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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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dieser Mann zum Kapitän ausgebildet werden sollte und warum der Tai-Pan auf jeden seiner Klipper einen solchen Heiden gestellt hatte.
    Ich hätte gern das Gesicht des Mädchens gesehen, dachte er. Ihr Gewicht in Gold, jawohl, das erzählt man sich, so soll er sie gekauft haben. Ach, wie gerne möchte ich anders sein, als ich bin. Ich möchte in das Gesicht eines Mannes oder einer Frau blicken können, ohne darin Abscheu zu lesen. Ich möchte nicht immer beweisen müssen, daß ich ebenso tüchtig bin wie so viele andere auch und bestimmt besser als die meisten, die Schiffsplanken unter den Füßen haben. Ich bin es müde, Orlow der Bucklige zu sein. Hat mich darum die Angst gepackt, als der Tai-Pan zu mir sagte, ich solle im Oktober allein nach Norden fahren?
    Verdrossen blickte er über das Schandeck hinweg auf die schwarzen Wellen, die am Schiff vorbeirauschten. Du bist, was du bist, und die See wartet. Und du bist Kapitän des besten Schiffes auf dieser Welt. Ein einziges Mal in deinem Leben hast du in ein Gesicht geblickt und grüne Augen gesehen, die nur feststellen wollten, ob du als Mann etwas taugst. Ach, Grünauge, dachte er, und die Niedergeschlagenheit verließ ihn, für diesen einen Augenblick, den du mir geschenkt hast, würde ich für dich in die Hölle gehen.
    »Holt steif, ihr Waschlappen! Marssegel brassen, ho!« brüllte Orlow.
    Die Männer enterten wieder in die Wanten, um noch größere Fahrt herauszuholen. Als er dann am Horizont die Lichter von Macao aufschimmern sah, befahl er, die Segel zu reffen, und führte sein Schiff vorsichtig – aber noch immer mit der größtmöglichen Geschwindigkeit – in den seichten Hafen von Macao, wobei der Handloter ihm die Wassertiefen zurief.
    »Großartige seemännische Leistung, Käpt'n«, sagte Struan.
    Orlow fuhr verblüfft herum. »Ich habe Sie nicht kommen hören. Sie erscheinen immer wie ein Geist. Das Beiboot ist klar.« Dann fügte er beiläufig hinzu: »Ich hatte gedacht, ich könnte das Schiff ebensogut selber in den Hafen führen, anstatt bis Tagesanbruch und auf einen Lotsen zu warten.«
    »Sie verstehen Gedanken zu lesen, Kapitän.« Struan blickte zu den Lichtern und zu der noch unsichtbaren Stadt hinüber, die sich erst flach am Wasser hinzog und dann eine Anhöhe emporkletterte. »Ankern Sie an unserem üblichen Platz. Sie selbst werden meine Kajüte bewachen. Aber Sie haben nicht hineinzugehen – auch niemand sonst. Alles hat an Bord zu bleiben. Und den Mund zu halten.«
    »Diese Befehle habe ich bereits gegeben.«
    »Wenn die portugiesischen Beamten an Bord kommen, entschuldigen Sie sich, daß wir nicht auf den Lotsen gewartet haben, und entrichten Sie die üblichen Gebühren. Außerdem das Schmiergeld für den Chinesen. Sagen Sie den Leuten, daß ich an Land bin.«
    Orlow kannte den Tai-Pan zu gut, um zu fragen, wie lange er wegbleiben würde.
    Der Morgen begann zu dämmern, als die China Cloud eine halbe Meile von den noch immer nicht zu unterscheidenden Kaianlagen entfernt im südwestlichen Hafen vor Anker ging. Näher konnte das Schiff, ohne sich zu gefährden, nicht herankommen; die Bucht war gefährlich seicht und daher fast wertlos – ein weiterer Grund für Hongkongs wirtschaftliche Unentbehrlichkeit. Während Struan die Leute auf der Fahrt zum Ufer zur Eile antrieb, bemerkte er die schwankenden Lichter eines zweiten Klippers weiter im Süden: die White Witch. Ein paar kleinere europäische Schiffe lagen ebenfalls vor Anker.
    Struan eilte die Pier entlang, die Noble House noch immer gepachtet hatte. Er sah, daß in dem großen Kontorhaus der Firma, das er ebenfalls von den Portugiesen gepachtet hatte, noch kein Licht brannte. Das Kontorhaus, ein vierstöckiges schloßartiges Gebäude mit einem Säulenvorbau, lag am anderen Ende der von Bäumen gesäumten praia. Er wandte sich nach Norden, die praia entlang, vorbei am chinesischen Zollhaus, überquerte eine breite Straße und ging die leichte Steigung in Richtung auf die Kirche São Francisco hinauf.
    Er war froh, wieder in Macao zu sein, zurück in der Zivilisation, inmitten von gepflasterten Straßen, prächtigen Kathedralen, hübschen Häusern, die irgendwo am Mittelmeer hätten liegen können, praças mit Springbrunnen und weitläufigen Gärten, aus denen der süße Duft ihrer Blütenfülle drang.
    Hongkong wird eines Tages genauso aussehen, dachte er … mit einigem Joss. Dann fielen ihm Skinner, Whalen, die Malaria und May-may wieder ein, die an Bord der China Cloud lag, so

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