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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Gerüst für seine neue, große Faktorei war bereits errichtet. Er konnte die Kulis erkennen, die wie Ameisen umherwimmelten: Sie trugen Lasten, mauerten und gruben. Das Gerüst auf der Kuppe, wo nach seiner Anweisung das Große Haus gebaut werden sollte, stand ebenfalls. Er erkannte die schmale Trasse der Straße, die sich nun bergauf emporwand.
    Tai Ping Schan war sichtlich gewachsen. Wo früher einmal ein paar hundert Sampans zwischen der Insel und dem Festland hin und her geglitten waren, mochten es nun tausend sein.
    Es lagen auch mehr Kriegsschiffe und Truppentransporter vor Anker, dazu ein paar Kauffahrteischiffe. Häuser, Hütten und vorläufige Unterkünfte breiteten sich um das Band der Queen's Road aus, die am Ufer entlangführte. Den ganzen Küstensaum entlang herrschte fieberhafte Tätigkeit.
    Die China Cloud grüßte das Flaggschiff, als sie um die Landspitze herumkam. Der Gruß wurde durch einen Kanonenschuß erwidert.
    »Signal vom Flaggschiff, Sir!« rief der Mann am Ausguck.
    Struan und Orlow richteten ihre Gläser auf die Signalflaggen. Sie bedeuteten: »Kapitän wird gebeten, sich sofort an Bord zu melden.«
    »Soll ich am Flaggschiff längsseits gehen?« fragte Orlow.
    »Nein. Lassen Sie das Beiboot zu Wasser, wenn wir auf etwa hundertzwanzig Fuß heran sind. Sie sind verantwortlich dafür, daß meine Passagiere wohlbehalten an Bord der Resting Cloud kommen. Ohne daß irgendein Fremder in der Nähe herumschnüffelt.«
    »Das überlassen Sie nur mir.«
    Struan ging nach unten, erklärte May-may, er würde bald wieder zurück sein, und sie, Ah Sam und Yin-hsi sollten Vorbereitungen für ihre Umquartierung auf das andere Schiff treffen.
    Orlows Blicke wanderten über das Schiff. Eine Stellung an Land, wirklich? Nun ja, wir werden sehen. Bis dahin haben wir noch so manche Seemeile zurückzulegen, dachte er. Der Teufel soll ihn holen. Aber für Grünauge, diesen Bastard Odins, würde ich sogar gegen den Teufel persönlich angehen. Er braucht einen Mann wie mich. Aber auch hier hat er wieder recht. Das ist wirklich eine Aufgabe, für die's einen ganzen Mann braucht.
    Bei diesem Gedanken wurde es ihm sehr warm ums Herz.
    »Ein bißchen Trab!« brüllte er die Mannschaft an, denn er wußte, daß sich jetzt viele Gläser auf sie richteten. Er behielt volle Fahrt bei und jagte wie besessen auf das Flaggschiff zu. Sein Herz sang im gleichen Rhythmus wie die Takelage. In letzter Sekunde brüllte er: »Ruder auf Lee!« Das Schiff schoß herum und stand völlig regungslos, wie ein Jagdhund, der ein Volk Rebhühner ausgemacht hat.
    Das Beiboot wurde zu Wasser gelassen. Struan eilte das Fallreep hinunter, und das Beiboot legte ab. Die China Cloud fiel ein paar Strich ab und legte sich dann sanft längsseits der Resting Cloud.
    »Alle Mann unter Deck!« befahl Orlow. »Räumen Sie die Decks, Mr. Cudahy. Das unsere und das drüben. Wir übergeben eine Ladung, die keinen was angeht!«
    Struan öffnete die Tür der großen Kajüte auf dem Flaggschiff.
    »Guter Gott, Dirk! Wir sind ruiniert!« rief Longstaff erregt. Er trat auf ihn zu und fuchtelte mit einem Exemplar der Oriental Times vor seinem Gesicht herum. »Haben Sie das schon gesehen? Ruiniert! Ruiniert!«
    Struan nahm die Zeitung entgegen. Die Überschrift des Leitartikels auf der zweiten Seite sprang ihm entgegen: Außenminister läßt Chinahändler im Stich.
    »Kann doch nicht sein, Will«, sagte er.
    »Bei allem, was einem heilig ist, wie kann er es wagen, etwas so Dummes zu tun? Verdammter Idiot! Was machen wir jetzt?«
    »Lassen Sie mich erst einmal lesen, Will. Ich muß wissen, worum es eigentlich geht.«
    »Cunnington, dieser Idiot, versagt unserem Vertrag die Anerkennung. Darum handelt es sich. Und ich bin hier an die Luft gesetzt! Ein anderer tritt an meine Stelle! Mich an die Luft setzen! Wie kann er das wagen?«
    Struan zog die Augenbrauen hoch und stieß einen leisen Pfiff aus. »Hat man Sie denn noch nicht durch eine Depesche davon in Kenntnis gesetzt?«
    »Natürlich nicht! Wer informiert denn den Generalbevollmächtigten, bitte?«
    »Vielleicht ist es eine Falschmeldung.«
    »Skinner, dieser Kerl, schwört darauf, daß seine Information stimmt. Und wenn sie nicht stimmt, verklage ich ihn wegen Verleumdung, so wahr ich hier stehe!«
    »Wann ist die Zeitung erschienen, Will?«
    »Gestern. Wie, zum Teufel, ist es denn diesem gemeinen, stinkigen Lästermaul Skinner gelungen, eine Geheimdepesche, die noch nicht einmal ich erhalten habe, in seine

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