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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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unterbreitet habe, seien erfolglos geblieben; die Marine sei wütend, seitdem Longstaffs offizieller Widerruf der Verordnung über den Opiumschmuggel bekanntgegeben worden sei; der Admiral habe eine Fregatte nach Hause entsandt und darum ersucht, daß die Regierung ihn unmittelbar mit der von ihm gewünschten Vollmacht ausstatte; und schließlich: Tschen Scheng, ihr Kommissionär, werde von Gläubigern bestürmt; sie verlangten die Bezahlung aller kleineren Schuldbeträge, die man normalerweise längere Zeit liegenließ.
    Struan wußte, daß er erledigt war, wenn es ihm nicht gelang, innerhalb der nächsten sechs Tage mit Jin-kwa in Verbindung zu treten. Wieder fragte er sich, ob Jin-kwa ihm tatsächlich aus dem Weg gehe oder ob er wirklich nicht in Kanton sei. Er ist ein alter Gauner, dachte Struan, aber aus dem Weg gehen würde er mir nie. Und wenn du ihn sprechen würdest, mein Freund, würdest du denn Ti-sen, diesem Teufel, wirklich dieses Angebot machen?
    Draußen waren plötzlich hohe, zornig keifende Stimmen zu vernehmen, und schon sprang die Tür auf. Eine verdreckte junge Hoklo-Flußfrau und ein Diener, der vergeblich versuchte, sie zurückzuhalten, stürzten herein. Die Frau trug den üblichen großen, spitzen Sampanhut, schwarze schmutzige Hosen und eine wattierte Jacke – ebenfalls schmutzig.
    »Niemand könn' aufhalten dieses Stück Cow Chillo, Maste'«, rief der Diener auf Pidgin-Englisch und hielt das um sich schlagende Mädchen fest. Nur auf Pidgin konnten sich die Händler mit ihren Dienern verständigen und umgekehrt. ›Cow‹ bedeutete ›Frau‹. ›Chillo‹ war eine Verballhornung des englischen Wortes für ›Kind‹. ›Cow Chillo‹ war also ›junge Frau‹.
    »Cow Chillo hinaus! Schnell hopp-hopp, du verstehn?« befahl Struan.
    »Sie nicht wollen Cow Chillo, he? Cow Chillo gewaltig gut in Bett-hupp-hupp. Zwei Dolla' mit zufrieden«, kreischte das Mädchen.
    Der Diener packte fester zu, der Hut fiel ihr herunter. Nun erst konnte Struan ihr Gesicht richtig sehen. Sie war vor Dreck kaum wiederzuerkennen – er brach in schallendes Gelächter aus. Der Diener starrte ihn an, als habe er den Verstand verloren, und gab das Mädchen frei. »Dieses Stück Cow Chillo«, rief Struan noch immer lachend, »bleiben können, schon gut.«
    Das Mädchen ordnete zornig seine speckige Kleidung und bedachte den sich entfernenden Diener mit einem weiteren Schwall von Beschimpfungen. »Cow Chillo mächtig freuen dich sehen, Tai-Pan.«
    »Und dich, May-may!« Struan blickte auf sie hinab. »Was, zum Teufel, aber treibst du hier, und was soll dieser ganze Dreck?«
    »Cow Chillo denken, du tun Hupp-hupp mit neue Cow Chillo, he?«
    »Du lieber Himmel, Mädchen, wir sind doch jetzt allein. Hör mit dem Pidgin auf! Ich habe doch genügend Zeit und Geld darauf verwandt, dir gutes Englisch beizubringen!« Struan hob sie mit ausgestreckten Armen hoch. »Großer Gott, May-may, du stinkst zum Himmel!«
    »Das würdest du auch, wenn du dieses Stinkzeug anhast.«
    »Wenn du dieses stinkende Zeug anhättest«, sagte er und verbesserte sie, wie es seine Gewohnheit war. »Was tust du eigentlich hier, und wozu dieses Stinkzeug?«
    »Laß mich runter, Tai-Pan.« Er tat es, und sie verneigte sich zum Zeichen ihres Mitgefühls. »Ich bin heimlich hierhergekommen und in großer Trauer, denn du hast deine Erste Dame und alle Kinder von ihr bis auf einen Sohn verloren.« Tränen zogen ihre Spuren im Schmutz des Gesichts. »So sehr traurig.«
    »Ich danke dir, meine Kleine. Ach ja. Aber das ist jetzt vorbei, und kein Kummer vermag sie mir zurückzubringen.« Er strich ihr übers Haar und streichelte, von ihrem Mitleid gerührt, ihre Wange.
    »Ich kenne eure Sitten nicht. Wie lange soll ich Trauerkleidung tragen?«
    »Keine Trauerkleidung, May-may. Sie sind nicht mehr da. Keine Tränen und keine Trauer.«
    »Ich habe für ihre glückliche Wiedergeburt Räucherwerk verbrannt.«
    »Ich danke dir. Aber was tust du hier und warum hast du Macao verlassen? Ich habe dir doch gesagt, daß du dort bleiben sollst.«
    »Erst Bad, dann umziehen und dann reden.«
    »Wir haben keine Kleidung für dich hier, May-may.«
    »Meine unwürdige Amah, Ah Gip, ist unten. Keine Sorge, sie hat Kleidung für mich und alle meine Sachen bei sich. Wo ist Bad?«
    Struan zog an der Glockenkordel, und sofort erschien mit weit aufgerissenen Augen der Diener.
    »Cow Chillo mein Bad, du verstehn? Amah kann machen. Hol Essen!« Und dann zu May-may gewandt: »Sag du, was

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