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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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besonders schlimm – wirtschaftlich und industriell. Die Arbeitslosigkeit ist fürchterlich. Die Ernte war miserabel. Wissen Sie, daß der Brotpreis nach den Briefen, die wir letzte Woche erhalten haben, auf einen Schilling zwei Pence gestiegen ist? Ein Pfund Würfelzucker kostet acht Pence: der Tee sieben Schillinge acht Pence; Seife neun Pence das Stück; ein Dutzend Eier vier Schillinge. Ein Pfund Kartoffeln kostet einen Schilling; ein Pfund Speck dreieinhalb Schillinge. Nun vergleichen Sie einmal die Löhne: Die verschiedenen Handwerker – Maurer, Klempner, Schreiner – verdienen höchstens siebzehneinhalb Schillinge in der Woche bei vierundsechzig Arbeitsstunden; Landarbeiter neun Schillinge die Woche für Gott weiß wie viele Stunden; Industriearbeiter um die fünfzehn Schillinge herum – und das nur, wenn sie überhaupt Arbeit finden. Du lieber Gott, Mr. Struan, Sie leben von einem unglaublichen Reichtum umgeben hoch oben in den Wolken und können es sich leisten, einem Mädchen tausend Guineen nur dafür zu schenken, daß es ein hübsches Kleid trägt. Und dabei wissen Sie nicht, daß von elf Menschen in England jeweils einer am Hungertuch nagt und einer ein Almosenempfänger ist. Im vergangenen Jahr haben in Stockton fast zehntausend Menschen weniger als zwei Schillinge die Woche verdient. In Leeds dreißigtausend unter einem Schilling. Fast jeder hungert, und dabei sind wir die reichste Nation der Welt. Die Whigs stecken die Köpfe in den Hintern und weigern sich zu sehen, was alle als ein himmelschreiendes Unrecht betrachten. Was die Chartisten betrifft, so hat man nichts weiter getan, als sie als Anarchisten zu brandmarken. Die erschreckenden Zustände in den Textilfabriken und in der übrigen Industrie wollen sie nicht wahrhaben. Guter Gott, Kinder von sechs und sieben Jahren rackern sich in einem zwölfstündigen Arbeitstag ab, die Frauen auch. Und weil sie so billige Arbeitskräfte sind, machen sie die Männer arbeitslos. Warum auch sollten die Whigs irgend etwas unternehmen? Ihnen gehören doch die meisten Fabriken, die meisten Hütten. Und das Geld ist ihr Gott – und wird's immer mehr und mehr, verdammt noch mal! Die Whigs wollen auch das irische Problem nicht sehen. Im vergangenen Jahr hat in Irland eine Hungersnot gewütet, und wenn in diesem Jahr wieder eine ausbricht, wird sich ganz Irland erneut erheben – höchste Zeit wäre es auch. Die Whigs haben nicht den kleinen Finger gerührt, um etwas zur Reform des Bankwesens zu tun. Warum sollten sie – die Banken gehören ihnen ja auch! Schauen Sie sich nur einmal Ihr eigenes Pech an! Wenn wir nur ein entsprechendes Gesetz hätten, das die Bankkunden vor den verfluchten Machenschaften dieser verfluchten Whigs schützte!« Mit Anstrengung hielt er inne; sein Doppelkinn bebte noch immer, sein Gesicht war rot angelaufen. »Entschuldigen Sie, hatte keine Rede halten wollen. Aber selbstverständlich müssen die Whigs gehen. Und ich sage: wenn sie nicht innerhalb der nächsten sechs Monate verschwinden, kommt es in England zu einem Blutbad, im Vergleich zu dem sich die Französische Revolution wie ein harmloser Spaziergang ausnehmen wird. Ein einziger Mann nur vermag uns zu retten: Robert Peel. Wahrhaftig!«
    Struan erinnerte sich an das, was Culum ihm von den Zuständen in England berichtet hatte. Er und Robb hatten die Sache damals als das aufsässige Geschwätz eines idealistischen Studenten abgetan. Und abgetan als recht unglaubwürdig hatte er alles, was sein Vater ihm schrieb. »Wer wird der nächste Außenminister sein, wenn Lord Cunnington ausgeschaltet ist?«
    »Sir Robert selber. Und wenn nicht er, dann Lord Aberdeen.«
    »Aber sie sind gegen den Freihandel, der eine wie der andere.«
    »Ja, aber beide sind sie liberal und friedlich gesinnt. Und sobald sie an der Regierung sind, werden sie sich ändern müssen. Wann immer die Opposition an die Macht gelangt und die Verantwortung zu tragen hat, ändert sie sich. England bietet der Freihandel die einzige Möglichkeit zu überleben – das wissen Sie –, also müssen sie sich für ihn einsetzen. Und sie werden jede nur mögliche Unterstützung von Seiten der Mächtigen und der Reichen dringend brauchen.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß ich sie unterstützen soll?«
    »Die Oriental Times mit Mann und Roß und Druckerpresse als Einsatz, wenn die Whigs noch in diesem Jahr stürzen. Und um Hongkongs Zukunft.«
    »Glauben Sie, daß Sie da etwas verhindern könnten?«
    »Hongkong? Ja. Doch, das

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