestem Vermögen zu leben.« Gorths grobes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Sie sehen ja richtig entsetzt aus!«
    »Entschuldigen Sie. Es ist nur, mir wäre es lieb, wenn wir Freunde sein könnten. Niemals habe ich erwartet, daß … daß Sie so unbefangen an die Sache rangehen könnten.«
    »Da sehen Sie's mal. Darauf will ich ja hinaus. Wir haben in unserem ganzen Leben kaum mehr als vier Worte zueinander gesagt, und doch glauben Sie, ich könnte Sie nich' ausstehen. Lächerlich.«
    »Ja.«
    »Wird auch nich' einfach sein, was wir da versuchen. Vergessen Sie nur nich', daß wir aus zwei völlig verschiedenen Kisten kommen. Meine Schule war ein Schiff. Mit zehn hab' ich schon vor dem Mast gestanden. Sie müssen mir also in meinem Benehmen und dem, was ich sage, manches nachsehen. Trotzdem versteh' ich mehr vom ganzen Chinahandel als die meisten und bin der beste Seemann in diesen Gewässern. Mit Ausnahme meines Vaters – und dieses Kerls, dieses Orlow.«
    »Ist denn Orlow so tüchtig?«
    »Ja. Den Lumpen hat ein Hai gezeugt und eine Seejungfrau geworfen.« Gorth nahm etwas Salz, das auf dem Tisch verschüttet war, und warf es abergläubisch über seine Schulter. »Bei dem Kerl überläuft es mich heiß und kalt.«
    »Mich auch«, gestand Culum.
    Gorth schwieg eine Weile und fuhr dann fort: »Unsern beiden Alten wird es ganz und gar nich' gefallen, wenn wir uns vertragen.«
    »Das weiß ich.«
    »Will Ihnen gegenüber ganz offen sein, Struan. Tess war es, die gesagt hat, heut abend wär' 'ne Gelegenheit, mit Ihnen zu reden, so unter vier Augen. War zuerst gar nich' mein Gedanke, heut abend so offen zu reden. Bin aber richtig froh, daß es raus ist. Was meinen denn Sie? Wollen wir's mal versuchen? Hier meine Hand drauf.«
    Culum drückte froh die ihm dargebotene Hand.
    Auf der anderen Seite der Tanzfläche trank Glessing gereizt seinen Branntwein und wartete ungeduldig. Er hatte gerade Horatio und Culum in ihrem Gespräch unterbrechen wollen, als Mauss ihn zu sich rief. Warum bist du so verflucht nervös, fragte er sich. Das bin ich nicht. Ich möchte es nur endlich ausgesprochen haben. Wirklich, Mary sieht prachtvoll aus. Wirklich prachtvoll.
    »Entschuldigen Sie, Kapitän Glessing«, sagte Major Turnbull, auf ihn zutretend. Er war ein grauäugiger, in allem peinlich genauer Mann, der sein Amt als Polizeirichter von Hongkong sehr ernst nahm. »Schönes Fest, finden Sie nicht?«
    »Ja.«
    »Meiner Ansicht nach wäre jetzt der richtige Augenblick, falls Sie nichts dagegen haben. Seine Exzellenz ist gerade frei, und wir sollten ihn festnageln, solange die Gelegenheit günstig ist.«
    »Einverstanden.« Automatisch rückte Glessing seinen Degen zurecht und folgte Turnbull zwischen den Tischen hindurch, bis sie Longstaff abgefangen

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