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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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antwortete Brock. »Aber bald wird es nich' mehr beständig sein, und dann machen wir die Luken dicht. Wie ich gesehen habe, haben Sie ein gutes Stück von Ihrer Pier entfernt Sturmbojen in tiefem Wasser verankert.«
    »Das habe ich.« Struan goß sich nochmals Portwein ein und bot Gorth die Flasche an. »Wollen Sie auch noch welchen?«
    »Danke«, erwiderte Gorth.
    »Wittern Sie schon bald Sturm, Dirk?«
    »Nein, Tyler. Aber ich möchte die Bojen auf jeden Fall bereit haben. Auch Glessing hat sie für die Flotte auslegen lassen.«
    »Auf Ihren Rat hin?«
    »Ja.«
    »Ich habe gerüchtweise gehört, daß er die Schwester vom jungen Sinclair heiraten will.«
    »Durchaus möglich.«
    »Ich glaube, sie werden sehr glücklich«, meinte Culum. »George vergöttert sie.«
    »Wird für Horatio recht schwer werden«, sagte Gorth, »wenn sie ihn so Knall und Fall verläßt. Andere Verwandte als sie hat er doch nich'. Außerdem ist sie so jung, noch minderjährig.«
    »Wie alt ist sie denn?« fragte Culum.
    »Neunzehn«, antwortete Struan.
    Die Spannung in der Kajüte nahm zu.
    »Tess ist ebenfalls sehr jung«, sagte Culum, und seine Stimme klang bedrückt. »Ich möchte ihr um keinen Preis weh tun. Aber trotzdem … könnten wir … was meinen Sie, Mr. Brock? Ich meine die Heirat. Im nächsten Monat? Wenn es nur für Tess gut ist, ich bin mit allem einverstanden.«
    »Sie ist noch sehr jung, mein Junge«, sagte Brock, nun vom Wein ein wenig umnebelt, »aber es freut mich, was Sie da gesagt haben.«
    Gorth bemühte sich, seiner Stimme einen freundlichen, beruhigenden Ton zu verleihen. »Ein paar Monate hin oder her werden euch beiden doch nicht weh tun, was, Culum? Das nächste Jahr is' doch kaum ein halbes Jahr entfernt.«
    »Bis zum Januar sind es noch sieben Monate, Gorth«, entgegnete Culum ungeduldig.
    »Is' nich' meine Sache, was euch beiden recht is', soll mir auch recht sein, sage ich.« Gorth leerte sein Glas und schenkte sich erneut ein. »Was sagst du, Vater?« fragte er und stellte Brock ganz bewußt vor die Entscheidung.
    »Habe darüber nachgedacht«, antwortete Brock und betrachtete aufmerksam sein Glas. »Is' doch sehr jung. Eile macht nie 'n guten Eindruck. Kennt euch beide doch erst kaum drei Monate und …«
    »Aber ich liebe sie, Mr. Brock«, entgegnete Culum hartnäckig. »Drei Monate oder drei Jahre machen da keinen Unterschied.«
    »Weiß ich ja, mein Junge, weiß ich«, antwortete Brock nicht unfreundlich. Er mußte daran denken, wie sehr sich Tess gefreut hatte, als er ihr sagte, er würde Culum nicht abweisen. »Ich denke nur an euer Bestes – für den einen wie für den anderen. Muß überlegt werden, und das braucht Zeit.« Um mir darüber klarzuwerden, was in deinem Kopf vor sich geht, Dirk, sagte er zu sich.
    »Ich glaube, es wäre für die beiden und für uns sehr gut.« Struan spürte die Erregtheit, die Culum ausstrahlte. »Tess ist jung, das wohl. Aber auch Liza war jung, Culums Mutter ebenfalls. Jung zu heiraten ist heute modern. Geld haben sie genug. Und eine vielversprechende Zukunft vor sich. Mit Joss. Und so sage ich, es wäre nicht schlecht.«
    Brock rieb sich mit dem Handrücken die Stirn. »Ich werde darüber nachdenken. Dann sag' ich es Ihnen, Culum. Dieser Vorschlag ist so plötzlich gekommen, und deswegen braucht 'n Mensch Zeit, das werd'n Sie doch versteh'n.«
    Culum lächelte, von der Aufrichtigkeit in Brocks Stimme gerührt. Zum erstenmal mochte er ihn, und zum erstenmal brachte er ihm Vertrauen entgegen. »Ich verstehe«, sagte er.
    »Wieviel Zeit werden Sie Ihrer Ansicht nach brauchen, Tyler?« fragte Struan rundheraus. Er hatte beobachtet, wie sich bei der falschen Freundlichkeit der beiden Culums Züge entspannt hatten. Seiner Überzeugung nach würden die beiden ihre wahren Absichten aufdecken, wenn er sie unter Druck setzte. »Wir sollten die jungen Leute nicht wie Fische an der Angel zappeln lassen, außerdem gibt es noch eine Menge vorzubereiten. Das muß die größte Hochzeit werden, die Asien je gesehen hat.«
    »Wenn ich mich recht erinnere«, entgegnete Brock abweisend, »is' es der Vater der Braut, der die Hochzeit herrichtet. Und ich halte mich für durchaus fähig, hier zu wissen, was richtig is' und was nich'.« Er wußte, daß Struan nun ihn an der Angel hatte und mit ihm spielte. »Alle Pläne für eine Hochzeit sind also unsere Sache.«
    »Selbstverständlich«, antwortete Struan. »Und wann werden Sie es Culum wissen lassen?«
    »Bald.« Brock erhob sich.

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