Taken
wenn doch, brauchen wir zur Sicherheit den Impfstoff.«
»Wartet mal«, sagt Fallyn. »Wir verlassen uns wirklich auf die Aussage dieses einen Gefangenen?«
»Fallyn, wenn du sehen könntest, was Luke mit ihm angestellt hat, würdest du ihm glauben«, sagt Xavier. »Er will nur noch, dass die Folter aufhört. Und du weißt ja, wie Luke ist und welche Qualen er seinen Gefangenen bereiten kann.«
Elijah seufzt. »Die Sache ist jetzt schon verloren. Unsere Spione in Taem haben das nicht kommen sehen, und wenn sie aus dem Spiel sind, können sie uns den Impfstoff auf keinen Fall rechtzeitig beschaffen. Wahrscheinlich haben sie nicht einmal eine Ahnung, wo sie anfangen sollen, danach zu suchen.«
»Ich aber schon«, schaltet sich Harvey ein. Es sind seine ersten Worte seit dem Beginn der Besprechung.
»Kommt nicht in Frage«, erklärt Ryder. »Dafür sind diese Leute zu sehr hinter Ihnen her.«
»Offensichtlich nicht genug, um mich am Leben zu lassen«, entgegnet er. »Indem sie uns ein Virus schicken, riskieren sie auch mein Leben. Ich kann hier mit Ihnen sterben, oder wir können versuchen, dieses Mittel, mit dem wir uns schützen können, in die Hände zu bekommen.«
Ryder reibt Daumen und Zeigefinger zusammen. »Sie wissen, wo Sie danach suchen müssen?«
»Ich habe zahllose Tage sowohl im Technologie-Flügel als auch im Zentrum für medizinische Forschung verbracht, als ich dort gearbeitet habe. Wenn das Virus in diesen Laboren geschaffen worden ist, dann gilt das genauso für den Impfstoff.«
»Franks Leute werden auf keinen Fall zulassen, dass Sie einfach dort hineinspazieren«, sagt Elijah.
Und dann sehe ich es. Vor meinen Augen tut sich ein Weg auf. Das ist meine Chance, die Gelegenheit, um die ich gebetet habe.
»Sie werden uns hineinspazieren lassen, wenn ich ihn ausliefere«, sage ich. Alle Blicke richten sich auf mich. »Es ist ganz einfach. Ich bringe Harvey zurück nach Taem, liefere ihn aus und schaffe dann eine Ablenkung, die mir erlaubt, den Impfstoff zu holen. Dann schleichen wir zurück in die Wälder, ehe der Orden überhaupt bemerkt, was passiert ist.«
Und dabei hole ich Emma , denke ich bei mir. Wie genau ich das bewerkstelligen will, weiß ich nicht, aber mit diesen Details halte ich mich im Moment nicht auf.
Fallyn kichert. »Eine Ablenkung kann jeder schaffen. Warum wärest du glaubwürdiger als jemand anderer, wenn du Harvey auslieferst? Was könntest du diesen Leuten sagen, was sie davon abhält, euch beide zu erschießen, sobald sie euch sehen?«
»Zuerst einmal ging es bei der Operation Frettchen immer darum, Harvey lebend zurückzuholen, also wird nicht sofort geschossen. Und dann ist da noch der Umstand, dass ich ein Zwilling bin.«
»Wieso sollte das etwas ausmachen?«, fragt sie spöttisch.
»Weil ich nicht als ich selbst zurückgehen werde, sondern als Blaine. Äußerlich sind wir identisch, und in den Augen des Ordens hat Blaine im Unterschied zu mir nicht die Seiten gewechselt. Ich kann ihnen erzählen, dass ich gefangen gehalten worden bin, seit die Rebellen Evans Gruppe angegriffen haben. Ich behaupte, dass ihr mir den Peilsender herausoperiert habt, damit man mich nicht orten konnte, und dass ich vorgegeben hätte, überzulaufen. Ich werde sagen, ich hätte euer Vertrauen gewonnen und dann, als sich die Gelegenheit ergab, Harvey als Geisel genommen, und wäre nach Taem zurückgegangen. Wenn ich ihnen diese Geschichte erzähle, werden sie mich mit offenen Armen wieder aufnehmen. Auf jeden Fall kommen wir dadurch nach Union Central hinein und dort können wir den Impfstoff besorgen.«
Harvey lächelt, der Rest der Versammlung ist ungewöhnlich ruhig.
»Das könnte funktionieren«, räumt Ryder schließlich ein. »Es könnte auch auf eine Million verschiedene Arten scheitern, aber es ist die beste Chance, die wir haben. Sind Sie denn damit einverstanden, Harvey?«
»Mehr als das.«
»Also, ich bin dagegen«, unterbricht ihn mein Vater. »Gray ist nicht auf eine Aktion von dieser Tragweite vorbereitet.« Ich sehe das Entsetzen in seinem Blick. Ausnahmsweise wirkt er wie ein Vater.
»Er hat bewiesen, dass er bereit ist«, sagt Ryder. »Und er steht auf der Liste der Aktiven. Bist du dir sicher, dass du das tun willst, Gray?«
»Ja, aber wir brauchen einen Führer. Weder Harvey noch ich kennen uns in dem Wald jenseits von Mount Martyr aus.«
»Ich melde mich freiwillig«, erklärt mein Vater.
Ryder schüttelt den Kopf. »Auf gar keinen Fall. Es kann keiner der
Weitere Kostenlose Bücher