Taken
Mission soll es nie kommen.
An ihrem Vorabend platzt Xavier schweißüberströmt in eine Lagebesprechung. Bei der Sitzung geht es um die Aufklärungsmission, daher gehöre ich zu denen, die ihn schockiert ansehen. Die Kommandanten sind anwesend und sitzen zusammen mit Ryder um einen runden Tisch, während Bree und ich an der Wand stehen. Sogar Harvey befindet sich im Raum, aber nur, weil bei dieser Mission verbesserte Nachtsichtgeräte eingesetzt werden sollen und er sichergehen will, dass wir mit den neuen Versionen umgehen können.
»Nicht jetzt, Xavier«, sagt Ryder, als die Tür auffliegt.
»Aber es ist wichtig, Sir.« Xavier keucht und erstickt fast an seinen Worten. »Ich bin direkt vom Verhörzentrum hierher gerannt.«
Etwas an diesem Satz hat Ryders Aufmerksamkeit erweckt, und er bedeutet Xavier mit einem Nicken, dass er weitersprechen soll.
»Es ist der neue Gefangene, den Fallyns Gruppe kürzlich festgenommen hat.«
»Was ist mit ihm?«, fragt Ryder.
»Luke hat ihn zum Reden gebracht. Wir wissen jetzt, wie der Orden Crevice Valley infiltrieren will. Es ist ein Virus, Sir. Sie haben ein Virus entwickelt.«
31. Kapitel
Daraufhin herrscht Schweigen, aber nur eine Sekunde lang.
Als Erste ringt Fallyn die Hände, und Elijah stöhnt erschrocken auf. Die anderen beginnen hektisch durcheinanderzureden, fragen sich, woher Frank unseren Standort kennt, und machen sich Sorgen wegen des bedrohlichen Virus. Xavier steht hilflos da, sieht die Gruppe fragend an und wartet darauf, dass jemand einen Plan vorschlägt. Schließlich hebt Ryder die Hand, und es wird still im Raum.
»Ich nehme an, du hast weitere Einzelheiten?«, fragt er. Seine Stimme klingt ruhig und fest, aber er knetet nervös die Hände.
»Sie haben das Virus in den Laboren erzeugt. Der Gefangene sagt, es werde durch die Luft übertragen. Anscheinend ist es eine mutierte Version des ursprünglichen Virus, das AmWest während des Krieges über dem Osten abgeworfen hat. Sobald man ihm ausgesetzt ist, wird man innerhalb von ein, zwei Tagen krank. Er sagte, in ein paar Wochen wären wir alle tot.«
Fallyn runzelt die Stirn. »Wie wollen sie dafür sorgen, dass sie sich nicht selbst infizieren?«
»Durch einen Impfstoff«, erklärt Xavier. »Alle, die im Orden dienen, und alle, die innerhalb der Stadtgrenzen bleiben wollen, mussten sich impfen lassen. Das Serum wird auch an alle anderen Kuppelstädte in AmOst geliefert.«
»Und die Städte außerhalb?«, hakt Ryder nach.
»Ich glaube nicht, dass sie Frank besonders wichtig sind. Seinetwegen brauchen nicht alle zu überleben, nur er selbst, der Orden und Harvey. Luke glaubt, dass der Einsatz des Virus davon abhängt, ob die Gruppe des Ordens, die sich gerade nähert, Erfolg hat. Ihr Auftrag ist immer noch, Harvey festzunehmen, daher können sie das Virus erst freisetzen, wenn sie in der Lage sind, ihn zu holen, weil sie sonst die Gesundheit ihrer Zielperson riskieren.«
»Moment mal«, wirft mein Vater ein. »Woher wissen sie überhaupt, wo wir sind? Sicher, Mount Martyr ist eine bekannte Landmarke, aber wir sind sehr vorsichtig mit unseren Aktivitäten über Tag gewesen. Sie dürften gar nicht wissen, dass wir von hier aus operieren, außer … Haben wir eine undichte Stelle?«
Raid schüttelt den Kopf. »In den letzten Wochen ist niemand gefangen genommen worden. Ich glaube nicht, dass Informationen nach außen gesickert sind. Aber wir brauchen einen Plan, und zwar schnell.«
»Vielleicht hat Frank ja einen Verdacht, wo wir uns befinden«, meint Ryder ruhig, »aber ich bezweifle, dass er unseren Standort wirklich kennt. Sonst wäre es nicht nötig, ein Virus einzusetzen. Er würde uns einfach überfliegen und Bomben abwerfen.«
»Das kann also nur eines bedeuten: Das Virus nähert sich uns zu Fuß. Ich glaube, der Orden wird versuchen, einen unserer Soldaten im Feld gefangen zu nehmen. Da sie nicht wissen, wo sie nach uns suchen sollen, werden sie einfach diesen Gefangenen infizieren und zurückschicken. Wir sollen uns selbst anstecken.«
Ryders Argumentation ist vollkommen logisch und lässt eine weitere Panikwelle durch den Raum laufen. Ich sehe Bree an, aber ihre Miene ist ernst, ihr Blick konzentriert.
»Wir brauchen also den Impfstoff«, sagt sie zu den besorgten Kommandanten.
Ryder nickt zustimmend. »Der Impfstoff ist unser Plan B. Wir verbarrikadieren unsere Zugänge, verstärken die Sicherheitsmaßnahmen und tun alles, was wir können, damit das Virus nicht zu uns gelangt. Aber
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