Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Sie, Kamerad!«
    »Und über Sie, Wu Kwok!« brüllte Struan zurück.
    »Meine Flotten werden es mit dem Löwen und dem Drachen wieder aufnehmen!«
    »Kriechen Sie nur aus Ihrem Rattenloch heraus, wagen Sie es, mir entgegenzutreten, und ich bringe Sie gleich hier um, Sie elender Kerl!«
    »Wenn ich Sie fange, werden Sie grausam sterben müssen, Kamerad. Jede Woche ein Glied. Dieser Dreckskerl hat fünf oder sechs Wochen durchgehalten, aber Sie werden ein Jahr zum Sterben brauchen. Das habe ich mir geschworen. In einem Jahr treffen wir uns Angesicht zu Angesicht – wenn nich' früher!« Wieder das böse Lachen und dann Stille. Struan hatte nicht übel Lust, die Sampans unter Feuer zu nehmen, aber er wußte, daß dort Hunderte von Männern, Frauen und Kindern an Bord waren.
    Er blickte auf den halb geöffneten Sack hinab. »Nimm ihn mit, Fong.« Dann rief er seinen Leuten in der Finsternis zu: »Zurück auf die Lorcha, Männer!«
    Er deckte Fongs Rückweg, und sie zogen sich zurück. Als er ein Stück draußen auf dem Meer war, ließ er eine Kette um den Sack schlingen, hielt einen kurzen Gottesdienst ab und versenkte ihn in der Tiefe. Er sah ihn im quirlenden Gischt verschwinden.
    Struan hätte Scragger gern von dem Abschied von seinen Söhnen erzählt. Er hatte sie der Obhut des Kapitäns in Whampoa anvertraut und ihnen Schreiben an die Vertreter von Noble House in London mitgegeben, die für die Jungen und deren Ausbildung sorgen sollten.
    »Alles Gute, Jungs. Wenn ich nach Hause komme, besuche ich euch.«
    »Darf ich Sie bitte unter vier Augen sprechen, Euer Gnaden?« hatte der kleine Fred ihn gebeten, wobei er sich bemühte, die Tränen zurückzuhalten.
    »Natürlich, mein Junge. Komm mit.« Struan hatte ihn in eine Kabine geführt. Bert, der Mischling, fühlte sich, allein gelassen, sehr beunruhigt. Da hatte Wu Pak Berts Hand festgehalten.
    »Was ist, Fred?« hatte er ihn gefragt, als sie allein waren.
    »Mein Papa hat gesagt, wir sollten richtige Namen bekommen, bevor wir die heimischen Gewässer verlassen, Euer Gnaden.«
    »Ist doch schon geschehen, mein Junge. Er steht in euren Papieren. Ich habe es dir gestern abend gesagt. Erinnerst du dich nicht?«
    »Bitte um Entschuldigung, Euer Gnaden, hab' ich vergessen. Darf ich sie noch einmal hören, bitte?«
    »Du heißt Frederick MacStruan«, hatte er geantwortet, denn er hatte eine Zuneigung zu dem Jungen gefaßt, und der Name der Sippe war ein guter Name. »Und Bert heißt jetzt Bert Chen.«
    »Ach«, hatte der Junge geantwortet, »jetzt erinnere ich mich. Aber warum heißen wir verschieden? Ich und mein Bruder?«
    »Die Sache ist die«, erwiderte Struan, während er dem Jungen durchs Haar fuhr und in einem jähen Erwachen alten Schmerzes an den Verlust seiner eigenen Söhne dachte, »ihr habt doch verschiedene Mütter, nicht wahr? Das ist der Grund.«
    »Ja. Aber wir sind doch Brüder, Euer Gnaden«, hatte Fred fast unter Tränen erklärt. »Ich bitte um Verzeihung, aber können wir nicht den gleichen Namen haben? Chen ist doch auch ein sehr hübscher Name. Frederick Chen klingt auch gut, Tai-Pan.«
    So hatte Struan die Papiere geändert, und der Kapitän hatte seine Unterschrift beglaubigt. »So, Jungs, nun heißt ihr alle zwei MacStruan. Albert und Frederick MacStruan.«
    Da waren sie beide in ein Freudengeheul ausgebrochen.
    Struan ging nach unten und versuchte zu schlafen. Aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Scraggers Ende hatte ihn zutiefst aufgewühlt. Er wußte, daß es sich dabei um eine Lieblingsfolter Wu Fang Tschois handelte, des Vaters von Wu Kwok und Großvaters von Wu Pak. Das Opfer, das verstümmelt werden sollte, erhielt drei Tage Zeit, um selber zu entscheiden, welches Glied als erstes abgeschlagen werden sollte. In der dritten Nacht wurde ihm in aller Heimlichkeit ein Freund geschickt, der ihm zuflüsterte, Hilfe sei unterwegs. So entschied sich der Mann für das Glied, von dem er annahm, er könnte es am ehesten entbehren, bis Hilfe einträfe. Nachdem der Stumpf mit Hilfe des Teers abgeheilt war, wurde der Mann gezwungen, noch ein Glied zu wählen, und wieder wurde ihm baldige Hilfe in Aussicht gestellt, die jedoch niemals eintraf. Nur wer sehr kräftig war, vermochte zwei Amputationen zu überstehen.
    Struan erhob sich aus der Koje und stieg an Deck. Die Wolkenschicht hatte sich verdichtet: Nun war auch der Mond nicht mehr zu sehen. Die See ging hoch, aber es war keineswegs gefährlich.
    »Morgen gibt es Regen, Mr. Struan«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher