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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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streifte die Münzen erneut mit einem Blick. »Die ganze Frage der Teilhaberschaft und das alles ist wirklich nicht mehr so wichtig, nicht wahr? Die Firma ist erledigt. Was hast du nun vor?«
    »Wir sind noch neunundzwanzig Tage nicht erledigt. Falls Joss gegen uns ist, dann stirbt Noble House in seiner jetzigen Form. Dann fangen wir von vorn an.« Mach dir nur nichts vor, dachte er. Du wirst niemals mehr von vorn anfangen können.
    »Ein niemals endender Kampf?«
    »Wozu lebt man deiner Ansicht nach überhaupt, mein Junge?«
    »Kann ich als Teilhaber zurücktreten, wenn es mir nicht gefällt oder wenn ich glaube, daß ich dazu nicht tauge und der Sache nicht würdig bin? Auf meinen eigenen Wunsch hin?«
    »Selbstverständlich. Aber nicht, wenn du jemals Tai-Pan bist. Der Tai-Pan kann niemals zurücktreten, es sei denn, er ist sicher, daß er das Haus in guten Händen zurückläßt. Und er muß seiner Sache sicher sein. Darin liegt seine letzte Verantwortung.«
    »Wenn die chinesischen Kaufleute uns soviel schulden, können wir es dann nicht eintreiben? Dann hätten wir doch das Geld, um Brock zu bezahlen.«
    »Sie haben es nicht.« Hol's der Teufel, sagte Struan zu sich, du sitzt in der Falle. Sei dir darüber im klaren: entweder Ti-sen oder das Ende.
    »Wie steht es mit Seiner Exzellenz? Könnte er uns nicht einen Vorschuß geben? Von der Entschädigung?«
    »Das Geld gehört der Krone. Vielleicht wird das Parlament seine Unterschrift anerkennen, es kann aber auch sein, daß es diese Schuldurkunde ablehnt. Jedenfalls wird es noch fast ein Jahr dauern, bis diese Silberbarren ihren Eigentümer wechseln.«
    »Aber wir bekommen es. Bestimmt wird Brock es doch als Sicherheit gelten lassen?«
    Struans Stimme wurde schroff und abweisend. »Ich habe dir bereits über das Ausmaß von Brocks Mitgefühl die Augen geöffnet. Ihm würde ich auch keine zwanzig Guineen geben, wenn ich ihn genauso in der Falle sitzen hätte. Hol ihn der Teufel zusammen mit seiner gottverdammten Brut!«
    Culum setzte sich unruhig in seinem Sessel zurecht. Sein Schuh berührte dabei eine der Guineen, die plötzlich auffunkelte. »Seine Exzellenz ist nicht besonders … nun ja, ist er nicht recht einfältig?«
    »Hier draußen in Asien ist er nicht am richtigen Platz, das ist alles. Der falsche Mann für diese Aufgabe. Ich wäre an den Höfen Europas ebenfalls verloren. Aber er ist der Generalbevollmächtigte. Und das allein zählt. Ach ja, er ist schon einfältig – aber laß auch ihn nicht aus den Augen. Laß niemand aus den Augen.«
    »Tut er immer alles, was du ihm sagst?«
    Struan blickte durch die Zeltöffnung in die Nacht hinaus. »Meistens befolgt er meine Ratschläge. Vorausgesetzt, daß ich der letzte war, der mit ihm gesprochen hat.«
    Culum berührte noch eine Guinee mit dem Fuß. »Aber es muß doch irgend etwas geben – irgendeinen Menschen, an den du dich wenden kannst. Du mußt doch Freunde haben.«
    Unerbittlich hatte sich in Struans Gedanken der Name des einzigen Menschen festgekrallt, der die Falle öffnen konnte: Ti-sen. Brock wird nur zu gern die Schiffe nehmen, dachte er, und er kochte in ohnmächtigem Zorn. Ohne die Schiffe bist du verloren, mein Freund. Das Haus, Hongkong, der Plan. Du kannst wieder von vorn anfangen, aber mach dir nichts vor. Du kannst eine solche Flotte nicht nochmals bauen und bemannen. Du wirst Brock niemals wieder einholen. Niemals. Du wirst der Zweitbeste sein. Du wirst für immer der Zweitbeste bleiben.
    Struan fühlte, wie es in den Adern an seinem Hals pochte. Seine Kehle war ausgedörrt. Ich will nicht der Zweitbeste sein. Beim Allmächtigen, das kann ich nicht. Ich kann es nicht. Kann es nicht. Weder neben Brock noch irgendeinem anderen. »Wenn morgen die China Cloud zurückkehrt, reise ich nach Kanton. Du begleitest mich.«
    »Was ist mit dem Landverkauf? Sollte ich nicht Vorbereitungen treffen?«
    »Hol der Teufel den Landverkauf! Zunächst müssen wir die Firma retten. Geh an Bord der Resting Cloud, mein Junge. Wir reisen sobald wie möglich ab.«
    »Na gut.« Culum erhob sich.
    »Gute Nacht, mein Junge.«
    Die Münzen stachen Culum in die Augen, sie schlugen ihn in ihren Bann. Er begann sie aufzuheben.
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst sie liegenlassen!«
    »Ich kann nicht.« Schweißperlen standen auf Culums Stirn. Die Münzen schienen in seinen Fingern zu brennen. »Ich … ich muß sie haben.«
    »Warum in aller Welt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich … ich möchte sie ganz einfach nur

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