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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Brock und alle China-Händler waren am Ende ihres Wissens angelangt. Es blieb ihnen im Grunde nichts anderes übrig, als wegzuziehen – aber das Aufgeben von Happy Valley mußte katastrophale Folgen haben. Blieben sie jedoch, dann war die Katastrophe noch größer. Allerdings gab es viele, die sich nicht von ihrer Ansicht abbringen ließen, es könne weder die giftige Erde noch die verseuchte Nachtluft Ursache der Malaria sein, denn nur die Menschen, die im Tal schliefen, würden von ihr befallen. Die Gottesfürchtigen hingegen glaubten – so wie Culum –, das Fieber sei von Gott geschickt, und so verdoppelten sie ihre Gebete, mit denen sie den Allmächtigen anflehten, sie zu schützen; die Gottlosen hingegen zuckten, wenn auch ebenso furchtsam, die Achseln und sagten, dies sei eben ›Joss‹. Zunächst waren nur wenige Familien auf die Schiffe zurückgekehrt, aber die Zahl derer, die das Tal verließen, wuchs und wuchs, und schließlich lag Queen's Town wie eine Geisterstadt da.
    Von dieser verzweifelten Stimmung wurde jedoch Longstaff nicht berührt. In der vergangenen Nacht war er auf seinem Flaggschiff aus Kanton zurückgekehrt, voller Stolz auf seine Erfolge, und da er an Bord des Schiffes wohnen blieb und nicht die Absicht hatte, sich im Happy Valley niederzulassen, wußte er, daß ihm die giftigen nächtlichen Dünste nichts anhaben konnten.
    Er hatte alles, was er sich vorgenommen hatte, erreicht – und noch mehr dazu.
    Einen Tag nach Beginn der Belagerung Kantons waren die sechs Millionen Taels Bußgeld, die er verlangt hatte, bezahlt worden. So hatte er den Angriff abblasen können. Gleich darauf aber hatte er befohlen, die Vorbereitungen für einen Krieg im Norden zu treffen. Und diesmal würden die Kämpfe erst enden, wenn der Vertrag ratifiziert war. In wenigen Wochen mußten die ihm zugesagten Verstärkungen aus Indien eintreffen. Und dann würde die Flotte wieder einmal nach Norden segeln, zum Peiho, nach Peking, und Asien würde ein für allemal offenstehen.
    »Gewiß, so wird es sein.« Longstaff lachte in sich hinein. Er befand sich allein in seiner Kajüte auf der H.M.S. Vengeance und bewunderte sich im Spiegel. »Du bist wirklich recht tüchtig, mein Lieber«, sagte er laut zu sich. »Ja, wahrhaftig. Viel tüchtiger sogar noch als der Tai-Pan, und dabei ist er der Inbegriff der Tüchtigkeit.« Er legte den Spiegel hin, rieb sich das Gesicht mit Kölnisch Wasser ab und warf einen Blick auf seine Taschenuhr. In ein paar Minuten würde Struan ihn aufsuchen. »Trotzdem braucht deine Rechte nicht zu wissen, was die Linke tut, findest du nicht?« Wieder lachte er in sich hinein.
    Longstaff konnte es kaum glauben, daß es ihm so mühelos gelungen war, den Ankauf von Saatgut vorzubereiten. Zumindest, so rief er sich nun zufrieden ins Gedächtnis, hatte Horatio die Vorbereitungen getroffen. Ich möchte nur wissen, warum den Mann der Wunsch seiner Schwester, Glessing zu heiraten, so erregt. Meiner Ansicht nach ist das eine ausgezeichnete Verbindung. Schließlich ist sie doch ziemlich farblos und uninteressant – auf dem Ball hat sie allerdings atemberaubend ausgesehen. Aber was für ein Glücksfall, daß er Glessing nicht leiden kann. Und ein weiterer Glücksfall, daß er den Opiumhandel stets gehaßt hat. Und die Art und Weise, wie ich ihm diesen Gedanken eingepflanzt habe, war auch ziemlich gerissen – dieser Angelhaken mit Glessings Versetzung als Köder.
    »Wahrhaftig, Horatio«, hatte er vor einer Woche in Kanton gesagt, »dieser ganze Opiumhandel ist doch ein übles Geschäft, meinen Sie nicht? Und alles nur, weil wir den Tee mit Silber bezahlen müssen. Wie schade, daß es in Britisch-Indien keine großen Pflanzungen gibt, was meinen Sie? Dann wäre das ganze Opium nicht mehr nötig. Wir könnten den Opiumhandel ganz einfach verbieten und uns die Heiden für bessere Zwecke aufsparen, was? Wir könnten den Samen des Guten einpflanzen anstatt dieser verdammten Droge. Dann könnte die Flotte nach Hause fahren, und wir würden von da ab in Ruhe und Frieden leben.«
    Zwei Tage später hatte Horatio eine Gelegenheit wahrgenommen, mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Erregt hatte er ihm seinen Plan auseinandergesetzt, sich edlen Teesamen von den Chinesen zu besorgen und diesen nach Indien zu schicken. Er, Longstaff, hatte sich ziemlich erstaunt gegeben, sich aber dann doch durch Horatio von der Möglichkeit, einen solchen Plan zu verwirklichen, überzeugen lassen.
    »Aber, du lieber Himmel,

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