Takeover
Eingangshalle des Bürogebäudes, in dem die Räume von Softgone Inc. lagen, und versuchten, Frank Ossowski abzupassen. Sie rechneten damit, dass Frank, wie bei Computerfreaks meist üblich, erst so gegen 11.00 oder 12.00 Uhr am Arbeitplatz erscheinen würde . Sie wollten aber kein Risiko eingehen und waren daher schon so früh auf der Lauer. In der Eingangshalle des Gebäudes gab es glücklicherweise ein Café. Von dort aus beobachteten sie alle Hereinkommenden und verglichen sie mit dem Bild von Frank Ossowski , das Judith aus dem Internet herunter geladen und ausgedruckt hatte.
Nach etwa einer Stunde hatten sie Glück. Es kam jemand herein, der wie Frank Ossowski aussah. Judith entdeckte ihn als Erste, sie stand sofort auf, und stellte sich ihm in den Weg.
»Guten Morgen, Frank.«
»Kennen wir uns ?«
»Ich bin Judith Knowles , wir haben vor etwa sechs Monaten einige Mails zum Thema Hintertür bei RouterSystem ausgetauscht .«
»Ich habe da wohl ein paar dumme Fehler gemacht, solch eine Hintertür gibt es nicht, tut mir leid. Ich habe jetzt auch keine Zeit und vor allem interessiert mich das alles nicht mehr. Bitte lassen Sie mich in Ruhe !«
Frank versuchte, an Judith vorbei zu den Fahrstühlen zu gelangen, aber Ferry, der inzwischen hinzugekommen war, versperrte ihm den Weg.
»Hören Sie, Herr Ossowski , wir brauchen Ihre Hilfe .«
»Und wer sind Sie, der große Bruder ?«
»Mein Name ist Ferry Ranco .«
»Ich kenne den Akzent. Sie kommen aus Deutschland ?«
»Ja, ich komme aus Berlin .«
»Ich habe eine Zeitlang in Berlin studiert, war eine schöne Zeit .« Frank Ossowski zögerte noch, sagte dann aber, »um der guten Zeiten willen können wir uns unterhalten. Aber maximal fünf Minuten.«
Sie setzten sich zu dritt an den Tisch, von dem Judith und Ferry aufgesprungen waren.
»Also, was wollt ihr von mir ?«
»Wir haben ein Problem mit Hackern und wir glauben, dass diese von dir festgestellte Hintertür die Erklärung sein könnte«, erklärte Judith.
»Ich weiß nicht, wer ihr seid und will es auch gar nicht wissen. Aber lasst euch gesagt sein, ihr habt ja keine Ahnung, mit wem ihr euch da anlegt. Ihr bringt euch und mich in ernste Gefahr. Vergesst das Ganze einfach .«
»Das kann ich nicht. Ich betreibe einen Carrier in Deutschland und die – wer immer sie sind – dringen in mein Netz ein. Ich muss und werde sie aufhalten .«
»Sie betreiben einen Carrier in Deutschland? Welchen?«
»Ich bin CEO von GermanNet .«
»Sie waren CEO von GermanNet .«
»Wie bitte?«
Frank Ossowski schlug die Zeitung auf, die er unter dem Arm trug, und legte sie vor Ferry auf den Tisch.
»Ihr Name kam mir gleich so bekannt vor. Aber lesen Sie selbst. Der CEO von GermanNet wurde gerade abgesetzt. Der Bericht zeigt sogar ein Bild von Ihnen. Wenigstens da kann ich jetzt sicher sein: Sie sind tatsächlich Ferry Ranco .«
Ferry starrte auf die Zeitung. Da war tatsächlich ein Artikel über GermanNet . In diesem hieß es, dass der Aufsichtsrat von GermanNet entschieden hatte, sich von Ferry Ranco als CEO zu trennen. Es war von einer Vielzahl von Fehlern die Rede, die Ferry gemacht haben sollte. Weiterhin wurde berichtet, dass Rolf Keller, der bisherige CFO von GermanNet , ab sofort die Position des CEO übernommen hatte.
Frank ließ ihn in Ruhe den Artikel überfliegen.
»Wie ich schon sagte, Ihr wisst ja gar nicht, mit wem Ihr euch da angelegt habt. Und das da«, er tippte auf den Artikel, »ist nur der Anfang. Man kann auch mehr verlieren, als nur seinen Job .«
»Das wissen wir. Es hat bereits einen Toten gegeben«, bemerkte Judith.
»Scheiße. Und warum musstet ihr damit ausgerechnet zu mir kommen ?«
»Weil wir sonst keinen Ansatzpunkt haben .«
»Ich muss jetzt zu einem Meeting. Ich werde mir in Ruhe überlegen, ob ich mit euch beiden sprechen möchte. Euch zu helfen kann weit reichende Folgen für mich haben. Wenn ich mich entscheiden sollte, mit euch zu sprechen, werde ich gegen 13.00 Uhr in dem chinesischen Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf euch warten. Wenn ich heute Mittag nicht komme, habe ich mich entschieden, dass ich nichts mit euch zu tun haben will. Versucht dann nicht, mich zu erreichen oder mich umzustimmen. Habe ich mich klar ausgedrückt ?«
»Vollkommen klar«, antwortete Judith.
Ferry las den Artikel zum dritten Mal und bekam nicht mal mit, dass Frank Ossowski aufgestanden und gegangen war.
Nachdem Ferry den ersten Schock überwunden hatte, begaben
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