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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Erfahrungen.«
    »Ich gebe Ihnen gar nichts. Ich führe nur das aus, worum man mich gebeten hat. Vergessen Sie nicht, Senhor, daß Sie eine Macht am Hofe von St. James darstellen und weltweite Beziehungen haben, sosehr ich selber das verabscheue, was Sie vertreten. Wir leben in einer gefährlichen Zeit, und Portugal und Britannien sind alte Verbündete. Britannien ist Portugal stets ein guter Freund gewesen. Und ist es nicht ein Gebot der Klugheit, sich gegenseitig zu helfen? Vielleicht kann man die Dinge auch so einfach sehen.«
    Struan nahm die ihm gebotene Mappe entgegen.
    »Sobald der Bote aus Lo Ting zurückgekehrt ist, benachrichtige ich Sie«, sagte Falarian Guineppa. »Wie spät es auch sein mag. Möchten Sie, daß Pater Sebastian die Dame untersucht?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Struan und erhob sich. »Vielleicht. Ich möchte aber zuerst darüber nachdenken, Eminenz.«
    »Ganz wie es Ihnen beliebt, Senhor.« Der Bischof zögerte. »Gott sei mit Ihnen.«
    »Gott sei mit Ihnen, Eminenz«, antwortete Struan.
     
    »Hallo, Tai-Pan!« sagte Culum. In seinem Kopf hämmerte es, und seine Zunge fühlte sich an wie getrockneter Dung.
    »Tag, mein Junge.« Struan legte die noch immer nicht geöffnete Ledermappe ab, die ihn auf dem ganzen Heimweg in den Händen gebrannt hatte. Er trat an die Kredenz und schenkte sich ein großes Glas Branntwein ein.
    »Essen, Maste' Culum?« fragte Lo Tschum mit strahlendem Gesicht.
    »Schwein? Kartoffels? Sooße? Heja?«
    Schwach schüttelte Culum den Kopf, und Struan machte Lo Tschum ein Zeichen, sich zu entfernen. »Nimm das«, sagte er und reichte Culum den Branntwein.
    »Nur das nicht«, antwortete Culum angewidert.
    »Los, trink!«
    Culum schluckte den Branntwein. Er brannte ihm in der Kehle, und so trank er schnell etwas von dem Tee hinterher, der neben dem Bett stand. Er lehnte sich zurück, in seinen Schläfen pochte es.
    »Würdest du mir jetzt etwas von deinen Abenteuern berichten? Mir erzählen, was geschehen ist?«
    Culums Gesicht war grau, das Weiß seiner Augen war schmutzigtrüb und gerötet. »Ich kann mich an nichts erinnern. Mein Gott, ich fühle mich entsetzlich.«
    »Fang ganz von vorn an.«
    »Ich habe mit Gorth und ein paar von unseren Freunden Whist gespielt«, erklärte Culum mit Mühe. »Ich erinnere mich, daß ich etwa hundert Guineen gewonnen habe. Wir haben auch eine Menge getrunken. Aber ich entsinne mich, die Gewinne in meine Tasche gesteckt zu haben. Dann – ja, alles übrige ist nur noch eine Leere.«
    »Erinnerst du dich, wohin du gegangen bist?«
    »Nein. Nicht genau.« Durstig trank er noch mehr Tee und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als wolle er die Schmerzen wegwischen. »Mein Gott, fühle ich mich elend!«
    »Erinnerst du dich, in welches Bordell du gegangen bist?«
    Culum schüttelte vorsichtig den Kopf.
    »Hast du ein Stammbordell, in das du immer gehst?«
    »Du lieber Gott, nein!«
    »Brauchst nicht auf so hohem Roß zu sitzen, mein Junge. In irgendeinem bist du doch gewesen, soviel ist klar. Und der Alkohol, den du getrunken hast, hat eine Droge enthalten, auch das ist klar.«
    »Eine Droge?«
    »Ein uralter Trick. Deswegen habe ich dir auch eingeschärft, nur in ein Haus zu gehen, das dir ein Mann, dem du trauen kannst, empfohlen hat. Ist es das erstemal, daß du in einem Bordell gewesen bist?«
    »Ja, ja. Guter Gott, hat man mir eine Droge hineingemischt?«
    »Nun streng mal deinen Kopf an. Denk nach, mein Junge! Kannst du dich nicht an das Haus erinnern?«
    »Nein – an nichts. In meinem Kopf ist's ganz leer.«
    »Wer hat das Bordell für dich ausgesucht?«
    Culum setzte sich im Bett auf. »Wir haben getrunken und gespielt. Ich war … ich war ziemlich blau. Und dann … alle haben von Mädchen geredet. Und von solchen Häusern. Und, na ja …«, er sah Struan an; seine Scham und Qual waren offensichtlich. »Mit dem Alkohol im Leibe, da wollte ich unbedingt plötzlich ein Mädchen haben. Ich beschloß, ich müßte ganz einfach in ein Bordell gehen. War wie Feuer in mir.«
    »Gut, warum auch nicht. Aber wer hat dir die Adresse gegeben?«
    »Ich glaube … ich weiß nicht mehr – aber ich glaube, alle haben mir eine genannt. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich entsinne mich nur, den Klub verlassen zu haben. Eine Sänfte war da, und in die bin ich eingestiegen. Warte mal – jetzt erinnere ich mich! Ich habe dem Kuli gesagt, er solle mich zum F und I bringen!«
    »Dort nähmen sie dich nie aus, mein Junge. Würden dir

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