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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Trafalgar hatte er sich von der Marine freigekauft und auf einem englischen Kauffahrer, der den Atlantik befuhr, als Kajütenjunge angeheuert. Erst auf hoher See entdeckte er, daß er sich auf einem Schiff befand, das gesetzwidrig schwarze Fracht beförderte. Der Kapitän segelte nach Dakar hinunter, um dort Sklaven an Bord zu nehmen. Dann ging es über den südlichen Atlantik und durch die windstille Zone nach Savannah hinüber – die Männer, Frauen und Kinder unter Deck waren wie Heringe zusammengepreßt. Woche um Woche drangen die Schreie und das Wimmern der Sterbenden in seine Ohren, und der Gestank erstickte ihn fast. Er war ein Junge von acht Jahren und hilflos. In Savannah war er davongelaufen. Es war das einzige Mal in seinem ganzen Leben, daß er von einem Schiff desertiert war.
    »Sie sind ja noch schlimmer als die Kapitäne der Sklavenschiffe«, rief Struan mit rauher Stimme. »Sie kaufen nur einfach das Fleisch auf, legen es auf den Hackklotz und streichen den Gewinn ein. Ich weiß Bescheid, ich habe einen Sklavenmarkt gesehen.«
    »Wir behandeln sie gut!« kreischte Tillman. »Sie sind nichts weiter als Wilde, und wir bieten ihnen ein angenehmes Leben. Jawohl, das tun wir!« In seinem Gesicht zuckte es. Er lehnte sich zurück und rang mit seiner Schwäche. Der Neid auf Struans Vitalität und Gesundheit verzehrte ihn fast; er fühlte sich dem Tode nahe. »Sie werden von meinem Tod nicht profitieren! Möge Gott Sie zur ewigen Verdammnis verurteilen!«
    Struan wandte sich zur Tür.
    »Sie sollten lieber warten. Was ich zu sagen habe, geht Sie an.«
    »Nichts, was Sie zu sagen haben könnten, geht mich etwas an!«
    »Sie nennen mich einen Sklavenhändler? Wie haben Sie sich denn Ihre Geliebte besorgt, Sie gottverdammter Heuchler?«
    Die Tür wurde aufgerissen und Cooper kam hereingestürzt. »Ach, guten Tag, Tai-Pan! Ich wußte nicht, daß Sie an Bord sind.«
    »Hallo, Jeff«, antwortete Struan, kaum fähig, seinen Zorn zu beherrschen.
    Cooper streifte Tillman mit einem Blick. »Was ist los, Wilf?«
    »Nichts Besonderes. Ich wollte nur dich und meine Nichte sehen.«
    Shevaun trat ein und blieb vor Überraschung stehen. »Hallo Tai-Pan. Fühlst du dich auch wohl, Onkel?«
    »Nein, mein Kind. Ich fühle mich sehr schlecht.«
    »Was ist denn los, Wilf?« fragte Cooper.
    Tillman hüstelte schwach. »Der Tai-Pan ist ›zu Besuch‹ gekommen. Ich habe es für eine ausgezeichnete Gelegenheit gehalten, eine wichtige Sache zu regeln. Morgen ist ein neuer Fieberanfall bei mir fällig, und ich glaube … nun ja« – seine trüben Augen wandten sich Shevaun zu –, »ich bin stolz, dir sagen zu können, daß Jeff in aller Form um deine Hand angehalten hat und ich sie ihm von ganzem Herzen versprochen habe.«
    Shevaun erbleichte. »Ich will aber noch gar nicht heiraten.«
    »Ich habe mir alles sehr genau überlegt.«
    »Ich will aber nicht!«
    Tillman stützte sich unter großer Anstrengung auf einem Ellbogen auf. »Du wirst mir jetzt zuhören!« kreischte er. In seinem Zorn schien er etwas von seiner alten Kraft wiedergewonnen zu haben. »Ich bin hier dein gesetzlicher Vormund. Seit Monaten habe ich mit deinem Vater korrespondiert. Mein Bruder hat diese Heirat gebilligt, unter der Voraussetzung, ich gelange nach ernsthafter Überlegung zu dem Schluß, daß sie in deinem Interesse liegt. Und zu diesem Schluß bin ich gelangt. Also …«
    »Ich aber nicht, Onkel. Wir leben im 19. Jahrhundert und nicht im Mittelalter. Ich will noch gar nicht heiraten.«
    »Was du willst oder nicht willst, interessiert mich nicht, und du hast völlig recht, wir leben im 19. Jahrhundert. Hiermit bist du einem Mann zur Ehe versprochen. Du wirst verheiratet werden. Es war die Hoffnung deines Vaters und die meine, daß sich Jeff während deines Besuches hier für dich erklären würde. Das hat er getan.« Tillman lehnte sich erschöpft zurück. »Es ist eine höchst erfreuliche Verbindung. Und damit ist die Sache erledigt.«
    Cooper trat zu Shevaun. »Meine liebe Shevaun, Sie wissen, was ich empfinde. Ich hatte keine Ahnung, daß Wilf… ich hatte gehofft, nun ja …«
    Sie wich vor ihm zurück, und ihre Blicke suchten Struans Augen. »Tai-Pan! Sagen Sie es meinem Onkel, sagen Sie ihm, daß er das nicht tun kann, nicht tun darf – er kann mich nicht einem Mann zur Ehe versprechen – sagen Sie ihm, daß er das nicht kann!«
    »Wie alt sind Sie, Shevaun?« fragte Struan.
    »Neunzehn.«
    »Wenn Ihr Vater und Ihr Onkel einverstanden sind,

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