Tal der Tausend Nebel
Du warst sehr, sehr unvorsichtig … und ich muss das jetzt wieder richten.«
Er begann mit seiner zweiten Hand, die Knöpfe an ihrem Hals zu lockern, aber da hielt Elisa seine Hand fest und sah ihm direkt in die Augen.
»Es stimmt nicht! Johannes hat gelogen! Ich bekomme kein Kind von Kelii.«
Janson hielt inne. Jetzt war auch er verwirrt.
»Wieso Johannes? Was hat er damit zu tun? Weiß er davon? Er hat mir gesagt, dass er keine Ahnung hatte. Er war doch gar nicht auf Kauai …«
Elisa hätte sich vor Wut über sich selber auf die Zunge beißen können.
»Gewiss … Nein, aber Johannes kennt Kelii und seine Schwester gut. Und ich dachte …«
Abrupt unterbrach er sie.
»Das Denken überlasse in diesen Dingen besser mir. Du bist in großen Schwierigkeiten, Mädchen. Und wenn du nicht willst, dass dein Liebster für deine Dreistigkeit aufgehängt oder erschossen wird, dann fängst du jetzt an, das Richtige zu tun. Ich habe es deinem Onkel versprochen … du wirst meine Frau.«
Elisa zitterte jetzt am ganzen Körper. Sie realisierte, dass es so gut wie keinen Ausweg gab. Würde sie schreien und Johannes alarmieren, so könnte sie zwar vielleicht noch aus der Höhle fliehen, aber damit brachte sie Kelii in Gefahr. Ihre Stimme war kaum hörbar, denn sie fürchtete mit einem Mal, dass Leilanis Schwangerschaft vielleicht doch nicht der Grund für Keliis Verschwinden war.
»Wo ist er? Was habt ihr mit ihm gemacht? Wo ist sein Vater … und seine Schwester?«
Aber an Jansons Reaktion merkte sie, dass er es nicht wusste. Erleichtert atmete sie auf und versuchte erneut, mit ihm zu verhandeln.
»Selbst wenn ich Ihre Frau werden sollte, Herr Janson, was hätten Sie denn davon, wenn ich Sie doch in Zukunft nur verabscheuen und hassen würde, wenn Sie mir jetzt ein Leid antun?«
Kurzzeitig ließ er von den vielen Knöpfen an ihrem Kleid ab.
»Du hast immer noch nicht verstanden, Elisa. Ich habe kein Interesse an Zuneigung oder gar Liebe. Ich habe meine Frauen. Mit deinem Onkel habe ich mich per Handschlag auf ein Geschäft zwischen unseren beiden Plantagen eingelassen, vorausgesetzt, ich bekomme bald meinen weißen Erben für meine Familie. Und meinen Plan lasse ich mir sicherlich von keinem miesen kleinen Kanaka zerstören.«
»Aber ich bin noch unschuldig, Herr Janson, das schwöre ich Ihnen bei meinem Leben. Was auch immer meinem Onkel oder Ihnen zugetragen wurde, es ist eine Lüge. Wenn Sie mir nicht glauben, wir könnten den Doktor bitten … ich würde mich untersuchen lassen, um meine Unschuld zu beweisen.«
Für einen kurzen Moment ließ Janson ihre Hand los.
»Du sagst die Wahrheit, oder zumindest das, was du für die Wahrheit hältst. Aber war es nicht dieser Kanaka, der dich vor dem Hai gerettet hat, der dich auch gesundpflegte?«
Elisa rieb sich das schmerzende Handgelenk und nickte vorsichtig.
»Kelii und ich sind Freunde. Ich verdanke ihm mein Leben. Aber wir haben nichts Unrechtes getan. Ich werde mich nur dem Mann ganz hingeben, dem ich mich vor Gottes Angesicht anvertraue. Ich will heiraten …«
Kühl musterte er sie im Dunkel. Ihre Augen hatten sich inzwischen an das gespenstisch blaue Licht in der Grotte gewöhnt. Er hatte jetzt nur noch seine Unterhose an, ein weites Beinkleid, das an der Seite gebunden war und bis über seinen Bauchnabel ging. Mit Abscheu wandte Elisa ihren Blick von seinem bleichen Körper und wollte gehen. Doch Janson war schneller. Wieder ergriff er ihr Handgelenk.
»Zieh dein Kleid aus, los! Ich will die Narbe sehen. Wer weiß, ob ich überhaupt mit so einem Krüppel wie dir ein Kind zeugen könnte … vielleicht will ich dich ja gar nicht.«
Seine Augen brannten in ihren, so als hätte ein Fieber von ihm Besitz ergriffen.
»Vielleicht wäre unsere Verbindung ja wirklich ein Fehler … wer weiß, ob ich deine Narbe nicht zu abstoßend finde, um den Reigen der Liebe mit dir zu tanzen!«
Elisa schüttelte sich innerlich bei dem Gedanken, auch nur einen harmlosen Walzer mit Janson ertragen zu müssen. Aber sie verstand auch, dass ein Mann wie er sie nicht gehen lassen würde, ohne ein gewisses Maß an Befriedigung erreicht zu haben. Unversehrt in ihrer Unschuld aus der Höhle herauszukommen, das war ihr Ziel. Vorsichtig nickte sie deshalb und begann mit zitternden Fingern die Knöpfe an ihrem Kleid zu lösen. Janson lockerte seinen Griff. Er hatte heftig zu atmen begonnen. Elisa sah, wie sich sein Brustkorb in zunehmender Erregtheit vor ihr hob und wieder
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