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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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mit Frankreich im Streit, mit unserem Erbfeind. Rußland verfügt über gewaltige Landreserven und über Millionen von Menschen, von kräftigen, gesunden Menschen. Sie haben zuwenig Land, darum brauchen Sie Ihr Empire. Dagegen haben wir nichts. Beherrschen Sie die Meere, und wir werden auch dagegen nichts haben. Sie haben Ihr erstaunliches Industriepotential und den Reichtum, den dieses einbringt. Das ist für uns nur von Vorteil. So haben Sie Handelsgüter und zugleich die Möglichkeiten, sie zu verfrachten. Und wir haben die Märkte. Aber auch wir verfügen über Handelsgüter, die Sie brauchen können: die Rohstoffe, die Sie benötigen, um Ihre Maschinen zu versorgen, und Nahrung für Ihr tüchtiges Volk. Miteinander wären wir nicht zu schlagen. Miteinander könnten wir Frankreich im Zaum halten. Und das Heilige Römische Reich, Preußen, und die ungläubigen Türken dazu. Zusammen können wir den Frieden der Welt bewahren. Und wir können zum Wohl aller wachsen und gedeihen.«
    »Gewiß«, sagte Struan ebenso ernst. »Ich bin ganz dafür. Aber Sie betrachten das alles von einem nationalen Gesichtspunkt aus. Von einem bestimmten Punkt in der historischen Entwicklung. Aber eine solche Betrachtungsweise ist heute nicht mehr angebracht. Auch bin ich nicht der Ansicht, daß man den Franzosen den Ehrgeiz ihrer Könige zur Last legen darf. Ebensowenig ist es zu rechtfertigen, wenn man mit Hilfe des Schwertes die Türken in Christen verwandeln will. Schon beim Mittagessen habe ich diesen Standpunkt vertreten. Auf internationalem Gebiet wird es ohne eine bestimmte Art der Kontrolle über Könige – oder auch Königinnen – stets Kriege geben. Seine Exzellenz hat das ganz richtig ausgedrückt. Könige – und Führer aller Art – vergießen das Blut anderer Menschen. Bleiben wir bei den Tatsachen: Ich selber könnte nur wenig tun. Ich habe keine Nation hinter mir – und wie Sie sehr wohl wissen, verfüge ich auch im Parlament nicht über wirkliche Macht.«
    »Aber man hört sich Ihre Meinung über Asien sehr genau an. Und ich selber besitze in St. Petersburg großen Einfluß.«
    Struan zog lange an seiner Zigarre und stieß dann den Rauch aus. »Was haben Sie in Asien vor?«
    »Was haben Sie in China vor?«
    »Handel treiben«, antwortete Struan, ohne zu zögern, war aber sehr auf der Hut und achtete darauf, daß er sein eigentliches Ziel nicht verriet. Es gibt einen höllischen Unterschied zwischen Asien und China, sagte er zu sich selber.
    »Ich könnte vielleicht dafür sorgen, daß Noble House eine exklusive Konzession für den Handel mit Tee auf dem gesamten russischen Markt erhielte. Und im Außenhandel eine Konzession für den Export aller Pelze und allen Getreides aus Rußland.«
    »Und die Gegenleistung?« fragte Struan, vom Umfang dieses Angebots überwältigt. Ein solches Monopol bedeutete Millionen. Und eine derartige Machtposition würde ihm in den politischen Kreisen Englands von größtem Nutzen sein und ihn gewaltig an Gesicht gewinnen lassen.
    »Freundschaft«, sagte Sergejew.
    »Dieses Wort umschließt eine Unzahl von Bedeutungen, Hoheit.«
    »Es besitzt nur eine einzige Bedeutung, Mr. Struan. Selbstverständlich gibt es für einen Freund viele Möglichkeiten, einem Freund zu helfen.«
    »Welche besondere Unterstützung würden Sie als Gegenleistung für ein besonderes Handelsabkommen mit meinem Unternehmen erwarten?«
    Sergejew lachte. »Das sind zu viele Besonderheiten für einen Abend, Mr. Struan. Aber es wäre doch der Mühe wert, einmal darüber nachzudenken und die Sache in Erwägung zu ziehen. Und zu einem besonderen Zeitpunkt miteinander zu erörtern, was?« Er blickte über den Hafen weg und an den Schiffen vorbei zum Festland hinüber. »Sie sollten einmal nach Rußland kommen«, wiederholte er.
    »Bis wann wollen Sie es übersetzt haben, Exzellenz?« Horatio blickte von dem Schreiben auf, das Longstaff ihm gereicht hatte.
    »Ich brauche es im Verlauf der nächsten Tage, mein Lieber. Aber setzen Sie die chinesischen Schriftzeichen über die englischen Wörter, ja?«
    »Jawohl, Sir. Soll es an jemand geschickt werden?«
    »Nein. Sie brauchen es nur an mich zurückzugeben. Selbstverständlich ist es eine Sache, die unter uns bleibt.« Longstaff entfernte sich, sehr zufrieden damit, wie sich sein Plan entwickelte. In dem Schreiben hieß es: »Seine Exzellenz, der englische Generalbevollmächtigte für den Handel, hat die Absicht, fünfzig Pfund Samen vom Maulbeerbaum oder tausend junge

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