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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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für das Ausladen sein Hemd ausgezogen und trug nur noch das T -Shirt mit dem Logo für erneuerbare grüne Energie auf den Hawaiian Islands. Er war ihr so nah, dass Maja sein männlicher Geruch wie eine Einladung in die Nase stieg. Ihr wurde warm, fast schon heiß in ihrem Kleid mit den halblangen Ärmeln.
    »Es ist stickig in diesem Haus. Ich warte draußen.«
    Damit wandte Maja sich ab. Sie konnte ihr erwachendes Begehren spüren. Der Gedanke, er könnte es auch fühlen, war ihr mehr als peinlich. In den Monaten seit ihrer Begegnung hatte sie keinerlei Lust auf Sex verspürt. Mit dem Wissen der Schwangerschaft war ein Schalter in ihr umgelegt. Doch hier, in dem dämmerigen Raum, überfiel Maja unpassenderweise die Lust. Dabei war die Umgebung keineswegs animierend. Man hatte bereits mit der ersten Renovierung begonnen. Überall standen Farbeimer und Säcke mit Mörtel. Maja wollte gehen, aber Keanu hielt sie am Ärmel fest.
    »Warte noch … ich will dir etwas zeigen. Warte mal, es ist hier auf dem Foto. Auf dem Dach. Ich nehme es ab. Dann kannst du es besser sehen.«
    Er gab ihr das Foto. Dann stand er ganz ruhig neben ihr. Seine Schultern, seine Arme und Hände waren unbeweglich wie die einer Statue, dachte Maja, als sie ihn von der Seite musterte. Sie hatte vergessen, wie stark die Anziehungskraft war, die von ihm ausging. So als könnte er ihre Gedanken lesen, verzogen sich seine vollen Lippen zu einem feinen Lächeln. Er deutete mit seinem Finger auf das Dach auf dem Foto, genauer gesagt auf den Dachfirst.
    »Erkennst du den zweiten Falken? Er ist ein wenig verblichen. Ich habe ihn selber erst vor Kurzem entdeckt.«
    Jetzt sah Elisa ihn auch. Der Vogel saß auf dem First, nicht weit weg von einem Mann mit bloßem Oberkörper, der etwas auf dem Dach zu reparieren schien. Maja erkannte ihn sofort.
    »Das ist Kelii. Er war bei ihr?«
    Majas Frage war ein vorsichtiges Flüstern. Irgendwie hatte sie angenommen, dass die beiden als Paar einen zu schwierigen Weg vor sich hatten. Aber Keanu lächelte.
    »Es war nie einfach für Kelii. Elisas Seele war, wie Hoku ihm prophezeit hatte, eine schwierige Aufgabe. Die Gesetze waren gegen sie, und er musste immer aufs Neue um sie kämpfen. Doch es gibt eine schöne Legende um ihren Tod. Angeblich haben sie sich eines Tages, als sie beide schon sehr alt waren, gemeinsam am Meer in Gischt verwandelt.«
    »Was meinst du damit?«
    Keanu sah Maja nicht an. Seine Stimme klang heiser. Er hatte begonnen, mit seinem Finger den von Maja auf dem Glas des Fotos zu liebkosen. Aber er mied ihren Blick, als er fortfuhr.
    »Ihre beiden Körper wurden nie gefunden. Aber auch die großen Kahuna in den alten Zeiten haben nie einen toten Körper zurückgelassen. Sie haben ihre Aufgabe in der Welt erledigt. Wenn ihre Körper erschöpft waren, haben sie sich am Ende ihres Lebens verwandelt, um eines Tages durch neue Körper zu wirken … Es ist ein Kreislauf aus Energie. Man sagt bei uns, die Körper der großen Kahuna werden einfach zu Gischt auf den Wellen …«
    Keanus Handy klingelte. Der intime Moment zwischen ihnen war vorüber.
    »Entschuldige bitte. Das ist Leilani.«
    Er trat ein Stück beiseite, um zu telefonieren. Schnell trat Maja diskret vor die Tür des roten Hauses. Es war gut, dass seine Freundin angerufen hat, dachte sie, sonst hätten sie sich vielleicht da drinnen vergessen. Es war hoffnungslos. Sie begehrte ihn immer noch mit jeder Faser ihres Seins.
    Als Keanu nachkam, war er in Eile. Vor dem Hibiskus-Ball gab es noch viel zu tun, wie er ihr erklärte. Er war spät dran mit der Lichtanlage und der Vorbereitung für die Bar. Sie stiegen ein und sprachen auf dem Weg zu dem einheimischen Autovermieter kein einziges Wort mehr. Wieder begrüßte er einen Freund und gab noch ein paar Instruktionen, damit Maja eine Wegbeschreibung zu ihrem Hotel in Hanalei Bay bekam. Zuletzt gab er ihr noch einen Rat.
    »Ich glaube, dass du euer Land zuerst allein ansehen solltest. An deiner Stelle würde ich kurz vor Sonnenuntergang hingehen. Du wirst es leicht erkennen. Zwar sind nur noch zwei der vielen Apfelbäume übrig, die Elisas Vater einst in dem Hain gepflanzt hatte, aber die Bäume sind weithin sichtbar. Ich glaube sogar, es ist eine deutsche Apfelsorte …«
    Wieder dieses unwiderstehliche Zwinkern. Erneut standen sie nah beieinander. Maja spielte kurz mit dem Gedanken, ihm zum Abschied ein Küsschen auf die Wange zu geben, ganz unverfänglich. Aber diesmal streckte er ihr seine Hand

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