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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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vergessen. Natürlich«, fügte sie einschmeichelnd hinzu, »jetzt ich nehme dungschmeckendes Zaubergift mit Mangosaft, an was normale Frauens sofort denken, aber nicht Männers, oh, wahrhaftig nicht – das ist viel zu einfach.« Sie warf den Kopf mit der alten verächtlichen Geste zurück. »Männers!«
    Struan unterdrückte ein Lächeln und seine Freude darüber, daß sie ihr altes Ich wiederfand. »Ich bin bald wieder da. Und bleib du im Bett.«
    »Ha! Ich etwa Versprechen brechen? Bin ich nichtswürdiger Schildkrötenmist?« Sie streckte ihre Hand wie eine Kaiserin aus. »Tai-Pan!«
    Er küßte ihr galant die Hand. Sie brach in Lachen aus und drückte ihn an sich. »Geh jetzt, mein Sohn, und keine schmutzigen Hurenhäuser!«
    Struan ließ sie allein und ging in seine eigene Kajüte. Er schloß seinen Tresor auf, nahm eine der beiden Kopien von den Papieren und den Karten, die er sorgsam angefertigt hatte, aus der Ledermappe und steckte sie, zusammen mit dem kleinen Beutel, der den Rest der Cinchonarinde enthielt, in seine Tasche.
    Wieder stieg er in sein Beiboot.
    »Boston Princess«, befahl er. Die Boston Princess war das Depotschiff von Cooper-Tillman.
    Die Sonne näherte sich dem Horizont, trübe glühend, als sei ein Schleier über den Himmel gezogen.
    »Was halten Sie davon, Bootsmann?«
    »Weiß nicht, Sir. Habe es schon so in der Südsee gesehen, aber vor gutem Wetter wie vor schlechtem. Wenn der Mond heute nacht einen Hof hat, gibt's vielleicht eine Weile Regen.«
    Oder Schlimmeres, fügte Struan in Gedanken hinzu. Er erhob sich und blickte zum westlichen Sund hinüber. Von der White Witch war noch nichts zu sehen. Möglicherweise bleiben sie mit Absicht draußen und laufen erst bei Tagesanbruch ein, dachte er. Über dich will ich noch nicht nachdenken, Tyler.
    Das Beiboot ging bei der Boston Princess längsseits. Sie war ein riesiger Kauffahrer mit drei Decks, der nun ständig dort vor Anker lag.
    Struan lief die Laufplanke hinauf. »Bitte um Genehmigung, an Bord zu kommen«, sagte er zu dem amerikanischen Seeoffizier an Deck. »Könnte ich Mr. Cooper sprechen? Es ist dringend.«
    »Einen Augenblick, Mr. Struan.« Der Offizier ging nach unten.
    Struan zündete sich eine Zigarre an und warf das Streichholz über Bord. Die China Cloud glitt auf ihren Ankerplatz zu, der in tiefem Wasser dem Happy Valley gegenüber lag.
    »Hallo, Tai-Pan«, sagte Jeff Cooper, der rasch an Deck kam. »Wahrscheinlich haben Sie schon gehört, was dieser blöde Schweinehund Cunnington angerichtet hat. Es hat uns sehr leid getan, als wir von diesem Duell und den anderen Dingen hörten. Sind die beiden verliebten jungen Leute wirklich durchgebrannt?«
    »Ja. Wie geht es Wilf?«
    »Er ist tot.«
    »Verdammt! Wann ist er gestorben?«
    »Vor drei Tagen.«
    »Können wir nach unten gehen?«
    »Natürlich. Was sagen Sie dazu, daß Longstaff kassiert ist und der Vertrag bestätigt?«
    »Hat nichts zu bedeuten. Nichts weiter als ein dummer politischer Schnitzer. Ich bin überzeugt davon, daß die Sache eingerenkt wird.«
    Cooper ging ihm voraus nach unten. Die große Kajüte war luxuriös eingerichtet. »Branntwein?«
    »Danke.« Struan nahm das Glas entgegen. »Auf Ihre Gesundheit!«
    »Auf die Ihre!«
    Struan öffnete den kleinen Beutel und nahm etwas von der Cinchona heraus. »Sehen Sie sich das Zeug mal an, Jeff. Es ist eine Rinde. Cinchonarinde. Zuweilen auch Jesuitenrinde genannt. Macht man einen Tee daraus, kann man damit die Malaria heilen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Meine Geliebte ist damit geheilt worden. Das bleibt natürlich unter uns – aber die Heilung ist sicher.«
    Cooper nahm ein Stück von der Rinde, und seine Finger zitterten. »Mein Gott, Tai-Pan, ist Ihnen klar, was Ihnen da gelungen ist? Ist Ihnen klar, was Sie da sagen?«
    »Ja. Die Malaria ist über die ganze Welt verbreitet – sie haben sie in den Staaten, in ganz Florida und in dem von Frankreich erworbenen Louisiana. Ich kenne das Heilmittel und weiß, wie man die Rinde gewinnt. Na, was kommen Ihnen dabei für Gedanken?«
    »Das ist ein Dienst an der Menschheit – außerdem verdient der ein Vermögen, der als erster in die Sache einsteigt.«
    »Ganz richtig, mein Freund. Ich schlage Ihnen ein gemeinsames Geschäft vor.« Struan tat die Rinde in den Beutel zurück, und plötzlich überkam ihn Traurigkeit. »Seltsam, was? Vor ein paar Wochen hätte das Zeug Robb und die kleine Karen retten können. Auch all die anderen – und sogar Wilf, obwohl ich ihn

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