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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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und ein gehorsames Volk, das nicht allzu viel Scherereien macht. Aber ein hübsches hawaiisches Mädchen sollte ihre Gunst grundsätzlich lieber einem Europäer als einem Chinesen schenken … sie hat auf lange Sicht mehr davon.«
    Elisa verstummte. Laut einiger Gerüchte belohnte Janson seine hawaiischen Geliebten großzügig. Sie lebten auf seinem Land in eigenen Hütten, zogen ihre Bastardkinder groß, hatten ihre weiblichen Familienmitglieder um sich und schienen Janson alle seit Jahren zugeneigt. Nur eigene Männer durften seine Geliebten nie haben. Janson war der einzige Hahn im Korb.
    »Hier gehen wir hinein. Sehen Sie die große Öffnung im Felsen? Folgen Sie mir möglichst nah. Manchmal ist der Weg nach unten ein wenig feucht. Wenn Sie wollen, können Sie sich an meinem Arm festhalten. Ich kenne den Weg gut.«
    Janson ging langsam vor. Elisa folgte und nahm anfangs seinen angebotenen Arm, um ihren Augen die Möglichkeit zu geben, sich langsam an die Dunkelheit des Weges zu gewöhnen. Es dauerte ein paar Minuten. Dann wurden Elisas Schritte auf dem absteigenden Pfad immer sicherer. Sie ließ seinen Arm los.
    »Mein Gott … ist das schön!«
    Das Lichtschauspiel, das sich ihr in der Dunkelheit der Höhle bot, war wirklich von einzigartiger Schönheit. Die Kuppel der Grotte wölbte sich wie eine Kathedrale über ihr. Felsöffnungen am oberen Rand ließen das Mondlicht wie durch kleine Fenster auf dem Wasser vor ihr spielen. Kleine Kreise aus Licht bildeten sich auf dem ansonsten spiegelglatten dunkelblauen Wasser, das aus sich selbst heraus zu leuchten schien. Die einfallenden Strahlen des Mondes durchschnitten die Dunkelheit der Höhle wie fein gewebte Straßen. Aber auch in der Tiefe des Wassers schien es auf merkwürdige Weise zu leuchten.
    Kelii hatte ihr von diesem Ort erzählt. Sein Volk glaubte, dass die Seelen der Kahuna sich nach dem Tod hier sammelten, um zu beraten, bevor sie in ihr nächstes Leben gingen. Es war ohne Zweifel ein magischer Ort, voller Leben und Kraft. Sogar die Temperatur war um einige Grade wärmer als draußen, sodass Janson seine Jacke auszog. Sie waren jetzt bei einem kleinen Felsvorsprung unten am Wasser angekommen. Erst jetzt merkte Elisa, dass Johannes nicht mehr bei ihnen war.
    »Setzen Sie sich doch einen Moment zu mir.«
    Er hatte seine Jacke für Elisa auf dem Felsen ausgebreitet und deutete drauf.
    »Damit Ihr schönes Kleid nicht feucht wird. Es ist immer ein wenig dampfig hier drin. Das Wasser ist warm durch eine heiße Quelle, von der es unterirdisch gespeist wird. Man kann darin baden …«
    Elisa sagte nichts. Aber ihr Herz begann wie wild zu klopfen, als sie sah, dass Janson begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
    »Es ist wirklich ein sehr angenehmes Wasser … die Hawaiianer sagen, es hätte heilende Kräfte. Die Frauen kommen hierher, wenn sie von einem Mann empfangen haben, um starke und gesunde Söhne zu gebären. Aber manchmal kommen in der Nacht auch die Liebespaare her …«
    Elisa sagte immer noch nichts. Ihr Hals war wie zugeschnürt, als sie sah wie Janson jetzt auch noch seinen Gürtel lockerte. Panisch sah sie sich um. Janson lachte amüsiert.
    »Johannes wollte nicht weiter stören. Ich habe ihn gebeten, uns ein wenig alleine zu lassen, damit wir uns ungestört beschnuppern können. Ich kaufe nämlich keine Katze im Sack, Mädchen …«
    Sein Griff um ihr Handgelenk war eisern, als er sie zu sich her zog. Sein Körper war weiß und über und über mit schwarzen Haaren bewachsen. Sein stinkender Atem ekelte sie so sehr, dass sie instinktiv ihren Kopf wegdrehte, während ihre Stimme ihn mit Eiseskälte zurückwies.
    »Wagen Sie es nicht, Herr Janson.«
    »Was genau soll ich nicht wagen dürfen, mein Unschuldstäubchen? Du glaubst doch nicht wirklich, dass verborgen geblieben ist, was du oben am Wasserfall mit deinem Kanaka getrieben hast? Wie heißt er noch? Kelii heißt er, nicht wahr? Fähiger Kopf, sagt dein Onkel, aber er hat leider im falschen Revier gewildert …«
    Eiseskälte lähmte Elisa, als sie mit einem Mal begriff, was hier gespielt wurde. Johannes hatte sie also doch verraten.
    »Sie sollen mir eine Lektion erteilen, ist es das? Mein Onkel hat Ihnen aufgetragen, mir Gehorsam beizubringen, nicht wahr?«
    Janson lachte bitter, während er sie nach wie vor mit seinem Klammergriff am Fortlaufen hinderte.
    »So einfach ist es nicht, Täubchen. Du hast ein heiliges Gebot gebrochen. Keine unserer Frauen bringt hier ein Bastardkind zur Welt, hörst du.

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