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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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haben.« Er steckte die Münzen in seine Tasche. »Jetzt gehören sie mir. Gute Nacht, Vater.«

4
    Struan aß in dem geräumigen Speisezimmer ihrer stattlichen Faktorei in der Niederlassung Kanton allein zu Abend. Die Ostindische Kompanie hatte das große dreistöckige Gebäude vor vierzig Jahren errichtet. Struan hatte es stets als den vollkommenen Rahmen für Noble House betrachtet, und es war schon immer sein Wunsch gewesen, es zu erwerben. Vor acht Jahren hatte er es nun gekauft.
    Das Eßzimmer lag im zweiten Stock und ging auf den Perlfluß hinaus. Unter diesem Stockwerk befand sich ein Labyrinth von Büros, Lager- und Vorratsräumen. Darüber lagen die Wohnräume und die privaten Gemächer des Tai-Pan, diese mit Vorbedacht ganz von den anderen getrennt. Im Innern gab es Höfe und lange Gänge, einzelne Wohnungen und Schlafsäle. Vierzig bis fünfzig portugiesische Angestellte lebten und arbeiteten in diesem Haus, und zehn bis fünfzehn andere Europäer. Dazu kamen etwa hundert chinesische Diener. Die Einstellung weiblichen Personals war nach chinesischem Gesetz nicht gestattet.
    Struan stieß seinen geschnitzten Stuhl vom Tisch zurück und zündete sich gereizt einen Stumpen an. Ein gewaltiges Kaminfeuer wärmte den Marmor, der die Wände und den Fußboden bedeckte. Am Tisch konnten vierzig Personen sitzen, das Silber stammte aus dem 18. Jahrhundert, der Kronleuchter war aus Kristall und funkelte im Licht der Kerzen. Er trat an ein Fenster und blickte auf die Händler hinunter, die im Garten umherschlenderten.
    Jenseits des Gartens lag ein Platz, der sich an der Niederlassung in ihrer ganzen Länge hinzog und auf der anderen Seite an die Anlegestelle am Fluß angrenzte. Auf dem Platz wimmelte es wie üblich von chinesischen Straßenhändlern, Passanten, Käufern und Verkäufern, Wahrsagern, Briefschreibern, Bettlern und Hunden. Außerhalb ihrer Faktoreien konnten sich die Chinahändler nur in dem sogenannten Englischen Garten verhältnismäßig ungestört bewegen. Chinesen, die keine Bediensteten waren, war der Zutritt zum Garten und zu den Faktoreien untersagt. Dreizehn Gebäude lagen hinter dem Grünstreifen und den Kolonnaden, die an der Niederlassung entlangliefen, und von denen nur zwei schmale Gassen abzweigten – Hog Street und Old China Lane. Nur Struan und Brock besaßen jeder ein Haus für sich allein. Die anderen Kaufleute teilten sich in die übrigen; sie hatten nur so viel Raum, wie sie für ihre Zwecke brauchten, und zahlten Miete an die Ostindische Kompanie, die die Niederlassung vor einem Jahrhundert gebaut hatte.
    Im Norden war die Niederlassung von der Thirteen Factory Street begrenzt. Die Mauern der eigentlichen Stadt Kanton waren eine viertel Meile entfernt. Zwischen den Stadtmauern und der Niederlassung zog sich ein Ameisenhaufen von Häusern und elenden Hütten hin. Der Fluß war von den unvermeidlichen schwimmenden Häusern der Flußbewohner verstopft. Über allem lag ein unablässig pulsierendes, eintönig leierndes Gemurmel, ein Brausen wie von einem riesigen Bienenkorb.
    Struan entdeckte auf der einen Seite des Gartens Brock, in ein Gespräch mit Cooper und Tillman vertieft. Er fragte sich, ob sie wohl Brock in die Kniffe bei der Durchführung des spanischen Tee-Opium-Geschäftes einweihten. Wünsche ihnen alles Gute, dachte er ohne jede Erbitterung. In der Liebe und beim Geschäft ist alles erlaubt.
    »Gottverdammt noch mal, wo bleibt eigentlich Jin-kwa?« stieß er hervor.
    Seit vierundzwanzig Tagen hatte Struan sich darum bemüht, Jin-kwa zu sprechen, aber Tag für Tag brachte sein Bote die gleiche Auskunft in die Niederlassung. »Er noch immer nicht zurück. Sie warten können. Morgen er zurück nach Kanton, keine Sorge.«
    Culum war zehn Tage in der Niederlassung in Kanton bei ihm geblieben. Am elften Tag war von Longstaff ein Schreiben eingetroffen, in dem ihn dieser dringend aufforderte, nach Hongkong zurückzukehren. Im Zusammenhang mit dem Landverkauf war eine Reihe von Fragen aufgetaucht.
    Zugleich mit dem Schreiben Longstaffs traf auch ein Brief von Robb ein. Robb schrieb, Skinners Leitartikel über den Zusammenbruch von Struan & Co. habe bei den Chinahändlern Bestürzung hervorgerufen; die meisten von ihnen hätten sofort entsprechende Anweisungen nach England geschickt und ihre Gelder auf verschiedene Banken verteilen lassen. Alle warteten sie nun auf den dreißigsten Tag; Kredit sei überhaupt keiner mehr zu haben, und alle Vorschläge, die er Brocks Feinden

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