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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Dame und du mich nicht gewarnt hätten, ich wäre wirklich sehr erschrocken.«
    »Vater ist sehr nett. Jedenfalls für einen Barbaren. Natürlich haben Erste Dame und ich ihn uns erst gezogen.« Ah Sam betrachtete May-may, die nun in tiefem Schlaf lag, mit gefurchter Stirn. »Sie sieht wirklich sehr krank aus.«
    »Ja. Aber mein Sterndeuter hat mir günstige Voraussagen gemacht. Wir müssen also Geduld haben.«
    »Hallo, Culum«, sagte Struan, als er den schönen, von einer Mauer umgebenen, bepflanzten Vorhof betrat.
    »Guten Tag, Tai-Pan. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, daß ich hierherkomme.« Culum erhob sich von seinem Platz im Schatten einer Weide und zog einen Brief hervor. »Das ist gerade angekommen, und anstatt Lo Tschum zu schicken, bin ich selber gekommen. Ich wollte gern wissen, wie hier alles steht. Und wie es ihr geht.«
    Struan nahm den Brief entgegen. Er trug die Aufschrift: ›Persönlich, privat und eilig.‹ Sein Absender war Morley Skinner.
    »Sie hat vorgestern ihr Kind verloren«, sagte er.
    »Wie entsetzlich!« stieß Culum hervor. »Ist die Cinchona eingetroffen?«
    Struan schüttelte den Kopf. »Setz dich, mein Junge.« Er riß den Brief auf. Morley Skinner schrieb ihm, er habe beabsichtigt, die Nachricht von der ›Nichtanerkennung‹ des Vertrages bis zu Struans Rückkehr zurückzuhalten – denn er betrachte es als gefährlich, sie in seiner Abwesenheit zu veröffentlichen – aber nun sei es unumgänglich, den Bericht sofort loszulassen: »Heute morgen ist eine Fregatte aus England eingelaufen. Mein Informant auf dem Flaggschiff hat mir mitgeteilt, der Admiral sei von der geheimen Mitteilung der Admiralität, die an ihn persönlich gerichtet gewesen sei, äußerst beglückt: ›Es ist wahrhaftig höchste Zeit! Mit ein wenig Glück laufen wir noch innerhalb eines Monats nach Norden aus.‹ Das kann nur bedeuten, daß auch er in die Dinge eingeweiht ist und Whalens Ankunft kurz bevorsteht. Ich kann die Notwendigkeit Ihrer Rückkehr nicht genug unterstreichen. Übrigens habe ich erfahren, daß es einen seltsamen privaten Zusatz zu der Vereinbarung zwischen Longstaff und Tsching-so über das Bußgeld für Kanton gibt. Und schließlich möchte ich meiner Hoffnung Ausdruck geben, daß es Ihnen gelungen ist, auf die eine oder andere Art den Wert der Cinchonarinde zu beweisen. Ich bedauere, daß, soviel ich weiß, hier keine aufzutreiben ist. Ich verbleibe, Sir, Ihr sehr ergebener Diener Morley Skinner.«
    May-may wird keinen neuen Fieberanfall mehr durchstehen, dachte Struan bedrückt. So sehen die Dinge aus, und du mußt ihnen ins Gesicht blicken. Morgen schon kann sie tot sein – wenn nicht die Cinchona eintrifft. Und wer weiß, ob sie sie wirklich heilt?
    Wenn sie stirbt, muß ich Hongkong retten. Wenn sie am Leben bleibt, muß ich ebenfalls Hongkong retten. Aber wozu? Warum nicht diese verdammte Insel so lassen, wie sie war? Vielleicht irre ich mich – und Hongkong ist für England gar nicht so wichtig. Was will ich denn erreichen mit diesem wahnwitzigen Kreuzzug – China erschließen und es unter die anderen Völker aufnehmen? Überlaß doch China seinem eigenen Joss und geh nach Hause. Und wenn May-may am Leben bleibt, mit ihr zusammen. Soll doch Culum als Tai-Pan sich selber seine Stellung schaffen. Eines Tages werde ich sterben, und dann muß Noble House ohne mich weiterbestehen. Das ist ein Gesetz – das Gesetz Gottes, das Gesetz der Natur und das Gesetz unseres Joss.
    Geh nach Hause und genieße das, wofür du dich abgerackert und dich aufgeopfert hast. Erlöse Culum von seiner fünfjährigen Knechtschaft. Es ist mehr als genug Geld da für dich, für ihn und seine Kinder. Laß Culum selber entscheiden, ob er bleiben will oder nicht. Geh nach Hause und vergiß. Du bist reich, mächtig und kannst, wenn du magst, an den Höfen der Könige sitzen. Du bist der Tai-Pan. Geh weg als der Tai-Pan, und zum Teufel mit China. Gib China auf – es ist eine Geliebte, die dir das Blut aussaugt.
    »Noch mehr schlechte Nachrichten?«
    »Ach, entschuldige, Culum, ich hatte dich ganz vergessen. Was hast du gesagt?«
    »Noch mehr schlechte Nachrichten?«
    »Nein, aber nichts Wichtiges.« Struan bemerkte, daß die letzten sieben Tage nicht spurlos an Culum vorübergegangen waren. Aus deinem Gesicht ist die Jugend verschwunden, mein Junge. Du bist jetzt ein Mann. Dann fiel ihm Gorth ein, und er wußte, daß er Asien ohne Abrechnung – mit Gorth und mit Brock – nicht verlassen konnte.
    »Heute ist

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