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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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den Adern, im Kopf und im Schoß hatte sie Eis. Es war der fünfzehnte Tag.

33
    Schwach und hilflos wie ein kleines Kind lag May-may unter der Last eines Dutzends Decken. Ihr Gesicht war grau, ihre Augen wirkten erschreckend. Vier Stunden lang klapperten ihre Zähne aufeinander. Dann schlug der Schüttelfrost plötzlich in Fieberhitze um. Struan betupfte ihr Gesicht mit eisigem Wasser, aber es brachte ihr keine Linderung. May-may phantasierte. Sie warf sich im Bett umher, murmelte und schrie zusammenhanglose Sätze in Chinesisch und Englisch, von einem furchtbaren inneren Feuer verzehrt. Struan hielt sie fest und versuchte sie zu beruhigen, aber sie erkannte ihn nicht, hörte ihn nicht einmal.
    Dann verschwand das Fieber ebenso plötzlich, wie es gekommen war. May-may brach der Schweiß aus; er durchnäßte ihre Kleidung und die Laken. Ein Laut der Erleichterung kam über die halbgeöffneten Lippen. Sie schlug die Augen auf und begann ihre Umgebung in sich aufzunehmen.
    »Ich fühle mich so wohl«, stieß sie geschwächt hervor, »so müde.«
    Struan half Ah Sam, die durchnäßten Kissen, Laken und Gewänder zu wechseln.
    Dann schlief May-may ein – so wie die Toten schlafen, regungslos. Struan saß in seinem Sessel und behütete ihren Schlaf.
    Nach sechs Stunden erwachte sie, heiter, aber erschöpft. »Hallo, Tai-Pan. Ich habe Happy-Valley-Fieber?«
    »Ja. Aber dein Arzt kennt eine Medizin, um es zu heilen. In ein paar Tagen wird er sie sich besorgt haben.«
    »Gut. Sehr gut. Keine Sorge machen, schon gut.«
    »Warum lächelst du, meine Kleine?«
    »Ah«, antwortete sie, schloß zufrieden die Augen und kuschelte sich tiefer in die sauberen Laken und Kissen. »Wie sonst kann man Joss beherrschen? Wenn du beim Verlieren lächelst, dann du gewinnst im Leben.«
    »Du wirst schon gesund werden«, sagte er. »Ganz gesund. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich mache keine Sorgen um mich. Nur um du.«
    »Was meinst du damit?« Struan war von seiner Nachtwache ermüdet und von der Tatsache beunruhigt, daß sie schmächtiger wirkte als sonst und mit ihren tief umschatteten Augen einer Toten ähnlicher als einer Lebenden. Und gealtert.
    »Nichts weiter. Ich möchte etwas Suppe essen. Etwas Hühnerbrühe.«
    »Der Arzt hat eine Medizin für dich geschickt. Sie soll dich kräftigen.«
    »Sehr gut. Ich fühle mich phantastisch schwach. Ich werde Medizin nach Suppe nehmen.«
    Er bestellte die Suppe. May-may aß ein wenig davon und lehnte sich dann wieder zurück.
    »Jetzt du dich ausruhen, Tai-Pan«, sagte sie. Sie furchte die Stirn. »Wie viele Tage vor nächstem Fieberanfall?«
    »Drei oder vier«, antwortete er niedergeschlagen.
    »Keine Sorge, Tai-Pan. Vier Tage ist lange Zeit genug, schon gut. Geh dich ausruhen, bitte, und dann später wir reden zusammen.«
    Er begab sich in seine eigene Kajüte, schlief aber schlecht. Alle paar Augenblicke wachte er auf, fiel wieder in Schlaf und träumte, daß er wach sei; oder er lag im Halbschlaf, fand aber keine Ruhe.
    Die untergehende Sonne stand, als er aus seinem unruhigen Schlummer erwachte, tief am Horizont. Er badete und rasierte sich, in seinem Kopf war's wüst und wirr. Er starrte voll Abscheu sein Spiegelbild an. Niemals würde May-may drei solcher Fieberanfälle durchstehen können. Davon hatte er sich mit eigenen Augen überzeugt. Also blieben ihr höchstens noch zwölf Tage zu leben.
    An der Tür klopfte es.
    »Ja?«
    »Tai-Pan?«
    »Ach, hallo, Gordon. Was gibt's Neues?«
    »Leider nichts. Ich tue, was ich nur kann. Wie geht es der Dame?«
    »Der erste Anfall ist überstanden. Es steht nicht gut, mein Junge.«
    »Es wird alles versucht. Der Arzt hat einige Arzneien geschickt, die sie bei Kräften halten sollen, und auch einige besondere Nahrungsmittel. Ah Sam weiß, was zu tun ist.«
    »Ich danke dir.«
    Gordon entfernte sich, und Struan wandte sich wieder seinen Überlegungen zu. Verzweifelt suchte er nach einer Lösung. Wo bekomme ich Cinchona her? Das muß es doch irgendwo geben! Wo könnte man in Asien Perurinde finden? Nein, nicht Perurinde – Jesuitenrinde.
    Dann konzentrierten sich seine unruhig umherschweifenden Gedanken plötzlich auf einen festen Punkt. »Hol's doch der Teufel!« stieß er laut hervor, und seine Hoffnung flackerte erneut auf. »Wenn man Pferdefliegen sucht, geht man zu einem Pferd. Wenn man Jesuitenrinde sucht – wo geht man da hin, du Idiot?«
    Nach zwei Stunden jagte die China Cloud aus dem von der untergehenden Sonne rot überglänzten Hafen. Sie

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