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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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Kommandanten sein. Ihr seid alle zu bekannt. Wir brauchen jemanden, der erfahren und trotzdem nicht auf dem Radar des Ordens ist, jemand, der sich schon mehrmals bewiesen hat und unter Druck nicht zusammenbricht.« Zuerst glaube ich, dass Ryder nach Freiwilligen fragt, doch dann stelle ich fest, dass sich sein Blick bereits auf die blonde Gestalt zu meiner Linken richtet.
    »Einverstanden«, erklärt Bree mit fester Stimme, in der keine Spur von Sorge liegt.
    »Ausgezeichnet«, sagt Ryder. »Die Aufklärungsmission ist abgesagt. Wir haben einen wichtigeren Einsatz zu planen.«
    Die nächsten paar Tage verbringen wir im Lageraum, wo Karten des Waldes und Stadtpläne vor uns ausgebreitet liegen. Wir gehen verschiedene Routen und Pläne für unser Eindringen durch: den Einbruch in die Forschungseinrichtung, die Schaffung des Ablenkungsmanövers, Fluchtwege. Mein Vater hält sich vollständig aus der Planung heraus, flucht unterdrückt und schwört, dass er nichts damit zu tun haben will, den Tod seines eigenen Sohnes zu planen. Blaine scheint genauso zu empfinden.
    Eines Tages werden Harvey und Bree allein zu den Planungen gerufen, ich werde nicht gebraucht. Sie sprechen hinter verschlossenen Türen mit den Kommandanten, während ich mich frage, welche Pläne sie wohl vor mir geheim halten und warum. Später erzählt mir Bree, es sei um nichts Besonderes gegangen, nur um die Wartung von technischen Geräten und um Transportmittel, doch ich vermute, dass sie lügt. Aber sie wirkt nach diesem Tag müde und angestrengt, und ich dränge sie nicht. Stattdessen gehe ich innerlich mehrere Szenarien durch, wie ich mich ins Gefängnis schleichen und Emma aus ihrer Zelle holen kann. Wenn die anderen etwas vor mir geheim halten können, dann kann ich das auch.
    In der Nacht vor unserem Aufbruch packen wir unsere Taschen und tarnen uns. Die Rebellen färben Brees Haare dunkelbraun und setzen dünne Scheibchen in ihre Augen ein, sodass sie die Farbe von nassem Schlamm annehmen. Sie nennen die Scheibchen »Kontaktlinsen« und geben mir auch welche, mit denen meine Augen, das einzige Merkmal, das mich von Blaine unterscheidet, blau wirken.
    Ich breite gerade meine alte Ordensuniform auf meinem Bett aus, als Bree vorbeikommt.
    »Fertig?«, fragt sie.
    »Ja. Und du?«
    »Natürlich.« Sie zieht eine finstere Miene. Sie sieht zwar anders aus, aber ihre Stimme ist dieselbe geblieben, und auch die Art, wie sie verärgert die Stirn runzelt, ist unverkennbar.
    »Wenn du willst, kannst du immer noch zurück«, sage ich zu ihr. »Ich bin auch nicht beleidigt.«
    »Auf gar keinen Fall, Gray. Jemand muss schließlich dafür sorgen, dass du in einem Stück wieder nach Hause kommst.« Einen Moment lang sieht sie mich durchdringend an, als rechne sie damit, dass ich beteure, ihre Hilfe nicht zu brauchen. »Bis morgen früh dann«, sagt sie und ist ebenso unvermittelt, wie sie aufgetaucht ist, wieder fort.
    Ich packe zu Ende, setze mich dann auf die Bettkante und versuche, an etwas zu denken, egal was. Vielleicht ist es zu viel, was sich in der nahen Zukunft vor mir auftürmt, sodass ich unfähig bin, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich brauche Ablenkung und gehe ins Krankenhaus, um Blaine zu besuchen.
    Er schindet sich gerade in der Physiotherapie mit einer Krankenschwester und hüpft eine Treppe hinunter, die sie ihn vorher hat hinaufsteigen lassen.
    »Sieh mal an, du läufst ja schon Treppen«, sage ich.
    Er grinst. »Ich werde jeden Tag stärker. Wenn du zurückkommst, habe ich vielleicht schon meine ganze Kraft wieder.«
    »Du träumst wohl.«
    Er setzt, wie ich glaube, zu einem spielerischen Hieb an, umarmt mich aber stattdessen.
    »Pass auf dich auf«, sagt er. »Zwilling oder nicht, du bist trotzdem mein kleiner Bruder, und ich weiß nicht, was aus mir werden würde, wenn dir etwas Schlimmes zustößt.«
    »Also, ich schon. Ich weiß es, weil ich es mit dir schon durchgemacht habe. Als du geraubt wurdest, als du angeschossen worden bist, als du wochenlang in diesem Krankenhaus geschlafen hast.«
    Wir lösen uns voneinander, und er lacht. »Okay, okay, du hast gewonnen. Du bist meinetwegen durch die Hölle gegangen. Bitte versuch nicht, dich zu revanchieren.«
    Ich überlasse Blaine seiner Therapie und gehe wieder auf mein Zimmer. Eigentlich will ich früh zu Bett, damit ich morgen ausgeruht bin, aber mein Vater wartet auf mich. Mit verschränkten Armen lehnt er an meiner Kommode.
    »Du sollst wissen, dass ich stolz auf dich bin«, erklärt

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