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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Unglück, mit Wasser ein Hoch auszubringen.« Robbs Hand zitterte, als er das Glas hob. »Auf unsere Zukunft. Auf die Independence und auf die Independent Cloud. Auf die Freiheit der Meere. Auf die Freiheit und gegen alle Tyrannen.«
    Er nahm einen Schluck, fühlte den Alkohol in seinem Mund, empfand sein Brennen, und sein Körper zog sich vor Verlangen zusammen. Dann spuckte er ihn aus und goß den Rest auf die Steine.
    »Wenn ich das jemals wieder tue, schlag mir das Glas aus der Hand.« Von Ekel geschüttelt wandte er sich ab und entfernte sich mit dem Rücken zum Meer.
    »Das kostet mehr Kraft, als ich habe«, sagte Cooper.
    »Robb ist verrückt, den Teufel auf diese Weise zu versuchen«, rief Struan.
    Vor sechs Jahren hatte Robb zu trinken begonnen – fast bis zum Wahnsinn. Das Jahr zuvor war Sarah mit den Kindern aus Schottland nach Macao gekommen. Eine Zeitlang ging alles großartig, aber dann hatte sie von Robbs langjähriger chinesischer Geliebten gehört, von Ming Soo und von der Tochter der beiden. Struan mußte wieder an Sarahs Zorn und Robbs Seelenqualen denken. Beide hatten ihm leid getan. Sie hätten sich schon vor Jahren scheiden lassen sollen, dachte er, und er verfluchte die Tatsache, daß eine Scheidung nur durch Parlamentsbeschluß zu erreichen war. Nach längerer Zeit hatte sich Sarah bereitgefunden, Robb zu verzeihen, jedoch nur, wenn er bei Gott schwor, sich sofort von seiner angebeteten Geliebten und ihrer Tochter zu trennen. Voller Haß auf sich selber hatte Robb nachgegeben. Heimlich hatte er Ming Soo viertausend Silbertaels gegeben, und sie und ihre Tochter hatten Macao verlassen. Er hatte sie niemals wiedergesehen, niemals mehr von ihnen gehört.
    Aber obwohl Sarah besänftigt war, konnte sie die sehr schöne Frau und das Kind nicht vergessen und nahm jede Gelegenheit wahr, Salz in die niemals heilende Wunde zu streuen. Robb hatte angefangen, fürchterlich zu trinken, und bald war er dem Alkohol völlig verfallen. Mehrere Monate lang wurde er überhaupt nicht mehr nüchtern. Eines Tages war er dann verschwunden. Schließlich hatte Struan ihn in einer der dreckigen Ginkneipen in Macao aufgestöbert, ihn nach Hause geschleppt und gewartet, bis er nüchtern wurde. Dann hatte er ihm eine Pistole gegeben.
    »Erschieß dich oder schwör bei Gott, daß du keinen Alkohol mehr anrührst. Für dich ist er Gift, Robb. Jetzt warst du fast ein Jahr lang immerzu besoffen. Du mußt an die Kinder denken. Die armen Würmer leben nur noch in Furcht vor dir, und ich kann es verstehen. Außerdem bin ich es müde, dich aus der Gosse aufzulesen. Sieh dich doch einmal an, Robb! Los!«
    Struan hatte ihn gezwungen, in einen Spiegel zu blicken. Robb hatte seinen Eid abgelegt, und dann hatte Struan ihn einen Monat auf hohe See geschickt, mit dem Befehl, es sei ihm kein Alkohol zu geben. Robb hätte es fast umgebracht. Im Laufe der Zeit jedoch hatte er wieder zu sich gefunden und war seinem Bruder dankbar gewesen. Er lebte wieder mit Sarah zusammen und versuchte, in Frieden mit ihr auszukommen. Aber es gab keinen Frieden mehr zwischen ihnen und auch keine Liebe. Armer Robb, dachte Struan. Und arme Sarah. Entsetzlich, als Mann und Frau so miteinander leben zu müssen.
    »Warum in aller Welt hat Robb das eigentlich getan?«
    »Ich glaube, er wollte einem Streit die Spitze abbrechen«, erklärte Cooper. »Ich war in Zorn geraten. Es tut mir leid.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Jeff. Es war meine Schuld. Jetzt soll aber Robbs Mühe nicht umsonst gewesen sein, was?« fügte Struan hinzu. »Jetzt trinken wir, worauf er getrunken hat!«
    Schweigend tranken sie. Am Strand lärmten ringsum die Händler und Seeleute.
    »He, Tai-Pan! Und Sie da, Sie verfluchter Kolonist! Kommen Sie mal her!«
    Es war Quance, der sich in der Nähe des Flaggenmastes niedergelassen hatte. Er winkte ihnen zu und begann erneut zu brüllen. »Hol's der Teufel, kommen Sie hierher!« Er nahm eine Prise Schnupftabak, nieste zweimal und staubte sich mit seinem französischen Spitzentaschentuch ungeduldig ab. »Bei Gott, Sir«, sagte er zu Struan und blickte ihn über seine randlose Brille hinweg an, »in Teufelsnamen, wie soll denn ein Mann bei dem Lärm und dem Tumult noch arbeiten? Sie und Ihr verdammter Alkohol!«
    »Haben Sie einmal den Branntwein versucht, Mr. Quance?«
    »Tadellos, mein lieber Freund. Wie Miss Tillmans Brüste.« Er nahm das Bild von der Staffelei und hielt es hoch. »Was halten Sie davon?«
    »Von Shevaun

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