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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Mensch.«
    »Ach ja«, rief Nelly und machte sich an Struan heran. »Los, Liebling. Du bezahlst Madams Rechnung, und dafür gibt es etwas anderes umsonst.«
    »Und was ist mit mir?« fragte eine andere. »Nelly kennt allerdings mehr Raffinessen.«
    Alle nickten sie zustimmend und warteten.
    »Ich kann die Damen nur empfehlen«, begann Quance, aber Struans Blick schnitt ihm jedes weitere Wort ab. »Wenn Sie mich so ansehen, Tai-Pan, fühle ich mich dem Tod nah. In alle Ewigkeit verdammt!«
    Trotz seiner Gereiztheit mußte Struan lachen. »Hol Sie der Teufel!« Damit ging er zur Tür. Dann fiel ihm etwas ein, und er blieb stehen. »Warum heißt dieses Zimmer das Blaue Zimmer?«
    Nelly beugte sich vor und holte den Nachttopf unter dem Bett hervor. Er war blau. »Madam hat eine neue Mode hier eingeführt. Jedes Zimmer ist in einer anderen Farbe gehalten. Das meine ist grün.«
    »Und ich habe das im Altgoldton«, rief eine und rümpfte die Nase. »Überhaupt nicht elegant!«
    Struan schüttelte nur den Kopf und ging hinaus.
    »Und nun, meine Damen«, sagte Quance flüsternd und zutiefst erleichtert. Es trat erwartungsvolle Stille ein. »Nun, da die Luft wieder rein ist, schlage ich eine bescheidene kleine Feier nach dem Frühstück vor.«
    »Großartig«, antworteten sie und scharten sich ums Bett.

44
    Um Mitternacht lief die Lorcha am Strand von Aberdeen auf, und Struan sprang in das seichte Wasser. Fong war neben ihm. Vorher hatte er insgeheim seine Leute weiter westlich an Land gesetzt und sie um den Brunnen herum aufgestellt. Er ging mit festem Schritt den Strand in Richtung auf den Brunnen und die Wegegabelung hinauf. Fong trug eine Laterne und war sehr unruhig.
    Der Mond verbarg sich hinter der niedrigen Wolkendecke, doch drang ein schwacher Schein hindurch. Wie immer bei Ebbe war die Luft vom Gestank erfüllt. Die Hunderte von Sampans in der schmalen Bucht erinnerten an einen Schwarm in der Kälte erstarrter Holzkäfer. Fongs Laterne war das einzige Licht in der Dunkelheit. Bis auf die Laute der ständig nach Futter suchenden Hunde war nichts zu vernehmen.
    Das Dorf wirkte unheimlich in seiner Stille. Struan gelangte an die Wegegabelung. Er versuchte die Nacht mit seinen Blicken zu durchdringen. Geradezu körperlich konnte er die vielen Augen fühlen, die ihn von den Sampans her beobachteten.
    Er lockerte die Pistolen im Gürtel und achtete darauf, nicht in den Schein der Laterne zu geraten, die Fong auf den Rand des Brunnens gestellt hatte.
    Die Stille wurde noch drückender. Plötzlich erstarrte Fong und deutete unruhig in die Nacht. Genau jenseits der Gabelung lag ein Sack quer auf dem Weg. Er sah wie ein Reissack aus. Die Pistolen schußbereit, machte Struan Fong ein Zeichen, voranzugehen. Er traute ihm nicht. Fong ging weiter, von panischem Schrecken erfüllt.
    Als sie an den Sack gelangten, warf Struan Fong, mit dem Heft voraus, einen Dolch zu. »Schlitz ihn auf.«
    Fong kniete nieder und schnitt die Sackleinwand auf. Er stieß ein entsetztes Stöhnen aus und wich zurück.
    Im Sack lag Scragger – ohne Arme und Beine, ohne Augen und Zunge; die Stümpfe seiner Gliedmaßen waren mit Teer bestrichen.
    »Schönen guten Abend, Kamerad!« Wu Kwoks bösartiges Gelächter schlug ihnen fürchterlich aus der Nacht entgegen. Struan sprang auf.
    Das Lachen schien von den Sampans herzukommen.
    »Was wollen Sie, Sie Teufel?« brüllte Struan zurück.
    Es folgte ein Schwall gutturaler chinesischer Laute, und Fong erbleichte. Er brüllte mit gepreßter Stimme etwas zurück.
    »Was hat er gesagt?«
    »Er … Wu Kwok hat gesagt, ich dort hinkommen.«
    »Du bleibst, wo du bist«, erwiderte Struan. »Was wollen Sie, Kwok?« schrie er zu den Sampans hinüber.
    »Sie, aber lebendig! Für Quemoy! Sie und Ihre dreckigen Fregatten!«
    Von den Sampans herunter stürzten Gestalten vor und rannten mit Speeren und Entermessern den Hang hinauf. Struan wartete, bis er den ersten der Piraten deutlich erkennen konnte, und erledigte ihn mit einem Schuß. Sogleich blitzten die Musketen von Struans im Hinterhalt liegender Mannschaft auf. Männer schrien auf, und die erste Welle von zwanzig oder dreißig Piraten war aufgerieben.
    Eine neue Welle schreiender Halsabschneider stürzte den Weg entlang. Und wieder brachen sie im Feuer der Musketen zusammen, bis auf vier, die bis an den Brunnen gelangten. Struan streckte einen nieder, Fong den zweiten, während die beiden anderen von Musketenkugeln getötet wurden. Wieder Stille.
    »Die Pest über

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