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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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›Cinchonarinde‹. Zu Pulver zerrieben und mit Wasser eingenommen, sollte sie das Fieber heilen. Aber als man in Indien Versuche damit angestellt hat, war es ein völliger Mißerfolg. Vollkommen wertlos! Diese verdammten Papisten reden ja das Blaue vom Himmel herunter, nur um Menschen zu bekehren.«
    »Wo, zum Teufel, kann ich mir das Zeug besorgen?«
    »Das weiß ich wirklich nicht, mein Verehrter. Wahrscheinlich in Peru. Aber warum die Sorge? Queen's Town ist ja jetzt aufgegeben. Es liegt gar keine Notwendigkeit vor, sich Sorgen zu machen, wenn man die nächtlichen Dünste nicht einatmet.«
    »Ein Freund von mir hat sich gerade mit Malaria hingelegt.«
    »Ach! Dann gibt es nichts weiter, als tapfer Einlaufe mit Kalomel zu machen. Und zwar sobald wie möglich. Selbstverständlich läßt sich damit noch immer nichts versprechen. Sie sollten ihm sofort Blutegel ansetzen.«
    Dann versuchte es Struan bei den Ärzten der Armee und den Zivilärzten, aber alle hatten ihm nur das gleiche zu sagen.
    Plötzlich fiel Struan Wilf Tillman ein, der noch am Leben war. Er eilte zum Opium-Depotschiff von Cooper-Tillman.
    Während Struan die Ärzte ausfragte, war Gordon Tschen nach Tai Ping Schan zurückgekehrt und hatte die zehn Tong-Führer, die unter ihm arbeiteten, zusammengerufen. Diese waren in ihre eigenen Hauptquartiere zurückgekehrt und hatten dann ihrerseits die jeweils ihnen unterstellten zehn Führer zu sich kommen lassen. Mit unglaublicher Geschwindigkeit verbreitete sich die Nachricht, daß eine bestimmte Rinde von einem bestimmten Baum umgehend aufgetrieben werden müsse. Durch Sampans und Dschunken sickerte die Nachricht über den Hafen hinaus bis nach Kaulun und drang schon bald küstenauf und -ab und tief ins Hinterland hinein, bis in alle Weiler und Dörfer, bis in alle kleineren und größeren Städte vor. Es dauerte nicht lange, und alle Chinesen von Hongkong – Tongs und Nicht-Tongs – wußten, daß eine seltene Rinde gesucht wurde. Sie wußten nicht, von wem oder aus welchem Grund: sie wußten nur, daß eine hohe Belohnung ausgesetzt war. Und diese Nachricht gelangte auch zu den Ohren der gegen die Tongs eingesetzten Agenten der Mandarine. Auch sie begannen nach der Rinde zu suchen, und nicht nur wegen der Belohnung; sie wußten, daß man einen Teil dieser Rinde vielleicht als Köder benutzen konnte, um den Führern der Tongs auf die Spur zu kommen.
    »Entschuldigen Sie, Wilf, daß ich uneingeladen hier erscheine. Aber ich …« Struan hielt jäh inne, so entsetzt war er von Tillmans Aussehen.
    Tillman saß an ein von Schweiß verfärbtes Kissen gelehnt. Sein Gesicht, abgezehrt wie ein Totenschädel, hatte die Farbe ungewaschenen, vergilbten Leinens, und auch das Weiß seiner Augen war von schmutzigem Gelb. »Kommen Sie nur herein«, antwortete Tillman mit kaum vernehmbarer Stimme. Und dann bemerkte Struan, daß Tillman, der schöne, starke weiße Zähne gehabt hatte, nun zahnlos war.
    »Was ist denn mit Ihren Zähnen geschehen?«
    »Das Kalomel. Manche Menschen vertragen es schlecht …« Tillmans Stimme verlor sich in einem dumpfen Gemurmel, und seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz. »Ich habe Sie schon erwartet. Die Antwort lautet: nein!«
    »Bitte?«
    »Nein. Ein einfaches Nein.« Tillmans Stimme wurde stärker. »Ich bin ihr Vormund, und sie wird Sie niemals heiraten.«
    »Ich bin nicht hier, um Sie um Shevauns Hand zu bitten. Ich bin nur herübergekommen, um zu sehen, wie es Ihnen geht und wie die Malaria …«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.« Tillmans Stimme stieg zu einem hysterischen Kreischen an. »Sie hoffen nur, daß ich sterben werde!«
    »Das ist doch lächerlich! Warum sollte ich Ihren Tod wünschen?«
    Mit Mühe hob Tillman die Glocke, die auf dem ebenfalls schmutzig verfärbten Laken lag, und klingelte. Die Tür öffnete sich, und ein großer Neger, Tillmans Sklave, trat barfuß ein.
    »Jebidiah, bitte Master Cooper und Missie, sofort herüberzukommen.«
    Jebidiah nickte und schloß die Tür.
    »Noch immer mit Menschenhandel beschäftigt, Wilf?«
    »Jebidiah ist mit seinem Los zufrieden, hol Sie der Teufel! Ihr habt eure Art zu leben, und wir haben die unsere, Sie elender Schweinehund!«
    »Den Schweinehund können Sie sich sparen, Sie verdammter Sklavenhändler!« Das zweite Schiff, auf dem Struan gedient hatte, ließ sich nicht mehr aus seiner Erinnerung löschen. Hin und wieder befand er sich in einem Alptraum an Bord dieses Schiffes. Mit seinem Anteil an dem Prisengeld von

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