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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wird das tun, was ihr Vater und ich für gut halten. In ihrem eigenen Interesse. Ich muß schon sagen, daß ich Ihre Haltung nicht billige, Jeff. Damit fordern Sie das Unheil nur heraus.«
    Cooper antwortete ihm nicht. Er starrte Shevaun an, und sein Verlangen nach ihr war fast schmerzhaft.
    »Sie würden ein vollkommenes Paar abgeben«, sagte Mary und wünschte sich verzweifelt, sie könnte an Shevauns Stelle stehen. In diesem Augenblick fühlte sie sich plötzlich unrein: Sie dachte an ihr heimliches Leben, an das Kind und an Glessing. Er war an diesem Abend so zärtlich gewesen, zärtlich und männlich zugleich, sehr englisch und sehr sauber. Und fast weinte sie vor Kummer über ihre hoffnungslose Liebe zum Tai-Pan.
    »Bestimmt«, antwortete Glessing. »Aber wenn es überhaupt noch eine Gerechtigkeit gibt, dann werden Sie den Preis gewinnen, Miss Sinclair.«
    Sie brachte mühsam ein Lächeln zustande und versuchte sich zu überlegen, wer wohl der Vater des Kindes sein mochte – an sich eine völlig nutzlose Überlegung, denn der Vater war auf jeden Fall Chinese. Einen chinesischen Bastard zur Welt zu bringen! Eher werde ich sterben, sagte sie zu sich. In zwei oder drei Monaten wird man es mir schon ansehen. Aber das werde ich nicht erleben; ich werde das Entsetzen und die Vorwürfe auf ihren Gesichtern nicht abwarten. Tränen traten ihr in die Augen.
    »Aber, Mary, was ist denn?« sagte Glessing und berührte beschwichtigend ihren Arm. »Sie dürfen doch nicht weinen, weil ich Ihnen ein Kompliment gemacht habe. Sie sind wirklich die Schönste hier – die Schönste, die ich jemals gesehen habe. Wirklich.«
    Hinter ihrem Fächer verborgen, wischte sie sich die Tränen ab. Und durch den dunklen Schleier hindurch, den die tiefe Angst vor ihre Augen legte, kam ihr der Gedanke an May-may. Vielleicht könnte May-may ihr helfen? Vielleicht hatten die Chinesen Mittel, mit denen man ein Kind abtreiben konnte? Aber das ist Mord, dachte sie. Mord. Nein. Es ist mein Körper, und es gibt keinen Gott. Wenn ich dieses Kind bekomme, bin ich für immer geächtet. »Entschuldigen Sie, George«, sagte sie, jetzt ein wenig getröstet, nachdem sie diesen Entschluß gefaßt hatte. »Ich habe mich nur einen Augenblick etwas schwach gefühlt.«
    »Geht es Ihnen jetzt bestimmt wieder besser?«
    »Ja, bestimmt.«
    Glessing fühlte sich von einer alles andere verdrängenden Liebe zu ihr beseelt und von dem Willen, sie zu beschützen. Armes, schwaches, kleines Ding, dachte er, sie braucht jemanden, der für sie sorgt. Und das bin ich. Ich allein.
    Struan blieb in der Mitte der Tanzfläche stehen.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann mir diese Ehre zuteil würde, Tai-Pan.« Shevaun schien von dämonischer Ausgelassenheit. Ihre Augen funkelten.
    »Diesen Tanz spielen wir Ihnen zu Ehren, Shevaun«, antwortete er höflich.
    Und schon setzte der erste Takt der mitreißendsten Musik auf Erden ein. Der Cancan. Ein wilder, ausgelassener, hemmungsloser Tanz, bei dem man die Beine hochwarf. Er war in den dreißiger Jahren in Paris in Mode gekommen und hatte die Hauptstädte Europas im Sturm genommen. In den höheren Kreisen war er jedoch als empörend abgelehnt worden.
    »Tai-Pan!« rief sie verblüfft.
    »Ich habe den Kapellmeister bestochen«, flüsterte Struan ihr zu.
    Sie zögerte, aber als sie alle Blicke gespannt auf sich gerichtet fühlte, nahm sie unbekümmert seinen Arm. Der tolle Rhythmus der Musik peitschte sie vorwärts.
    »Es wird wohl nichts herunterrutschen?« fragte Struan.
    »Wenn es das tut, dann werden Sie mich hoffentlich beschützen?«
    Und dann begannen sie zu tanzen. Shevaun löste sich aus Struans Armen, hob ihre Röcke hoch, warf die Beine und ließ ihre Hosen sehen. Fröhlicher Jubel brach aus, als die Männer davoneilten, um sich Partnerinnen zu suchen. Jetzt tanzten alle und warfen die Beine, von dem ansteckenden, mitreißenden Rhythmus besessen.
    Die Musik verwandelte sie. Alle.
    Als der Tanz vorbei war, folgte stürmischer Beifall, und die Rufe nach einer Wiederholung wollten nicht enden, so daß die Kapelle erneut einsetzte. Mary vergaß das Kind, und Glessing beschloß, daß er noch in dieser Nacht Horatio bitten – nein, von ihm verlangen – würde, er solle die Heirat gutheißen. Die Tänzer wirbelten und strampelten, sie jubelten und keuchten, und dann war alles vorbei. Die jungen Leute umschwärmten Struan und Shevaun, dankten ihm und beglückwünschten sie. Sie hielt seinen Arm fest, als gehöre er ihr, und

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