Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
der königlichen Krone werden.«
    »Wollen wir ein bißchen Spazierengehen?«
    Struan ging neben dem Großfürsten in Richtung aufs Meer.
    »Wenn ich mich nicht irre, haben Sie die Insel kaum länger als zwei Monate.« Der Großfürst deutete mit der Hand auf die angefangenen Gebäude, die über das ganze Happy Valley verstreut waren. »Und dennoch ist hier schon fast eine Stadt entstanden. Ihre Energie und Ihr Fleiß sind erstaunlich.«
    »Wenn etwas getan werden muß, wäre es doch sinnlos zu warten, Hoheit, finden Sie nicht?«
    »Ja. Aber ich finde es seltsam, daß England, da China so schwach ist, sich nur einen öden Felsen genommen hat. Es muß doch viele weit günstigere Beutestücke geben.«
    »Wir haben es in China nicht auf Beutestücke abgesehen. Wir hatten nur einen kleinen Stützpunkt nötig, wo wir unsere Schiffe kielholen können. Ich möchte meinen, daß man eine Nation von dreihundert Millionen Menschen kaum als schwach bezeichnen kann.«
    »Und da der Krieg noch nicht beendet ist, nehme ich an, daß Sie hier draußen erhebliche Verstärkungen erwarten. Ganze Armeen und nicht etwa ein paar tausend Mann. Flottenverbände – und nicht nur rund dreißig Schiffe.«
    »Seine Exzellenz dürfte darüber wohl mehr wissen als ich. Aber ich möchte behaupten, daß jede Macht, die sich mit China auf eine Auseinandersetzung einläßt, mit einem sehr langen Kampf rechnen müßte. Nicht zu reden von den dazu notwendigen Vorbereitungen und den dazu notwendigen Leuten.« Struan machte eine Handbewegung über den Hafen hin auf das Festland zu. »Dieses Land ist grenzenlos.«
    »Auch Rußland ist grenzenlos«, antwortete Sergejew. »Aber doch nur symbolisch. In Wirklichkeit ist auch Rußland begrenzt. Von der Arktis und vom Himalaja. Von der Ostsee und vom Stillen Ozean.«
    »Sie haben sich Land im Norden geholt?« Struan bemühte sich, die Verwunderung in seiner Stimme zu unterdrücken. Wo denn, um Himmels willen, dachte er. Nördlich der Mandschurei? Die Mandschurei selber? Oder etwa China, mein China?
    »Mütterchen Rußland erstreckt sich von Meer zu Meer. Und es ist Gottes Willen unterworfen, Tai-Pan«, fuhr Sergejew fort. »Sie sollten die Erde dieses Mütterchen Rußland sehen, um zu begreifen, was ich meine. Sie ist schwarz, fruchtbar und voller Leben. Und trotzdem haben wir fünfzehnhundert Meilen weit diese Erde verbrannt, um Bonaparte und seine Grande Armee aufzuhalten. Sie gehören aufs Meer. Aber ich gehöre aufs Land. Ich gebe Ihnen das Meer zu eigen, Tai-Pan.« Sergejews Augen schienen sich zu verdüstern. »Heute nachmittag haben wir einen großartigen Kampf gesehen. Und eine interessante Wette abgeschlossen. Höchst interessant.«
    Die Falten in Struans Gesicht vertieften sich, als er nun lächelte. »Nur schade, daß es ein Unentschieden wurde. Nun werden wir niemals erfahren, wer eigentlich der Bessere von den beiden war, nicht wahr, Hoheit?«
    »Sie gefallen mir, Mr. Struan. Ich wäre gern Ihr Freund. Wir könnten einander manchen großen Dienst erweisen.«
    »Es wäre mir eine Ehre, Ihnen in jeder nur denkbaren Hinsicht zu Diensten zu sein.«
    Sergejew lachte. Seine weißen Zähne blitzten. »Es wird uns Zeit genug dazu bleiben. Asien hat Europa eins voraus: seine Einstellung zur Zeit. Meine Familie stammt aus Karaganda. Das liegt auf dieser Seite des Ural, und so bin ich vielleicht zu einem Teil Asiate. Wir sind Kasaken. Manche nennen uns auch Kosaken.«
    »Ich habe vorhin nicht ganz recht verstanden. Sagten Sie der Ural?«
    »Ja, eine Gebirgskette, die von der Arktis bis zum Kaspischen Meer verläuft. Sie teilt Rußland in eine östliche und eine westliche Hälfte.«
    »Ich weiß so wenig über Rußland – und von Europa überhaupt«, sagte Struan.
    »Sie sollten einmal nach Rußland kommen. Schenken Sie mir sechs Monate Ihrer Zeit und lassen Sie mich Ihr Gastgeber sein. Es gibt so viel zu sehen, Städte – und wogende Grasmeere. Es könnte eine sehr nützliche Erfahrung für Sie sein. Riesige Märkte für Tee, Seide und Waren aller Art.« Er zwinkerte Struan zu. »Und die Frauen sind sehr schön.«
    »Ich bin diese Woche sehr beschäftigt, aber vielleicht in der nächsten?«
    »Das ist kein Scherz, ich meine es ganz ernst. Bitte überlegen Sie es sich. Im nächsten Jahr oder im Jahr darauf. Ich halte es für sehr wichtig. Für Sie, für Ihr Land, für die Zukunft. Rußland und England haben niemals miteinander Krieg geführt. Jahrhunderte hindurch waren wir Verbündete, und beide liegen wir

Weitere Kostenlose Bücher