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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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habe«, sagte er, sie verbessernd.
    »Wie oft ich ihn betrunken gesehen habe. Ach, ich bin so froh, daß wir bald heiraten.«
    Welchen Grund könnte Gorth eigentlich haben, so etwas zu tun? fragte sich Culum. Der Tai-Pan übertrieb bestimmt. Es konnte gar nicht anders sein.
    Ein Diener öffnete die Tür, und Culum führte Tess ins Wohnzimmer.
    »Schon so schnell wieder zurück, meine Lieben?« fragte Liza.
    »Ich bin ein bißchen müde, Mama.«
    »Ich werde mich auch gleich verabschieden«, sagte Culum. »Wir sehen uns morgen. Gehst du zum Kricketspiel?«
    »Ach ja, gehen wir doch hin, Mama!«
    »Vielleicht begleiten Sie uns, Culum?«
    »Danke, nur zu gern. Also bis morgen.« Culum küßte Tess die Hand.
    »Gute Nacht, Mrs. Brock.«
    »Gute Nacht, mein Junge.«
    Culum wandte sich der Tür gerade in dem Augenblick zu, in dem Gorth eintrat. »Ach, hallo, Gorth.«
    »Hallo, Culum. Habe gerade auf dich gewartet. Gehen wir in den Klub was trinken. Komm mit.«
    »Nein, danke, heute abend nicht. Bin ganz erledigt. Zu oft zu spät ins Bett gegangen. Und morgen ist das Kricketspiel.«
    »Ein Glas wird dir nichts schaden. Nach so 'nem Überfall ist es das beste.«
    »Nein, nicht heute abend, Gorth. Vielen Dank. Wir sehen uns morgen.«
    »Ganz wie du willst, alter Junge. Und paß jetzt schön auf dich auf.« Gorth schloß die Eingangstür hinter ihm.
    »Was ist ihm gestern nacht zugestoßen, Gorth?« Liza sah ihn forschend an.
    »Der arme Kerl hat zu tief ins Glas geblickt. Ich hab' dir ja erzählt, daß ich vor ihm aus dem Klub weg bin. Ich weiß nich', was passiert is'. Was hat er denn erzählt, Tess?«
    »Nur daß er zuviel getrunken hat und ihn dann Räuber überfallen haben.« Sie lachte. »Der arme Culum, ich glaube, er ist auf lange Zeit hinaus von diesem verteufelten Trinken geheilt.«
    »Würdest du mir mal meine Zigarren holen, Tess?« bat Gorth. »Sie liegen in der Kredenz.«
    »Aber natürlich«, antwortete Tess und lief hinaus.
    »Wie ich gehört habe«, fuhr Gorth fort, »wie ich gehört habe, hat unser Culum 'n bißchen über die Stränge geschlagen.«
    »Was?« Liza hörte mit dem Nähen auf.
    »Nichts weiter Schlimmes. Vielleicht hätte ich nich' davon reden sollen. Is' ja nich' schlimm, wenn ein Mann vorsichtig is'. Weißt doch, wie Männer sind.«
    »Aber er will doch unsere Tess heiraten! Sie wird mir keinen Wüstling heiraten!«
    »Natürlich. Ich glaube, ich rede wohl mal am besten mit dem Jungen. In Macao soll er lieber vorsichtig sein. Wenn Vater hier wäre, wäre es was anderes. Aber so muß ich die Familie schützen – und den armen Kerl vor seinen Schwächen. Du darfst aber jetzt nichts davon sagen, verstanden?«
    »Natürlich nicht.«
    Liza haßte diese männliche Triebhaftigkeit. Warum konnten sie sich nicht beherrschen? Vielleicht sollte ich mir diese Heirat doch noch einmal überlegen, dachte sie. »Tess wird keinen Wüstling heiraten. Aber Culum ist doch sonst gar nicht so. Weißt du auch ganz genau, was du da sagst?«
    »Ja«, antwortete Gorth. »Zumindest is' es das, was einige der anderen erzählt haben.«
    »Wenn nur Vater hier wäre.«
    »Ja«, antwortete Gorth und fügte dann hinzu, als sei er plötzlich zu diesem Entschluß gelangt: »Ich denke, ich fahre auf ein paar Tage nach Hongkong hinüber. Ich werde mit Vater reden. Das wird das beste sein. Und dann nehme ich mir Culum richtig vor. Ich laufe mit dem nächsten Ebbstrom aus.«

36
    Struan las die letzte Seite der englischen Übersetzung der russischen Dokumente. Langsam legte er die Seiten wieder zusammen, schob sie in die Ledermappe zurück und ließ sie auf seinem Schoß liegen.
    »Was ist?« fragte May-may. »Warum so phantastisch schweigsam, heja?« Sie saß in die Kissen gelehnt unter einem Moskitonetz in ihrem Bett. Gegen den Goldton ihres seidenen Gewandes wirkte ihre Haut noch bleicher.
    »Nichts weiter, meine Kleine.«
    »Leg Geschäfte weg und sprich mit mir. Seit einer Stunde bist du wie Schüler.«
    »Laß mich noch fünf Minuten überlegen. Dann rede ich mit dir, einverstanden?«
    »Puh«, stieß sie hervor. »Wenn ich nicht wäre Kranksein, du würdest mit mir im Bett spielen – immer.«
    »Ach ja.«
    Struan trat in die Tür zum Garten und blickte zum Nachthimmel empor. Die Sterne schimmerten hell, der Himmel versprach gutes Wetter.
    May-may legte sich bequemer im Bett zurecht und beobachtete ihn. Er sieht sehr müde aus, dachte sie. Armer Tai-Pan, so viele Sorgen.
    Er hatte ihr von Culum und seinen Befürchtungen

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