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Takeover

Takeover

Titel: Takeover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Karnani
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entfernt lag und im Obergeschoss ein paar Zimmer vermietete. Ferry mochte diesen alten Gasthof. Es war eine einfache Unterkunft, die sich von den Hotels unterschied, in denen er sonst wohnte und die überall auf der Welt gleich aussahen, gleich rochen und gleich gemanagt wurden. Obwohl er nach diesem Tag, der mit der Aktionärsversammlung in Berlin begonnen hatte und in Cambridge zu Ende ging, ziemlich müde war, setzte er sich noch in den White Eagle , um etwas zu essen.
    Während der Fahrt vom Institut zu seinem Hotel hatte er überlegt, ob er Judith noch zum Abendessen einladen sollte. Aber er hatte sich schließlich dagegen entschieden, um sich nicht noch eine Abfuhr zu holen. Von peinlichen Momenten hatte er erst mal genug.
    Also saß er allein bei seinem zweiten Bier, als er von einem Mann angesprochen wurde.
    »Herr Ferry Ranco ?«
    Leider passierte das hin und wieder. Sein Bild war regelmäßig im Wirtschaftsteil der Zeitungen und manchmal wurde er tatsächlich erkannt und angesprochen. Ferry hatte keine Lust, jetzt noch über die wirtschaftliche Situation von GermanNet zu diskutieren. Aber wie die Leute vom Marketing immer sagten, jeder Aktionär und Kunde war wichtig, also riss er sich zusammen und fügte sich in das Unvermeidliche.

     
    »Kennen wir uns ?«
    »Nein, aber ich würde mich gerne kurz mit i hnen unterhalten. Sie erlauben, dass ich mich zu i hnen setze .«
    Der Fremde wartete keine Antwort ab, sondern setzte sich ihm gegenüber hin.
    »Ich will gleich zur Sache kommen, es gibt wohl einige Irritationen mit einem Zugriff auf ihr Netz. Die Mitarbeiter von X-SECURE haben da leider etwas missverstanden. Es ist besser, Sie vergessen das Ganze .«
    Ferry war hellwach. Das war kein Aktionär, der sein Bild in der Zeitung gesehen hatte.
    »Was wissen Sie darüber, und wer sind Sie ?«
    »Das kann ich ihnen nicht sagen. Gehen Sie davon aus, dass ich einflussreiche Leute vertrete .«
    »Was wird das? Eine Imitation des Paten? Wollen Sie mir drohen ?«
    »Ich bin nicht hier, um Witze zu machen. Halten Sie sich raus. Ihr Business ist es, ein Netzwerk zu betreiben, belassen Sie es dabei. Es besteht keine Gefahr für Ihr Netz, und Sie werden in Zukunft keine unberechtigten Zugriffe mehr registrieren. Aber um es klar zu machen, Sie bringen sich unnötig in Gefahr, wenn Sie sich weiterhin um Angelegenheiten kümmern, die Sie nichts angehen .«
    »Sagen Sie mir, wer Sie sind, oder verschwinden Sie und lassen Sie mich in Ruhe .«
    »Warum rufen Sie nicht einfach Michael Kunze an und besprechen das Ganze mit ihm? Herr Kunze kann Ihnen bestätigen, dass wir nicht scherzen .«
    Der Fremde stand auf und war draußen, bevor Ferry etwas erwidern konnte. Ferry ging kurz darauf ebenfalls an die frische Luft, um einen kühlen Kopf zu bekommen und um zu überlegen, was eben vorgefallen war. Obwohl es schon spät war, entschied er sich, Michael Kunze von X-SECURE anzurufen und herauszubekommen, was das alles sollte. Sie hatten mit ihren E-Mails auch die Handynummern ausgetauscht und genau diese wählte Ferry jetzt. Nachdem das Handy mehrmals geklingelt hatte und Ferry schon auflegen wollte, meldete sich eine leise, kaum verständliche Frauenstimme.
    »Hier ist Ferry Ranco , entschuldigen Sie die späte Störung, aber könnte ich Herrn Kunze sprechen? Es ist dringend !«
    Nach einer langen Pause antwortete die Frauenstimme: »Mein Mann hatte gestern Nacht einen Unfall .«
    »Das tut mir schrecklich leid, wie geht es ihm ?«
    »Er ist tot !«
    Das Gespräch wurde unterbrochen und Ferry stand noch eine ganze Zeit fassungslos auf der Straße und starrte das Handy an.

4
    J udith wurde von Ferrys Anruf aus dem Schlaf gerissen. Sie überlegte einen Moment, ob sie einfach auflegen sollte, aber Ferrys Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass etwas Ernstes passiert sein musste. Judith war noch zu verschlafen und Ferry zu aufgeregt, um eine sinnvolle Unterhaltung zu führen. Schließlich einigten sich beide darauf, sich später im Institut zu treffen und alles in Ruhe zu besprechen. Sie bot ihm an, ihn vom Hotel abzuholen, aber er wollte zu Fuß hinlaufen. Er brauchte frische Luft und Zeit zum n achdenken.

     
    Ferry brauchte fast eine Stunde, bevor er nach vielen Umwegen im Institut eintraf. Judith hatte bereits einen Kaffee aufgesetzt und ließ ihm jetzt die Zeit, sich zu beruhigen und in Ruhe den Kaffee zu trinken. Ferry fühlte sich wohl in ihrer Nähe, er war dankbar für die Ruhe und die Zuversicht, die sie ausstrahlte.

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