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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Aristoteles hat mich im Chinesenviertel in einer Gosse gefunden, hat mir einen chinesischen Arzt besorgt, und ich habe es überstanden. Auf diese Weise habe ich ihn also kennengelernt – und darum sind wir auch so lange miteinander befreundet. Ich kann natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob das Haus – oder das Mädchen, mit dem ich zusammen war – verseucht waren oder nicht, aber auf jeden Fall habe ich die Seuche nie bekommen.«
    »Mein Gott, was soll ich nur tun?«
    »In einer Woche werden wir ja wissen, was los ist. Tritt bis dahin keine Schwellung auf, bekommst du keine Schmerzen oder keinen Ausfluß, dann bist du diesmal glücklich davongekommen.« Er sah das Entsetzen in den Augen seines Sohnes, und Mitleid mit ihm erfaßte ihn. »Vor dir liegt eine höllische Woche, mein Junge. Dieses Warten, bis man sicher ist. Ich weiß, wie es ist, aber mach dich nicht verrückt. Ich steh' dir bei, so gut ich kann. So wie Aristoteles mir beigestanden hat.«
    »Ich bring' mich um. Ich bring' mich um, wenn ich … ach, mein Gott, wie habe ich nur so töricht sein können! Tess! Ach Gott, ich sollte es ihr lieber sagen …«
    »Nichts dergleichen wirst du tun! Du erzählst nichts weiter, als daß du auf dem Heimweg von Räubern überfallen und ausgeplündert worden bist. So werden wir die Sache hinstellen. Deinen Freunden erzählst du dasselbe: du glaubst, du hättest – nachdem du mit dem Mädchen zusammen warst – zuviel getrunken. Du könntest dich an nichts mehr erinnern, außer daß du dich mit Bestimmtheit großartig amüsiert hast. Dann seist du hier aufgewacht. Die ganze Woche über wirst du dich genauso benehmen wie sonst auch.«
    »Aber Tess! Wie kann ich denn …«
    »Genau das wirst du tun, mein Junge! Das hast du zu tun!«
    »Ich kann es nicht, Vater, es ist ganz einfach unm…«
    »Und unter gar keinen Umständen wirst du irgendeinem Menschen von den chinesischen Medikamenten erzählen. Geh auch in kein Freudenhaus, bevor wir nicht mit Sicherheit Bescheid wissen, und Tess rührst du erst an, wenn ihr verheiratet seid.«
    »Ich schäme mich so sehr.«
    »Dazu gibt es gar keine Veranlassung. Es ist recht schwer, jung zu sein. In dieser Welt kommt es sehr darauf an, daß ein Mann die Augen offenhält. Er ist ständig von tollwütigen Hunden umgeben.«
    »Du sagst, Gorth sei es gewesen?«
    »Ich habe nichts dergleichen gesagt. Glaubst du es denn?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber du hast es doch gedacht, nicht wahr?«
    »Vergiß nur nicht, daß du dich ganz normal verhalten mußt, oder aber du wirst Tess verlieren.«
    »Warum?«
    »Glaubst du etwa, Brock und seine Frau würden erlauben, daß du Tess heiratest, wenn sie merken, wie unreif und dumm du bist? Wenn du betrunken in Macao herumhurst – noch dazu in einem dir unbekannten Bordell, wo du dir einen Liebestrank eintrichtern und dich ausplündern läßt? An Brocks Stelle würde ich sagen, daß du zu blöde bist, um mein Schwiegersohn zu werden!«
    »Es tut mir so leid.«
    »Jetzt ruh dich aus, mein Junge. Ich komme dann später wieder vorbei.«
    Auf dem ganzen Weg zu May-mays Haus war Struan fest entschlossen, Gorth umzubringen, wenn Culum die Lustseuche haben sollte. Auf die grausamste Weise. Ja, dachte er ungerührt, ich kann sehr grausam sein. Ich bring' ihn nicht einfach um – und auch nicht schnell. Wahrhaftig nicht!
    »Du siehst schrecklich schlecht aus, Culum«, sagte Tess. »Du solltest wirklich einmal früh schlafen gehen.«
    »Ja.«
    Sie gingen in der nächtlichen Stille die praia entlang. Das Abendessen war vorbei, und er war nun klarer im Kopf, aber seine innere Qual war fast unerträglich.
    »Was ist denn los?« fragte sie, denn sie spürte seine tiefe Unruhe.
    »Nichts weiter. Ich habe nur zuviel getrunken. Und diese Räuber sind nicht gerade sanft mit mir umgegangen. Bei Gott, ich werde ein Jahr lang nicht mehr trinken.« Lieber Gott, laß nur nichts geschehen, flehte er. Laß die Woche schnell vorbeigehen – laß nichts geschehen.
    »Gehen wir doch nach Hause«, sagte sie, ergriff fest seinen Arm und wandte sich mit ihm wieder dem Haus ihrer Eltern zu. »Ein langer Schlaf wird dir sehr guttun.« Sie benahm sich sehr mütterlich und empfand, fast gegen ihren Willen, eine gewisse Genugtuung darüber, daß er so hilflos war. »Ich freue mich, wenn du auf jeden Alkohol verzichtest. Mein Vater ist manchmal fürchterlich betrunken – und Gorth, ich weiß gar nicht, wie oft ich ihn völlig besoffen gesehen habe.«
    »Betrunken gesehen

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