Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
dicken, schmutzigen Hände zu bekommen? Er gehört ausgepeitscht!«
    Er schenkte sich ein Glas Portwein ein, stürzte es hinunter und goß sich sogleich wieder ein. »Habe in der vergangenen Nacht kein Auge zugemacht; sorge mich um unsere Zukunft in Asien noch zu Tode. Lesen Sie das Zeug. Hol der Teufel Cunnington!«
    Während Struan las, fühlte er, wie er selber in Weißglut geriet. Ganz offensichtlich waren in dem Artikel die Tatsachen in großen Zügen genau wiedergegeben und Wort für Wort der Bericht wiederholt, den Crosse ihm geschrieben hatte. Doch Skinner ließ in seinem Kommentar durchblicken, daß Cunnington, der für seine autoritäre Behandlung außenpolitischer Fragen bekannt war, nicht nur den Vertrag als solchen fallenließ, sondern sich auch über alle Erfahrungen der Chinahändler wie der Royal Navy und der Armee hinwegsetzte: »Lord Cunnington, der niemals östlich von Suez gewesen ist, wirft sich hinsichtlich des Wertes von Hongkong zum Sachverständigen auf. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß er nicht einmal weiß, ob Hongkong nördlich oder südlich von Macao, östlich oder westlich von Peking liegt. Wie kann er also wagen anzudeuten, der Admiral unserer glorreichen Flotte sei ein Windbeutel, der keine Ahnung von Dingen der Seefahrt und vom historischen Wert des größten Hafens in Asien hat? Wo wären wir denn ohne die Royal Navy? Oder ohne die Armee, die ebenfalls verächtlich abgetan – nein, beleidigt wird durch die törichte Weise, in der unsere Angelegenheiten behandelt werden? Wo werden unsere Soldaten ohne Hongkong einen Stützpunkt, wo unsere Schiffe einen sicheren Hafen finden? Wie kann dieser Mann, der schon viel zu lange im Amt ist, behaupten, daß die Chinahändler mit all ihrer Erfahrung, die durchaus gewußt haben, warum sie ihre Zukunft und ihr Vermögen auf Hongkong setzten, Narren sind? Wie kann er es wagen, die Sache so hinzustellen, als ob alle, die zum Ruhme Englands ihr Leben in China verbracht haben, nichts von chinesischen Angelegenheiten verständen, nichts von dem gewaltigen Wert eines Freihafens, eines Handelszentrums und einer Inselfestung …« In dem Artikel wurde dann der Wert der Insel dargelegt, es wurde beschrieben, wie die Kaufleute das große Risiko auf sich genommen hätten, Happy Valley auszubauen, um dann, als es wieder aufgegeben werden mußte, mit ungebrochenem Mut an die Errichtung einer neuen Stadt zu gehen – dies alles zum Ruhme Englands. Der Artikel war ein Glanzstück tendenziöser Berichterstattung.
    Struan verbarg nur mit Mühe seine Genugtuung. Er wußte, wenn er – der diesen Bericht lanciert hatte – durch den Leitartikel bereits in Harnisch gebracht wurde, der Zorn der anderen keine Grenzen kennen würde.
    »Ich bin empört! Daß er so etwas wagt! Cunnington sollte zur Rechenschaft gezogen werden!«
    »Ganz meine Meinung!« Wieder leerte Longstaff sein Glas und knallte es auf den Tisch. »Mich hat man an die Luft gesetzt! All die Arbeit und Mühe, dieses Reden, diese Auseinandersetzungen – alles umsonst wegen dieses autoritären Irren, der sich für den Herrn der Welt hält!«
    »Hol ihn der Teufel, wenn er uns so wegkommt, Will! Wir müssen etwas gegen ihn unternehmen! Das soll er büßen! Damit kommt er uns nicht weg!«
    »Er ist schon weggekommen, verdammt noch mal!« Longstaff erhob sich und ging mit großen Schritten in der Kajüte auf und ab. Struan verspürte eine Anwandlung von Mitleid mit ihm. »Was wird jetzt? Meine Karriere ist zerstört – wir alle sind ruiniert!«
    »Was haben Sie in dieser Sache bisher unternommen, Will?«
    »Nichts.« Longstaff starrte zu den Kajütenfenstern hinaus. »Diese verfluchte Insel ist die Wurzel aller meiner Nöte. Diese von der Hölle ausgespienen Felsen haben mich ruiniert. Uns alle ruiniert!« Niedergeschlagen setzte er sich. »Gestern wäre es fast zu einem Tumult gekommen. Eine Abordnung der Kaufleute ist bei mir erschienen und hat von mir verlangt, ich solle mich weigern, meinen Posten zu verlassen. Eine andere, unter Brocks Führung, hat von mir gefordert, ich solle Asien sofort mit der Flotte verlassen, in London vorstellig werden, Cunningtons Bestrafung verlangen und, falls notwendig, eine Blockade über den Londoner Hafen verhängen.« Er verbarg sein Gesicht in den Händen. »Aber es ist ja meine eigene Schuld. Ich hätte meine Anweisungen auf den Buchstaben genau befolgen sollen. Aber auch das wäre nicht richtig gewesen. Ich bin kein machtlüsterner, landhungriger Eroberer. Zum

Weitere Kostenlose Bücher