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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Schiff: der Anstrich war in Ordnung, die Takelage fest und die Kanonen standen an ihren Plätzen. In einer Ecke des Oberbramsegels der Fock war ein kleines, schwarzes Rechteck zu erkennen, ein Kodezeichen, das nur in besonderen Fällen gegeben wurde. Es bedeutete: »Wichtige Nachrichten an Bord.«
    Er senkte sein Fernglas und reichte es Cooper. »Wollen Sie einmal sehen?«
    »Danke.«
    »Man nennt es auch ein Binokular oder Binokel. Für zwei Augen. Eingestellt wird mit der Mittelschraube«, erklärte Struan. »Es ist eine Spezialanfertigung für mich.«
    Cooper blickte durch das Glas und sah die Signalflaggen. Er wußte, daß jeder Mann in der Flotte versuchte, die Nachricht zu entziffern, und alle Firmen viel Zeit und Geld darauf verwendeten, den Kode von Noble House zu entschlüsseln. Das Fernglas war stärker als die üblichen Fernrohre. »Wo könnte ich zwölf Dutzend von diesen Dingern bekommen?«
    »Hundert Guineen das Stück. Ein Jahr Lieferzeit.«
    Nimm es oder laß es bleiben, dachte Cooper verbittert, denn er kannte diesen Ton. »Abgemacht.« Neue Signalflaggen gingen in die Toppen, und Cooper gab das Fernglas zurück.
    Die zweite Nachricht bestand aus einem einzigen Wort: ›Zenit‹, ein Kodewort innerhalb des Hauptkodes.
    »An ihrer Stelle«, sagte Struan zu Cooper, »würde ich das, was Sie von der letzten Baumwollernte noch haben, abstoßen. Und zwar schnell.«
    »Wieso?«
    Struan zuckte die Achseln. »Ich wollte Ihnen nur einen Dienst erweisen. Würden Sie mich jetzt entschuldigen?«
    Cooper blickte ihm nach, wie er sich entfernte und Robb entgegenging, der sich ihm zusammen mit dem Bootsmann näherte. Was haben nur diese verdammten Signalflaggen bedeutet? fragte er sich. Und was hat er mit unserer Baumwolle gemeint? Und warum in aller Welt ist das Postschiff noch nicht eingetroffen?
    Das war es, was den Handel so aufregend machte. Man kaufte und verkaufte für eine Marktsituation, wie sie in vier Monaten zutraf, und wußte dabei nur über die augenblicklichen Marktverhältnisse Bescheid. Ein einziger Fehler, und man konnte ein Schuldgefängnis von innen kennenlernen. Ein Glücksspiel, dessen Risiken man einkalkuliert hatte, und wenn man erfolgreich war, konnte man sich von den Geschäften zurückziehen und dem Osten für immer den Rücken kehren. Ein wilder Schmerz durchzuckte seine Eingeweide, ein Schmerz, der ihn im Osten niemals verließ – wie die meisten anderen auch. Er gehörte zum Leben, das man dort führte. War das nun ein freundschaftlicher Tip des Tai-Pan gewesen, oder war es Berechnung, war es eine List?
    Kapitän Glessing, der sich in Horatios Begleitung befand, betrachtete voller Neid die Thunder Cloud. Und auch voller Ungeduld. Das war eine Prise, die sich lohnte, und da es das erste Schiff war, das in diesem Jahr die Reise von England und von Kalkutta gemacht hatte, waren seine Laderäume wahrscheinlich mit Opium vollgepfropft. Glessing fragte sich, was wohl die Signalflaggen bedeutet hatten. Und warum saß dieses schwarze Rechteck auf dem Oberbramsegel der Fock?
    »Wunderbares Schiff«, sagte Horatio.
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Obwohl es ein Pirat ist?« fragte Horatio spöttisch.
    »Seine Ladung und seine Eigner machen es zu einem Piratenschiff. Aber ein Schiff bleibt ein Schiff, und dieses da ist eine der großartigsten Damen, die jemals einem Menschen gedient haben«, antwortete Glessing kurz angebunden, ohne auf Horatios Scherz einzugehen. »Und da wir gerade von Damen sprechen«, fuhr er fort und versuchte dabei, nicht allzu interessiert zu wirken, »würden Sie und Miss Sinclair mir die Freude machen, heute abend mit mir zu essen? Ich würde Ihnen gern mein Schiff zeigen.«
    »Sehr nett von Ihnen, George, ich komme gern. Ich könnte mir denken, daß Mary begeistert ist. Sie war noch niemals an Bord einer Fregatte.«
    Vielleicht findet sich heute abend eine Gelegenheit festzustellen, wie Mary mir gegenüber empfindet, dachte Glessing. »Ich schicke Ihnen ein Langboot. Wäre Ihnen drei Glasen recht – die letzte Hundewache?«
    »Acht Glasen wäre mir lieber«, antwortete Horatio lächelnd. Er wollte damit nur zeigen, daß er wußte, drei Glasen bedeuteten in dieser Wache sieben Uhr dreißig, während acht Uhr dasselbe war wie acht Glasen. »Einverstanden«, sagte Glessing. »Miss Sinclair wird die erste Dame sein, die bei mir an Bord zu Gast ist.«
    Mein Gott, dachte Horatio, wäre es denn möglich, daß Glessing mehr als nur ein oberflächliches Interesse für Mary

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