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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Struans Schiff bereits Stunden Vorsprung hatte. »Das is 'n wirklich schönes Fest, was?«
    »Culum hat sich richtig in unsere Tess verknallt, Vater.«
    »Tja – habe ich auch bemerkt. Höchste Zeit, daß sie nach Hause geht.«
    »Nicht vor der Preisverteilung.« Gorths Blicke brannten sich in die seines Vaters. »Eine Verbindung zwischen den beiden wär' gerade das Richtige für uns.«
    »Niemals, bei Gott!« stieß Brock mit gepreßter Stimme hervor. Sein Gesicht rötete sich.
    »Und ich sage ja, bei Gott. Ich habe ein Gerücht gehört – von einem unserer portugiesischen Schreiber, der es von einem von Struans Schreibern hat: daß der Tai-Pan in einem halben Jahr nach Hause reist.«
    »Was?«
    »Für immer.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wenn der Teufel weg ist, wer ist dann Tai-Pan, he? Robb.« Gorth spuckte kräftig aus. »Mit Robb werden wir im Handumdrehen fertig. Vor dem Landverkauf hätte ich noch gesagt, wir könnten Culum wie Pökelfleisch runterschlingen. Jetzt bin ich nich' so sicher. Wenn aber Tess seine Frau wäre – dann heißt es Brock-Struan & Co. Nach Robb wird Culum Tai-Pan.«
    »Niemals geht Dirk weg. Niemals. Bist ja verdreht. Nur weil Culum mit ihr tanzt, heißt das noch nich' …«
    »Hämmer es dir nur in deinen Kopf, Vater«, unterbrach ihn Gorth, »eines Tages wird Struan abreisen. Wissen doch alle, daß er ins Parlament rein will. So wie du dich zurückziehen willst. Eines Tages.«
    »Dazu bleibt noch lange Zeit genug!«
    »Ja. Aber eines Tages wirst du dich zurückziehen, nicht wahr? Dann bin ich Tai-Pan.« Gorths Stimme klang nicht schroff, sondern ruhig und entschlossen. »Dann bin ich der Tai-Pan von Noble House, bei Gott, und nicht vom zweiten Haus am Platz. Culum und Tess – das setzt den Strich drunter.«
    »Dirk wird niemals abziehen«, erklärte Brock. Er konnte Gorth in diesem Augenblick nicht leiden, weil er ihm zu verstehen gegeben hatte, daß er dort Erfolg haben würde, wo er selbst – Tyler Brock – gescheitert war.
    »Ich habe über uns nachgedacht, Vater! Und über unser Haus. Wie du und ich Tag und Nacht uns angestrengt haben, um ihn zu schlagen. Und über die Zukunft. Culum – Tess, das wäre das Richtige«, fügte Gorth beharrlich hinzu.
    Brock lehnte sich gegen diese Herausforderung auf. Er wußte zwar, daß er im Lauf der Zeit das Ruder aus der Hand geben mußte, aber doch nicht so bald. Denn ohne das Haus und ohne Tai-Pan des Hauses Brock zu sein, würde er einschrumpfen und sterben. »Wie kommst du auf den Gedanken, es würde Brock-Struan sein? Warum nicht Struan-Brock und er der Tai-Pan und du draußen?«
    »Mach dir nur keine Sorgen, Vater. Mit dir und Struan, dem Teufel, war es immer so wie der Kampf heute nachmittag. Ihr beide wart einander gewachsen. Beide gleich stark, beide gleich schlau. Aber ich und Culum? Da wird es schon anders aussehen.«
    »Ich werd' mal drüber nachdenken. Und dann fass' ich meinen Entschluß.«
    »Natürlich, Vater. Du bist der Tai-Pan. Mit etwas Joss wirst du noch vor mir der Tai-Pan vom Noble House sein.« Gorth lächelte und ging auf Culum und Horatio zu.
    Brock rückte die Binde auf seinem Auge zurecht und blickte seinem Sohn nach: so groß, so energisch und so stark war er. Und so jung. Er sah auch Culum an und spähte dann umher. Seine Augen suchten Struan. Er entdeckte den Tai-Pan, der ganz allein unten am Ufer stand und auf den Hafen hinausblickte. Brocks Liebe zu Tess und sein sehnlichster Wunsch, sie möge glücklich werden, hielten sich mit den anderen Wahrheiten, die Gorth ihm gegenüber geäußert hatte, die Waage. Und er wußte mit Sicherheit, daß Gorth Culum verschlingen würde, käme es jemals zu einem Konflikt zwischen ihnen – und daß Gorth diesen Streit dann herbeiführen würde, wenn es ihm paßte. Wäre das nun richtig? Gorth den Mann verschlingen zu lassen, den Tess vielleicht liebte?
    Er fragte sich, was er wirklich tun würde, falls diese Liebe erwachen sollte – und was unternähme wohl Struan? Es würde die Dinge zwischen uns in Ordnung bringen, sagte er zu sich, und das wäre wohl kein Fehler, was? Ja. Aber du weißt ganz genau, daß der alte Dirk Kathay niemals verlassen wird – und du auch nicht – und die Sache zwischen dir und ihm ausgetragen werden muß.
    Sein Herz verhärtete sich, und er haßte Gorth, weil er in ihm das Gefühl geweckt hatte, alt zu sein. Aber er wußte, daß er sich trotzdem mit dem Tai-Pan auseinandersetzen mußte. Denn Gorth gegen Culum war, solange Struan lebte, ein

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