Tal der Traeume
nichts getan, oder?« Die Frage war an Yorkey gerichtet, der sich innerlich krümmte. Er würde dieses Ungeheuer nicht gerade als »armen Mann« bezeichnen, wollte die Hamiltons aber nicht noch mehr beunruhigen. »Er will das Kind«, sagte er entschlossen. »Wie heißt der Mistkerl?«, fragte Zack. »Weiß ich nicht. Hat er nie gesagt.« »Du solltest mich lieber nicht belügen. Hat Mr. Oatley einen von ihnen erkannt?« »Nein.« »Und du auch nicht?« »Nein, ich kenne mich in diesem Gebiet nicht aus. War zum ersten Mal in der Gegend. Ich weiß nur, dass der Junge Boomi heißt und in der Missionsstation von Darwin leben soll.« »Woher wissen die das?« »Um Himmels willen, Zack! Woher beziehen die Aborigines ihr Wissen?«, rief Sibell ungeduldig. »Sie haben ihre Mittel und Wege. Wir müssen Reverend Walters um Hilfe bitten. Ich habe Lucy zu Myles geschickt, er wird entsetzt sein über die Nachricht.«
Harriet sah Lucy im Laufschritt die Straße entlangkommen und missverstand die Situation. Sie rechnete mit einem Zusammenstoß, als Lucy durchs Tor und die Treppe hinauf stürmte und an die Verandatür hämmerte. Harriet trat vom offenen Fenster zurück und hoffte, sie habe sie nicht gesehen. Zu dumm, dass Tom Ling einkaufen gegangen war. Sie spielte mit dem Gedanken, nicht zu öffnen, entschied sich dann aber für die Konfrontation. Sie mussten einfach alles abstreiten, wie Myles ihr geraten hatte. Dennoch war sie nervös, als sie die Tür öffnete. »Wo ist Myles?«, fragte Lucy sofort. »Er ist nicht da.« »Vielleicht willst du nur nicht, dass ich mit ihm spreche.« »Ich habe dir gesagt, er ist nicht hier.« »Wo denn dann?« »Ich weiß es nicht.« »Harriet, es ist dringend. Sein Vater ist in Gefahr. Wo ist Myles?« »Wie? Ist William etwas zugestoßen?« »Falls es dich überhaupt kümmert, ja. Er wurde von einer Horde Schwarzer entführt. Wo ist Myles?« »Er wohnt im Victoria Hotel«, sagte Harriet eilig. »Wir dachten, da sein Vater weg ist…« »Das ist mir doch egal!«, rief Lucy und wandte sich ab. »Warte, was kann ich tun?«, rief Harriet. »Bleib zu Hause und halt den Mund. Schließlich soll es nicht alle Welt erfahren.« Und schon rannte sie los in die Stadt. Harriet stand wie betäubt auf der Schwelle. Was sollte das heißen, von Schwarzen entführt?
An diesem Morgen beschloss Myles, sich im Büro sehen zu lassen und diesen Emporkömmling Leo im Auge zu behalten. Er betrat forschen Schrittes das Büro, sah Leo im Hinterzimmer und nahm sofort an Williams Schreibtisch Platz. Er griff nach einer Akte und las, dass der Besitz der Walshs zum Verkauf stand. Während er die Beschreibung der Station studierte, kam Leo herein. »Nehmen wir es jetzt mit den Viehagenten auf und handeln mit Stationen?« »Das haben wir in einem gewissen Rahmen schon immer gemacht«, sagte Leo. »Was kann ich für Sie tun, Myles?« »Im Moment gar nichts. Wie viel verlangt Walsh für seine Station?« »Das steht noch nicht fest. Mrs. Walsh wartet auf Angebote meiner Klienten.« Myles grinste bei der Bemerkung. »Aha, und wer sind, wenn ich fragen darf, unsere Klienten?« »Das ist ein Geschäftsgeheimnis, Myles, außerdem sitzen Sie, wenn ich das sagen darf, auf meinem Stuhl.« »Oho! Wenn die Katze aus dem Haus ist… Aber ich brauche den Schreibtisch während Williams Abwesenheit. Ich habe einige Briefe zu erledigen.« »Myles, hat Ihr Vater es Ihnen denn nicht gesagt? Er hat die Firma verkauft.« »Wie bitte?« Myles schoss von seinem Stuhl hoch. »Wann denn das?« »Bevor er aufgebrochen ist. Sie gehört ihm nicht mehr.« »Das glaube ich nicht. Was ist denn das für ein Spiel?« »Es ist kein Spiel. Dies ist jetzt mein Büro.« »Und Sie wollen damit sagen, Sie führen die Geschäfte für die neuen Eigentümer?« »Nein. Bedauere, wenn es ein Schock für Sie ist, aber ich bin der neue Eigentümer. Ich habe Ihrem Vater die Firma abgekauft. Er hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen.« »Das glaube ich einfach nicht. Ich möchte die Papiere sehen.« Leo wartete geduldig. »Sie werden verzeihen, Myles, aber die Verträge sind vertraulich. Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen Einsicht zu gewähren.« »Was haben Sie dafür bezahlt?« »Das sollten Sie vielleicht besser Ihren Vater fragen.« »Verdammt, er ist aber nicht hier.« »Es hat auch keine Eile. Er wird es Ihnen sicher sagen, wenn er zurückkommt.« »Dafür werde ich schon sorgen«, höhnte Myles und schlug die Tür hinter sich zu. »Sie hören noch von
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