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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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garantieren, wenn nicht wieder ein Hurrikan kam. Deswegen wollte Paul unbedingt noch in diesem Jahr expandieren. Er wollte weiteres Land erwerben, um noch mehr Apfelbäume zu pflanzen, brauchte dazu aber die Zustimmung von Elisas Mutter, da Elisa noch nicht volljährig war.
    Zudem hatte Paul gestern Clementia gegenüber ein zweites Anliegen vorgebracht, das eine kurzfristige Entscheidung erforderte. Doch ohne Elisa wollte die Mutter dazu auf keinen Fall ihr Einverständnis geben. Auch jetzt war es ihr sichtlich unangenehm, darüber zu sprechen. Elisa erschrak prompt, als sie hörte, dass das neue Tor für die Plantage bereits in Auftrag gegeben worden war.
    »Aber warum soll der Name unserer Plantage so plötzlich geändert werden?«
    Die Mutter nickte. Doch dann nahm sie erneut Elisas Hand in ihre. »Ich war auch zunächst erschrocken, aber dein Onkel hat recht. Dein Vater ist jetzt bereits seit mehreren Jahren tot. Immer noch steht sein Name in dem Torbogen über dem Eingang zur Plantage. Das ist in gewisser Weise irreführend …«
    Elisa nickte. Sie sah die verschnörkelten großen Buchstaben über dem schmiedeeisernen Eingangstor ja an jedem einzelnen Tag aufs Neue und freute sich immer darüber, an ihren Vater erinnert zu werden. Aber das ging bestimmt nicht vielen Menschen so. Viele der Arbeiter auf der Plantage hatten den zweiten Plantagenbesitzer ohnehin nie kennengelernt. Elisas Vater war in den ganzen Jahren nur ein einziges Mal länger auf Kauai gewesen. Die Mutter fuhr fort.
    »Das Eingangstor soll jetzt geändert werden. Wenn es nach deiner Tante gegangen wäre, würde schon seit Jahren lediglich Pauls Name dort stehen. Paul Vogel Plantage. Aber bei unserem Gespräch erwähnte Paul jetzt die mögliche geschäftliche Fusion mit Gerit Janson. Wusstest du eigentlich, dass der Mann doch eine ernsthafte Zuneigung zu dir entwickelt haben muss?«
    Elisa atmete scharf ein und sah ihre Mutter streng an.
    »Lass dir so einen Unsinn bitte nicht einreden, weder von Paul noch von Katharina. Da geht es nur ums Geschäft, um nichts anderes. Gerit Janson ist doppelt so alt wie ich, Mutter, und er riecht nach Schnaps. Außerdem hat er gemeine Augen und so grobe Hände wie ein Schlachter! Und er ist ein … ein Friese! Den will ich auf keinen Fall zum Mann! Lieber bleibe ich für immer alleine …«
    Die Mutter sah Elisa mit Neugierde, aber auch mit ungewohnter Belustigung an.
    »So stark ist deine Abneigung? Dabei ist Gerit Janson doch ganz unterhaltsam, wenn er sich Mühe gibt. Mir hat er nicht nur missfallen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er einen ganz passablen Ehemann abgibt, wenn eine kluge weibliche Hand es versteht, ihn zu zähmen.«
    Elisa antwortete nicht, sondern war erneut aufgesprungen und ging nervös im Zimmer auf und ab. Die Mutter sah sie prüfend an.
    »Du wirst dich doch diesmal zu benehmen wissen, wenn Herr Janson uns erneut besucht, oder? Ich meine, ich verlange nicht von dir, dass du den Freund von Paul heiraten sollst oder auch nur als Bräutigam in Erwägung ziehst. Aber du musst dich besser benehmen, Kind … Also diesmal keine Gespräche über Politik, keine deiner üblichen scharfzüngigen Bemerkungen und vor allem: keinerlei Frechheiten deinem Onkel und deiner Tante gegenüber …«
    Elisa nickte widerwillig, und die Mutter bat sie noch ein letztes Mal zu sich ans Bett.
    »Es wird alles gut, mein Kind, du wirst sehen. Wir kommen jetzt dem Onkel und der Tante ein Stück weit entgegen, und dafür bekommst du den Mann, den du dir selber aussuchst. Dafür werde ich mich einsetzen … versprochen!«
    Die Mutter richtete sich mit einem bemühten Lächeln in ihren Kissen auf.
    »Jetzt küsse mich und dann weg mit dir, zu deinen Cousinen, sonst bekommst du am Ende heute wirklich wieder Ärger.«
    Elisa gehorchte und küsste ihre Mutter auf die Stirn. Mit einem Mal schnupperte Clementia an Elisas halbtrockenem Haar.
    »Du riechst nach Kokosnuss.«
    Und als würde sie Elisa erst jetzt wirklich genauer ansehen, fügte sie hinzu: »Außerdem siehst du heute irgendwie anders aus als sonst, mein Kind …«
    Sie hob Elisas Kinn, um ihr in die Augen sehen zu können.
    »Hast du Kelii heute früh schon gesehen?«
    Elisa schickte ein Stoßgebet zum Himmel, denn sie hasste es zu lügen.
    »Aber natürlich habe ich das, Mutter. Nur Kelii weiß, wo die guten Heilpflanzen stehen. Auch wenn du sie nicht nehmen willst, ich nehme sie gerne weiter für mein Bein ein, damit ich schon bald nicht mehr hinken

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